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Bildung
Deutschlands größtes Bildungsprogramm: Startchancen für eine bessere Zukunft

Wie das Startchancen-Programm Schulen in herausfordernden Lagen unterstützt
Startchancen-Programm

Mit dem Startchancen-Programm investiert die Bundesregierung 20 Milliarden Euro in Schulen mit erhöhtem Förderbedarf

© picture alliance/dpa | Michael Kappeler

In allen deutschen Bundesländern ist der Schulbetrieb nach den Sommerferien wieder angelaufen – und damit auch eines der Prestige-Projekte der Bundesregierung, allen voran des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF): das Startchancen-Programm. Es ist das größte und am langfristigsten angelegte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik. 20 Milliarden Euro werden über zehn Jahre von Bund und Ländern für Schulen in herausfordernder Lage bereitgestellt. Die Gelder werden laut BMBF „bedarfsgerecht an Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler verteilt.“ Die Auswahl der Schulen trifft dabei das jeweilige Bundesland. Der Bund stellt jährlich einen Betrag von einer Milliarde Euro bereit, die Länder geben zusammen Mittel in gleicher Höhe hinzu.

Vor allem Grundschulen sollen von dem Programm profitieren, da gerade dort wichtige Weichen für den späteren Lernerfolg gestellt werden. 4.000 Schulen sollen insgesamt in das Programm aufgenommen werden und durch die Förderungen ihren Schülerinnen und Schülern bessere Startchancen bieten. Zu Programmbeginn sind bereits 2.125 Schulen deutschlandweit gelistet.

Das Programm fußt auf drei Säulen, die je nach dem vorhandenen Bedarf der Schule angewendet werden. Eine Säule dient dabei der (Ko-)Finanzierung von Bauvorhaben. Die „Investition in eine zeitgemäße und förderliche Lernumgebung“ steht dabei im Mittelpunkt. Die zweite Säule dient dem Einsatz von Mitteln in der Unterrichtsentwicklung. Als „Chancenbudgets für bedarfsgerechte Lösungen in der Schul- und Unterrichtsentwicklung“ bezeichnet das BMBF diese Säule. Durch die dritte Säule werden Mittel zur Finanzierung und Personalgewinnung von multiprofessionellen Teams bereitgestellt.

Eine wissenschaftliche Begleitung und Evaluation des Startchancen-Programms soll dabei helfen, dass die Mittel möglichst zielgerichtet an den jeweiligen Schulen eingesetzt werden. So soll das Programm Modellcharakter erhalten und späteren Förderprogrammen im Bildungsbereich als Vorbild dienen.

Effektive Kooperation zwischen und auf diesen Ebenen wird angesichts der angespannten Haushaltslage in den Kommunen, den Ländern und im Bund künftig eine immer wichtigere Rolle einnehmen. Doch dafür braucht es eine Stärkung der Autonomie vor Ort. Ein „one size fits all“-Prinzip wird es in der Bildungspolitik bei steigender Heterogenität der Schulklassen nicht geben. Umso wichtiger ist es daher, die Schulautonomie durch das Startchancen-Programm zu verbessern. Derweil gibt es eine Studie, die dem Startchancen-Programm nicht nur aus bildungspolitischer Perspektive positive Aussichten bescheinigt.

Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) hat in einer jüngst veröffentlichten Studie dargelegt, dass mit dem Startchancen-Programm auch eine vielversprechende Investition in die Volkswirtschaft einhergeht. Die investierten 20 Milliarden Euro brächten je nach Berechnungsmodellen des IWs einen deutlich positiven gesamtfiskalischen Effekt. Von knapp über 36 Milliarden Euro bis zu 100 Milliarden Euro könnte der Nettoeffekt ausfallen – je nach Ausweitung des Programms. Jeder investierte Euro hat demnach eine Rendite, die fünfmal so hoch sein könnte. Das zeigt: Solche Investitionen lohnen sich nicht nur auf Bildungsebene, sondern auch ökonomisch. Letztlich wird nachhaltiger Aufschwung vor allem durch gute Bildungspolitik ermöglicht.

Die positiven fiskalischen Berechnungen, vor allem aber die neuen und durch das Programm gestiegenen bildungspolitischen Perspektiven stimmen zuversichtlich. Das größte Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik ist ein Ausrufezeichen. Nur durch eine vertrauensvolle Kooperation von Bund, Ländern und Kommunen sowie den einzelnen Schulen vor Ort wird Deutschland dem viel beschworenen Anspruch, eine Bildungsrepublik zu sein, gerecht werden.

Benno Schulz ist Referent für Bildung und Wissenschaft im Liberalen Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit