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#FemaleForward
Frauen müssen noch viele Kämpfe bestehen

Debatte zum Paritätsgesetz

Brandenburg hat das bundesweit erste Paritätsgesetz bei Landtagswahlen beschlossen. Auch beraten Abgeordnete fraktionsübergreifend über ein bundesweites Paritätsgesetz, das eine Gleichverteilung von Männern und Frauen im Bundestag gesetzlich vorschreiben könnte. Die Friedrich-Naumann-Stipendiatin Mitsy Barriga-Ramos promoviert im Bereich Philosophie an der Freien Universität Berlin und hat sich für #femaleforward mit dem Paritätsgesetz auseinandergesetzt.

In der Politik ist es ähnlich wie in den Hochschulen und der Wirtschaft: Frauen besetzen weniger Führungspositionen als Männer. In den letzten Wochen gedachten wir dem 100. Jahrestag des Frauenwahlrechts. Angesichts dieses Ereignisses, das vor einem Jahrhundert bereits für großes Aufsehen sorgte, thematisiert die aktuelle Debatte um das Paritätsgesetz die Rolle der Frau in der Gesellschaft von Neuem. Scheinbar müssen Frauen bis zur endgültigen Gleichberechtigung immer noch viele Kämpfe bestehen.

Parität zwischen Frauen und Männer in allen gesellschaftlichen Bereichen ist erstrebenswert. Parität bedeutet Gleichstellung oder zahlenmäßige Gleichheit. Dass im Bundestag nur 31 Prozent der Abgeordneten weiblich sind, zeugt nicht von der zu erwartenden Gleichstellung.

Noch düsterer sehen die Zahlen in der Wirtschaft aus: Der Frauenanteil in der Spitze deutscher Unternehmen beträgt rund 23 Prozent. Und an den deutschen Universitäten ist lediglich jede vierte Professur von einer Frau besetzt. 

Es gibt grundsätzlich zu wenig Frauen in Führungspositionen

Obwohl die Unterrepräsentation von Frauen im Parlament nicht ohne Weiteres mit derjenigen im wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bereich vergleichbar ist, zeigen sich doch eindeutige und tief greifende strukturelle Probleme. Die Debatte um das Paritätsgesetz spiegelt diese Probleme wieder: Es gibt grundsätzlich zu wenig Frauen in Führungspositionen.

Warum brauchen wir mehr Frauen in solchen Führungspositionen? Frauen in Führungspositionen können eine enorm transformierende Rolle in der sozialen Dynamik spielen. In Führungspositionen könnten sie Ressourcen mobilisieren, Macht verwalten und Einzelpersonen sowie Massen inspirieren. Stereotype und manifestierte Geschlechterrollen wie die „klassische Arbeitsteilung“ zwischen den Geschlechtern bilden Hindernisse und Beschränkungen für Frauen heute und für zukünftige Generationen.

Mehr Frauen in Führungspositionen könnten nicht nur wesentliche Verbesserungen in den Lebensbedingungen der Gesellschaft bewirken, sondern auch dazu beitragen, Geschlechterverhältnisse langfristig zu verändern. Es ist höchste Zeit, daran zu arbeiten, um eine Änderung zu bewirken. Frauen generell mehr Zugang zu Entscheidungsräumen und der Ausübung von Führung zu gewähren, ist jedoch keine leichte Aufgabe. Wir sollten uns daher nicht die Frage stellen, ob wir ein Paritätsgesetz brauchen, sondern der viel grundlegenderen Frage nachgehen, warum Parität zwischen Frauen und Männer in allen gesellschaftlichen Bereichen relevant ist.