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Freiheitspreis
Joachim Gauck erhält Freiheitspreis 2018

Verleihung vor rund 700 Gästen in der Frankfurter Paulskirche
Joachim Gauck, Bundespräsident a.D., während seiner Dankesrede

Joachim Gauck, Bundespräsident a.D., während seiner Dankesrede

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit/Stephan Flad

Es war eine ganz besondere Veranstaltung: ein Preisträger, der Deutschland nachhaltig geprägt hat, bewegende Reden mit wichtigen Botschaften und im Zentrum von allem die Freiheit! Joachim Gauck, Bundespräsident a.D., erhielt am Samstag in der Frankfurter Paulskirche vor rund 700 Gästen den Freiheitspreis 2018 unserer Stiftung.

„Ja zur Mannigfaltigkeit und Toleranz bedeutet nicht, dass wir unsere Grundwerte zur Disposition stellen. Freiheit braucht die Offenheit der Entschiedenen“, sagte der Bundespräsident a.D. in seiner eindrucksvollen Rede. „1998 oder 2008 wäre es leichter gewesen, das Lob auf die Freiheit zu singen – wir fühlten uns wie die Sieger der Geschichte. Aber Siege für die Freiheit müssen immer wieder errungen werden – egal, von wo die Bedrohung kommt.“ Wandel sei ein Element der Zukunft, doch wir müssten dem Auseinanderdriften der Gesellschaft entgegenwirken. „Wir stehen vor Herausforderungen, die in der Geschichte ohne Beispiel sind.“ Entscheidend sei die Freiheit des Einzelnen in einem freien Gemeinwesen.

Der Bundespräsident a.D. spannte in seiner Rede einen Bogen über die geschichtlichen Errungenschaften und Veränderungen, mit denen die Menschen konfrontiert waren. Die Veränderungen der Moderne seien immer auch Herausforderungen, „die auf uns zu kommen, wenn wir uns als Gestalter begreifen.“ In Bezug auf die heutige drohende Spaltung der Gesellschaft verwies er beispielsweise auf die Unterschiede von Land und Stadt – es könne die letzte Busverbindung durchaus auch beibehalten werden und ein Arzt auf dem Land wäre auch sinnvoll. Der Bundespräsident a.D.: „Wir müssen das Bedürfnis der Menschen nach Sicherheit ernstnehmen, ebenso wie den Wunsch nach Eingebundensein und Beheimatung. Zugleich sollten wir ihre Risikokompetenz stärken, etwa in den Debatten von Migration, Globalisierung oder Digitalisierung. Diese Themen dürfen die Gesellschaft nicht neu aufspalten in Gewinner und Verlierer. Ich freue mich, dass auch die Friedrich-Naumann-Stiftung diese Themen im Blick hat.“

Prof. Dr. Ludwig Theodor Heuss, stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, fragte gleich zu Beginn seiner Laudatio: «Ein Freiheitspreis für Joachim Gauck?  Mancher wird sich gefragt haben: Aber hat er den denn nicht schon? Die Frage ist naheliegend. Wer, wenn nicht Sie?“

Kämpfer für die Freiheit

Kaum ein anderer steht so sehr für Freiheit wie Joachim Gauck – das unermüdliche Engagement für die Freiheit prägt sein öffentliches Wirken bis heute. Zum Auftakt seiner Präsidentschaft bezeichnete er diese als notwendige Bedingung von Gerechtigkeit und Selbstverwirklichung. In seiner Rede zur Freiheit am Brandenburger Tor 2009 betonte er die große Bedeutung von Demokratie, Rechtstaatlichkeit und Freiheit im Kontext des 20-jährigen Jubiläums des Mauerfalls. Auch der Verteidigung liberaler Werte wie Toleranz, Meinungsfreiheit und Wahrung der Menschenrechte fühlte er sich verpflichtet. Schon während der Europäischen Zukunftskonferenz 2016 erklärte Gauck, dass derjenige, der sich an die analytische Weitsicht der großen Vertreter des Liberalismus halte, die Gefahr verringere, von politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen überrascht zu werden. Angesichts des steigenden Populismus und der restriktiven Politik Donald Trumps war es ihm ein besonderes Anliegen, die europäischen Vorstellungen von Menschenwürde, Gleichheit und Religionsfreiheit hervorzuheben.

„Müsste man den Prototypen eines Liberalen, eines freien, unabhängigen und gleichzeitig verantwortlichen Menschen erfinden, er wäre es“, sagte Nicola Beer, Generalsekretärin der FDP, in ihrem Grußwort. Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, und Prof. Dr. Jürgen Morlok, Vorsitzender des Kuratoriums, übergaben Joachim Gauck die Münze und Urkunde zum Freiheitspreis.

 

Engagement für freiheitliche Gesellschaft

Ludwig Theodor Heuss hob besonders Gaucks Verdienste für eine freiheitliche Gesellschaft hervor: „Sie haben sie gefühlt, als sie fehlte, Sie haben sie gelebt als es gefährlich war, Sie haben sie verteidigt, als sie umstritten war.“ In einer Zeit, in der die äußere Freiheit fehlte, habe Gauck Menschen Mut gemacht, sie bestärkt in der Gewissheit, dass es eine Sphäre persönlicher Freiheit gebe, in der die innere Freiheit der Entscheidung jedem Einzelnen erhalten bleibt. Das Erwachen von Bürgersinn und Zivilcourage sei das große Geschenk und Vermächtnis, das die Bürger der ehemaligen DDR der deutschen Freiheitsgeschichte gemacht hätten. Gauck, habe diesen Vorgang von Anfang an als solchen verstanden, mitgestaltet und verteidigt. Vor allem sei es Gauck zu verdanken, dass ihr Wert wieder vermehrt ins öffentliche Bewusstsein gerückt sei. „Es war in erster Linie der freie Bürger Gauck, der das Ringen, das Kämpfen um die «Freiheit nach der Freiheit» als seine nächste natürlich gewachsene Aufgabe verstand. Es war die selbstverständliche Übernahme der Verantwortung als Citoyen in bester republikanischer Tradition“, resümierte Heuss.

Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit zeichnet mit dem Freiheitspreis alle zwei Jahre eine Persönlichkeit aus, die entscheidende Impulse für die Entwicklung einer liberalen Bürgergesellschaft gegeben und damit zur Festigung freiheitlicher Werte und Ziele in der Welt beigetragen hat. 2006 ging der Freiheitspreis an den früheren Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, 2008 an den Literaturpreisträger Mario Vargas Llosa, 2010 an die Publizistin Dr. Necla Kelek, 2012 an den Philosophen Professor Dr. Wolfgang Kersting, 2014 an die Ministerpräsidentin des südafrikanischen Westkap Helen Zille und 2016 an Kaspar Villiger, ehemaliger Bundespräsident der Schweizerischen Eidgenossenschaft.

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