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12. Wohnungsbautag
Warum liberale Wohnungspolitik nach Corona noch wichtiger wird

Der Trend zum Homeoffice wird zu einer Neuordnung des Wohnungsmarktes führen
Berlin

Bisher hatte die Corona-Pandemie wenig Einfluss auf den deutschen Wohnungsmarkt. Sowohl bei den Immobilienpreisen als auch bei den Mieten hat Corona kaum Spuren hinterlassen. Doch noch ist die Pandemie nicht vorbei, und selbst wenn: In den letzten Monaten wurden Entwicklungen angestoßen, die unsere Arbeitswelt verändern werden und langfristig sehr wohl Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt haben können.

Hierzu zählt insbesondere der Bedeutungsgewinn des mobilen Arbeitens. In vielen Unternehmen wirkte Corona wie ein Brandbeschleuniger, der das Arbeiten von zu Hause innerhalb kurzer Zeit zur Normalität werden ließ. Welche Rolle das mobile Arbeiten nach Corona einnehmen wird ist noch nicht endgültig geklärt. Es wird sowohl auf das Tätigkeitsprofil, die individuellen Voraussetzungen in den Unternehmen als auch auf die Wünsche der Arbeitnehmenden ankommen, um die besten Lösungen zu finden.

Doch klar ist: das mobile Arbeiten wird bleiben – vielleicht nicht fünf Tage die Woche, nicht alle auf einmal, aber doch deutlich mehr als vor der Krise. Und das reicht um in Teilen für eine Neuordnung auf dem Wohnungs- und Immobilienmarkt zu sorgen. Für diesen Fall braucht es eine Politik, die das Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage versteht und die Voraussetzungen dafür schafft, dass die Menschen ihre Lebensträume verwirklichen können. Vor allem braucht es eine liberale Bau- und Wohnungspolitik.

Nehmen wir also an, das Home-Office bleibt. Nehmen wir an, die Menschen werden in Zukunft tatsächlich verstärkt von zu Hause arbeiten. In diesem Fall ergeben sich vor allem drei mögliche Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt, für die die Politik die notwendigen Voraussetzungen schaffen muss.

Der ländliche Raum gewinnt an Attraktivität

Wegfallende Pendelzeiten könnten ländlichen Gegenden einen echten Attraktivitätsschub verleihen. Der Digitalisierungsmonitor der FDP-Bundestagsfraktion zeigt: 51 Prozent der Menschen können sich einen Umzug in den ländlichen Raum vorstellen, sofern die Möglichkeiten des Home-Office ausgeweitet werden. Erste Auswirkungen dieser Entwicklung sind bereits sichtbar: Die Immobilienpreise im Umland von Metropolen sind zuletzt am stärksten gestiegen – ein Hinweis auf eine wachsende Nachfrage außerhalb der Zentren.[1] Damit jedoch auch ländliche Regionen abseits der „Speckgürtel“ profitieren können, muss noch mehr geschehen. Das Homeoffice „im Grünen“ kann nur dann Wirklichkeit werden, wenn schnelles Internet vorhanden ist. Auch die gelegentliche Fahrt ins Büro akzeptieren die Menschen nur dann, wenn Fahrten zwischen Stadt und Land schnell und komfortabel zurückgelegt werden können.

Was ist also zu tun? Damit die Menschen in Zukunft wirklich dort wohnen können, wo es ihnen am besten passt, braucht es eine Digitalisierungsoffensive für den ländlichen Raum, die für schnelles Internet überall in Deutschland sorgt. Weiterhin benötigen wir eine zeitgemäße Verkehrsinfrastruktur, die urbane und ländliche Räume optimal verbindet.

Ehemalige Büroflächen könnten als Wohnungen genutzt werden

Setzt sich das mobile Arbeiten langfristig durch, werden auch Unternehmen Konsequenzen ziehen und ihre Büroflächen reduzieren. Zumindest kurzfristig sehen die meisten Unternehmen hierfür noch keinen Bedarf. In einer Umfrage gaben nur 6,4 Prozent der befragten Unternehmen an, ihren Bürobestand in den nächsten zwölf Monaten reduzieren zu wollen. Immerhin 16,9 Prozent wollen in dieser Zeit bereits mit einer Umgestaltung ihrer Büros beginnen.[2] Diese Zahlen erscheinen zunächst niedrig, sie beziehen sich allerdings auf einen sehr kurzen Zeithorizont. Was passiert hingegen in den nächsten zwei, drei oder fünf Jahren, wenn sich der Trend zum Home-Office fortsetzt? In diesem Fall sähen die Zahlen sicher ganz anders aus. Das Bauberatungsinstitut ARGE sieht gar ein Potential von 235.000 Wohnungen in deutschen Städten, die durch freiwerdende Büros entstehen könnten.[3]

Was ist also zu tun? Sollte es tatsächlich zu einer Reduzierung von Büroflächen kommen, könnte dies eine echte Chance für die angespannten städtischen Wohnungsmärkte sein. In diesem Fall braucht es eine Politik, die bürokratische Hürden beiseiteschafft und die Umwidmung von Büroflächen in Wohnraum erleichtert.

Wohneigentum könnte an Bedeutung gewinnen

Während Corona verbringen wir so viel Zeit in den „eigenen vier Wänden“ wie selten zuvor. In den vielen Stunden, die wir zu Hause im Home-Office sitzen, kochen, streamen oder uns anderweitig die Zeit vertreiben, lernen wir die Vor- und Nachteile unserer Wohnsituation nur allzu gut kennen und stellen uns irgendwann zwangsläufig die Frage, wie wir eigentlich am liebsten wohnen würden. Eine neue Studie gibt hierauf eine Antwort: Am allerliebsten als Eigentümerin bzw. Eigentümer in einem Einfamilienhaus.[4] Dieses Ergebnis ist durchaus überraschend, denn Deutschland ist aktuell eine Nation von Mieterinnen und Mietern. Die Wohneigentumsquote liegt bei lediglich 46,5 Prozent und ist damit so niedrig wie nirgendwo sonst in der EU. Es ist also durchaus möglich, dass die aktuellen Erfahrungen der Corona-Pandemie zu einer Neubewertung eines Eigentumserwerbs führen.

Was ist also zu tun? Wir müssen es schaffen, dass die Menschen in Deutschland ihren Traum vom Eigenheim endlich verwirklichen können. Hierzu muss die Grunderwerbsteuerlast gesenkt und die Unterstützung der Wohneigentumsbildung verbessert werden. Gleichzeitig müssen wir endlich aufhören über neue Verbote zu sprechen, die den Eigentumserwerb und den Neubau von Einfamilienhäusern erschweren.

Fazit

Noch ist nicht abschließend geklärt, welche Rolle das mobile Arbeiten nach Corona einnehmen wird – gänzlich verschwinden wird das Home-Office jedoch sicher nicht. Diese Entwicklung bietet große Chancen für den Wohnungsmarkt, die jedoch nur dann genutzt werden können, wenn die Politik die notwendigen Voraussetzungen schafft. Hierfür braucht es liberale Politik, die für schnelles Internet im ländlichen Raum sorgt, eine unbürokratische Flächenumnutzung in Wohnraum sicherstellt und den Erwerb von Wohneigentum endlich wieder für eine breite Öffentlichkeit möglich macht. Gute Bau- und Wohnungspolitik wird also wichtiger denn je!

[1] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/verbraucher/immobilien-haeuser-woh…
[2] https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Kurzberichte/PDF/2…
[3] https://www.mieterbund.de/presse/pressemeldung-detailansicht/article/60…
[4] https://www.iwkoeln.de/fileadmin/user_upload/Studien/Gutachten/PDF/2021…