Superheldin
Liselotte Funcke: Die beständige Visionärin
Sie setzte sich für die Integration von Ausländern ein wie keine zweite und liebte unbürokratische Abläufe. Nur zwei Gründe, weshalb wir Liselotte Funcke bewundern. Lass dich von dieser politischen Superheldin inspirieren! Alles, was du über sie wissen musst:
Wer ist diese Frau?
Liselotte Funcke (1918-2012) war eine deutsche FDP-Politikerin, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Ministerin, Ausländerbeauftragte und Mitglied des Kuratoriums der Friedrich-Naumann-Stiftung.
Warum ist sie eine Superheldin?
Sie ist eine der ganz großen Liberalen der Nachkriegsgeschichte. Liselotte Funcke setzt sich nicht nur für eine offene Gesellschaft in Deutschland ein – zu der hier lebende Ausländer nach ihrem Selbstverständnis dazugehören. Sie macht sich auch für die Emanzipation der Frau und für eine funktionierende, möglichst freie Wirtschaft stark.
Egal, was sie anfängt, sie hat innerhalb kurzer Zeit Erfolg damit: Kaum tritt sie 1946 in die FDP ein, wird sie schon in den Landesvorstand der Partei gewählt (1947). Als Jungdemokratin erlebt sie die Heppenheimer Gründungsversammlung Ende 1948 mit und schreibt an Partei- und Grundsatzprogrammen mit. Funcke kandidiert auf einem aussichtslos erscheinenden Listenplatz und wird dennoch Landtagsabgeordnete (1950) – und bleibt es für elf Jahre.
1961 wird sie in den Deutschen Bundestag gewählt, ist ab 1969 für zehn Jahre dessen Vizepräsidentin. Von 1970 bis 1993 gehört Liselotte Funcke zum Kuratorium der Friedrich-Naumann-Stiftung. Als Vorsitzende des Finanzausschusses des Bundestags 1972 bis 1979 behauptet sie sich in einer absoluten Männerdomäne. Johannes Rau beruft Funcke als erste Frau für Wirtschaft, Mittelstand und Verkehr 1979 in die Landesregierung von Nordrhein-Westfalen beruft, der er damals als Ministerpräsident vorsteht.
Nach einer Wahlschlappe der FDP bei der Landtagswahl 1980 scheidet Funcke aus dem Kabinett aus. Das Ende ihrer politischen Karriere bedeutet das aber noch lange nicht: 1981 wird sie Ausländerbeauftragte der Bundesregierung – auch in dieser Position ist sie die erste Frau – und steckt all ihre Energie in ihre neue Aufgabe. Aufgrund ihres unermüdlichen Engagements für die in Deutschland lebenden Türken, gibt man ihr sogar den Spitznamen „Engel der Türken“.
Wer ihre Reden und Schriften von damals nachliest, ist fasziniert, wie weit sie mit ihrer Einschätzung ihrer Zeit voraus ist: Sie mahnt zum gegenseitigen Respekt und Dialog der Kulturen, fordert von beiden Seiten stärkere Anstrengungen zur Integration. Und weist immer wieder darauf hin, wie wichtig das Erlernen der deutschen Sprache für Zuwanderer ist – nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern und insbesondere für die Mütter. Sie sieht Deutschland als Einwanderungsland und kämpft mit dieser Einstellung oft auf verlorenem Posten. 1991 tritt Liselotte Funcke von ihrem Amt zurück, bleibt aber bis zu ihrem Tod im Sommer 2012 anerkannte Expertin für Ausländerfragen.
Okay, und woher kommt sie?
Funcke stammt aus einer Hagener Fabrikantenfamilie. Nach ihrem Abitur am dortigen Realgymnasium studiert sie ab 1937 in Berlin Betriebswirtschaftslehre, arbeitet danach drei Jahre lang bei einem Wirtschaftsprüfer in Wuppertal. Und tritt schließlich als Prokuristin in die von ihrem Urgroßvater gegründeten Schraubenfabrik und Gesenkschmiede Funcke & Hueck ein.
Ihre wahre Leidenschaft ist aber die Politik. Wie ihr Vater Oscar Funcke, der ebenfalls für die FDP dem Deutschen Bundestag in der ersten Wahlperiode angehört, ist sie überzeugte und beständige Liberale. Egal, ob in der Kommunalpolitik oder in hohen Ämtern auf Landes- und Bundesebene: Liselotte Funcke stellt immer die Sache vornan und bleibt sich selbst, ihren Zielen und Überzeugungen dabei treu.
Gut zu wissen:
Von starren bürokratischen Abläufen und Hierarchien hält Liselotte Funcke nichts. Hat sie zu etwas eine Frage, greift sie kurzerhand zum Telefon und ruft direkt denjenigen an, der sie ihr beantworten kann. Nicht selten sorgt sie so für Aufregung, schließlich überspringt sie frech eine ganze Heerschar von eigentlich zwischengeschalteten Staatssekretären, Abteilungsleistern oder Referenten. Dieses Beispiel zeigt gut den schnörkellosen und zupackenden Charakter Funckes. Männer müssten immer erst eine Philosophie entwickeln und vergäßen darüber das Handeln, beschwert sie sich nicht nur einmal.
Was bedeutet ihr Engagement heute für uns?
Besonders in Ausländerfragen ist Liselotte Funcke eine Instanz. Hätten ihre Vorschläge schon vor 35 Jahren Gehör gefunden, hätten wir viele Integrations-Probleme heute vermutlich nicht.
Das können wir von ihr lernen:
Man wächst mit seinen Aufgaben.
Ihr bestes Zitat:
„Frauen müssen einfach mehr bringen, sonst sind sie schnell abgehakt.“