Stadtplanung
Wie werden Städte freier, reicher und schöner?
Etwa 77 Prozent der Menschen in Deutschland leben in Städten. Diese Städte sind der Ort, an dem ein Großteil der Menschen ihren Alltag verbringt, gleichzeitig sind sie die wirtschaftlichen Zentren unseres Landes. In den letzten Jahren ist der Anteil der Stadtbevölkerung hierzulande kontinuierlich gestiegen. 1950 wohnten noch etwa 68 Prozent der Deutschen in Städten, bis zum Jahr 2050 soll dieser Anteil auf etwa 84 Prozent steigen.
Es braucht private Ideen statt zentralistische Ansätze
Dieser Bevölkerungszuwachs bringt erhebliche Herausforderungen mit sich. Umso wichtiger ist, dass Deutschlands Städte den kommenden Aufgaben gewachsen sind – damit sich die Menschen wohlfühlen, und damit in den Städten das wirtschaftliche Potenzial voll ausgeschöpft werden kann. Leider ist dies in vielen deutschen Städten jedoch nicht der Fall, sie kämpfen mit hohen Preisen, Verkehrsproblemen und einfallslosen Stadtquartieren.
Wo liegen die Probleme deutscher Städte? Und wie können diese Probleme behoben werden? Antworten auf diese Fragen liefert eine neue Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Justus Enninga, der Autor der Studie „Die entfesselte Stadt“, kommt zu dem Schluss, dass die deutsche Stadtplanung der vergangenen Jahre die Erkenntnisse moderner Stadtforschung weitgehend übersehen hat. Statt auf private Graswurzelideen zu setzen, ist die deutsche Stadtplanung immer noch gefangen in den Ideen der Charta von Athen, die in der Forschung längst abgeschrieben ist, weil sie als eine der Ursachen der Probleme der modernen Stadt gilt. Im Rückgriff auf Ideen von Jane Jacobs bis hin zu neuesten Fachpublikationen wird gezeigt, warum zentralistische Ansätze der urbanen Planung zum Scheitern verurteilt sind.
Moderne Stadtforschung und liberale Grundsätze gehen Hand in Hand
Die Analyse von Justus Enninga zeigt: Die Kernprinzipien moderner Stadtforschung lassen sich ganz zentral mit liberalen Grundsätzen vereinbaren. Vielfältiges Eigentum, gemischte Funktionen und unterschiedliche Designs versprechen demnach eine buntere, preiswertere und schönere Stadt. Dies funktioniert aber nur, wenn die Stadtplanung die Stadt nicht als ein Kunstwerk, sondern als einen Prozess versteht, innerhalb dessen Gebäude lernen müssen, simple Regeln herrschen und ein gesundes Verhältnis zum öffentlichen Raum besteht. Erst eine Befreiung der Stadt und ihrer Bewohner von strikten, zentralen Vorgaben und Vertrauen auf die Graswurzelaktivitäten selbstbewusster Bürgerinnen und Bürger verspricht eine Lösung der vorherrschenden Probleme.
Aus Sicht des Autors haben liberale Ideen die Chance, die deutsche Stadt wieder zu einem Erfolgsmodell zu machen. Es braucht demnach liberale Vorstellungskraft für die erfolgreiche Stadt von morgen, ganz im Sinne von Jane Jacobs, die sich schon 1958 gegen die zentralistische Stadtplanung richtete, den Menschen in der Stadt Vertrauen schenkte und feststellte:
Designing a dream city is easy; rebuilding a living one takes imagination