Deutsche Einheit
30 Jahre Friedliche Revolution und Deutsche Einheit
Bewegende Szenen in Prag: Als Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher am Abend des 30. September 1989 vom Balkon der Botschaft den über 5.000 dort teils wochenlang ausharrenden DDR-Flüchtlingen die Ausreise verkündete, war der Jubel grenzenlos. In den nächsten Tagen passierten die Züge mit den Botschaftsflüchtlingen auf ihrer Fahrt in den Westen Dresden und Plauen – und nur mit Mühe konnte die Staatsmacht die Menschen an den weiträumig abgesperrten Bahnhöfen am Aufspringen auf die Züge hindern.
„Die Flüchtlinge haben ihr Schicksal in die eigenen Hände genommen und damit Geschichte geschrieben. Sie haben das Tor zur Freiheit nicht nur für sich selbst geöffnet. Der Druck auf die Mauer war unumkehrbar geworden“, so Genscher über die dramatischen Geschehnisse 1989.
Wie war es zur Friedlichen Revolution gekommen? Und wie verlief der Vereinigungsprozess der beiden deutschen Staaten 1990? Mehrere Faktoren beförderten im Herbst 1989 den gewaltigen Umbruch in der DDR: Die Flucht- und Ausreisebewegung nahm dramatisch zu, als sich die ersten Risse im „Eisernen Vorhang“ zeigten. Die über Jahre aktiven, kleinen Oppositionsgruppen erweiterten sich zur großen Bürgerbewegung. Zugleich zeigte sich die SED-Partei- und Staatsführung reformunwillig. Und schließlich griff die Sowjetunion nicht ein – anders als noch beim Volksaufstand am 17. Juni 1953.