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Wohnen
Doch, Vermieten darf sich lohnen!

Der deutsche Wohnungsmarkt befindet sich in einer tiefen Krise

Der deutsche Wohnungsmarkt befindet sich in einer tiefen Krise.

© picture alliance / SZ Photo | Robert Haas

Eine neue Studie der Rosa-Luxemburg-Stiftung kommt zu dem Ergebnis, dass sich Wohnungen mit knapp 5,50 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter wirtschaftlich und nachhaltig bewirtschaften lassen. Im Rahmen der Studie wurden die Bewirtschaftungskosten ausgewählter öffentlicher und genossenschaftlicher Wohnungsunternehmen herangezogen. Das Marktniveau der Mieten ist nach Aussage der Autoren und Autorin dementsprechend deutlich zu hoch – und daher auch die Überschrift, die eher wie ein Schlachtruf klingt: „Keine Profite mit der Miete“.

Um es vorweg klar und deutlich zu sagen: Natürlich darf sich Vermieten lohnen. Profite mit der Miete müssen auch zukünftig möglich sein. Ganz im Gegenteil hätte es fatale Auswirkungen für unsere Gesellschaft, wenn sich die Vermietung von Wohnungen nicht mehr lohnen dürfte. Hier nur drei Beispiele, die zeigen, welch katastrophalen Folgen es hätte, wenn es „keine Profite mit der Miete“ gäbe:

  1. Der Wohnungsbau würde einbrechen

Menschen und Unternehmen werden nur dann den Mut aufbringen, in den Bau von Wohnungen zu investieren, wenn sie daraus ein angemessenes Einkommen generieren können, das den Aufwand, die Kosten und das Risiko rechtfertigt. Wenn sich Vermieten nicht mehr lohnen darf, wer soll dann bitte die Wohnungen bauen, die derzeit so dringend benötigt werden? Mit Subventionen allein wird der Staat die Lücke ganz sicher nicht schließen können. Bis zum Jahr 2028 sollen bereits mehr als 20 Milliarden Euro in den sozialen Wohnungsbau investiert werden. Dieses Geld wird bei weitem nicht ausreichen, um den enormen Neubaubedarf zu decken. Fakt ist: Der Großteil des Wohnungsbaus wird allein durch die Privatwirtschaft getragen. Wenn sich Vermieten nicht mehr lohnen darf, dann gibt es schlichtweg bald keine Wohnungen mehr, die vermietet werden können.

  1. Die Altersvorsorge wäre in Gefahr

Das klischeehafte Bild des deutschen Vermieters ist schnell gezeichnet: Ein großer gesichtsloser Konzern, der immer mehr Profit macht und ohne Probleme auf einen Teil seiner Einnahmen verzichten könnte. Bei diesem Bild muss man gleich mit mehreren Klischees aufräumen. Erstens werden rund zwei Drittel aller Mietwohnungen von privaten Kleinvermietern angeboten. Genossenschaften und kommunale Wohnungsunternehmen kommen zusammen auf weitere 20 Prozent. Private Wohnungsunternehmen verantworten gerade einmal 12 Prozent aller Mietwohnungen. Und um ein weiteres Klischee aus der Welt zu räumen: Gerade einmal 11 Prozent der privaten Vermieterinnen und Vermieter erhalten Mieteinnahmen von mehr als 20.000 Euro im Jahr. Jeder fünfte Kleinvermieter gehört sogar zu den beiden unteren Fünftel der Einkommensverteilung. Es handelt sich um Menschen, die die Mieteinnahmen teils für ihre Existenzsicherung und teils für ihre Altersvorsorge benötigen. 

Und nebenbei: Befragungen zeigen, dass mehr als 70 Prozent der Mieterinnen und Mieter mit ihren privaten Vermietern zufrieden sind. Bei rund 57 Prozent der Mietverhältnisse haben private Vermieter zudem kein einziges Mal die Miete erhöht. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe – aber der Großteil der Vermieter in Deutschland ist ganz zentral am Wohle ihrer Mieterinnen und Mieter interessiert.

  1. Der Wohnqualität würde sich dramatisch verschlechtern

Die Instandhaltung und Modernisierung von Wohnungen kostet Geld. Nur wenn sich das Vermieten lohnt, haben Vermieterinnen und Vermieter den Anreiz – und überhaupt die finanziellen Mittel – in die Qualität ihrer Wohnung zu investieren. Dies ist wichtig für die Wohnqualität, zum anderen aber auch um den Gebäudesektor klimafreundlicher zu gestalten. Insbesondere bei Altbauten werden hierfür erhebliche Sanierungen notwendig sein, die nicht von den Vermietern allein geschultert werden können. Wenn sich Vermieten nicht mehr lohnen darf, dann ist dies also auch eine Absage an unsere Klimaschutzziele.

Man könnte die Liste weiter fortführen. Arbeitsplätze wären in Gefahr, die Wirtschaftsleistung wäre beeinträchtigt, Steuereinnahmen würden verloren gehen und vieles mehr. Und überhaupt: Wer würde zukünftig in Deutschland investieren wollen, wenn sicher geglaubte Einnahmen nicht mehr existieren dürften?  

Fazit

In einem Punkt hat die Analyse der Rosa-Luxemburg-Stiftung völlig recht: Der deutsche Wohnungsmarkt befindet sich in einer tiefen Krise, die wahrscheinlich erst in den nächsten Jahren ihren Höhepunkt erreichen wird. Der vorgeschlagene Lösungsansatz ist allerdings grundlegend falsch. Schlimmer noch: Wenn sich Vermieten nicht mehr lohnen dürfte, würde sich das zentrale Problem auf dem Wohnungsmarkt – der Engpass an angebotenen Wohnungen – noch weiter zuspitzen, mit all den negativen Konsequenzen für die vielen Wohnungssuchenden. Daher muss alles dafür getan werden, den Wohnungsbau wieder in Schwung zu bekommen: mit weniger Bürokratie, mehr Flächen und mehr Experimentiermöglichkeiten. Gerade hierfür hat der Gesetzesentwurf für den Gebäudetyp E aus dem Bundesjustizministerium einen echten Durchbruch erzielt. Nur wenn die Kosten sinken, sind sowohl Profite als auch günstigere Mieten möglich.