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Tag der Demokratie
„Ohne demokratische Bürgerinnen und Bürger gibt es keine Demokratie“

Demokratieförderung in Südostasien
„Ohne demokratische Bürgerinnen und Bürger gibt es keine Demokratie“

Demokratie lernen - seine Rechte aber auch die eigene Verantwortung kenne.

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Die Vereinten Nationen bestimmten 2007 den 15. September als Internationalen Tag der Demokratie. Die Ziele sind Förderung und Verteidigung der Grundwerte der Demokratie. Aber was bedeutet Demokratie? Diese Frage stellen sich in ihrer täglichen Arbeit Katrin Bannach, Projektleiterin Thailand und Myanmar und Dr. Primarapaat Dusadeeisariyakul, Programmleiterin Thailand der Stiftung für die Freiheit im Büro Bangkok. Über Demokratieförderung- und lehre, Kernaufgaben in den beiden Ländern, die auf Platz 107 (Thailand) und Platz 120 (Myanmar), des Demokratieindexes stehen, hat freiheit.org mit beiden gesprochen.

Für Dr. Dusadeeisariyakul bedeutet Demokratie, dass die individuelle Person eine gewisse Freiheit hat, ihre eigenen Entscheidungen zu treffen, und Kontrolle über ihr eigenes Leben zu haben. Um jedoch sicherzustellen, dass wir diese Form der Selbstentscheidung und Freiheit erhalten, müssen wir uns im Klaren darüber sein, dass Demokratie nicht nur unsere Freiheit betrifft, sondern ein vielfältiger Begriff ist. Für Katrin Bannach zeigt sich dies in der Art und Weise, wie wir ein Land regieren. „In der liberalen Demokratie geht es darum, dass der Staat und all seine Behörden zur Rechenschaft gezogen werden können. Insbesondere auch das Recht von Minderheiten, dabei eine Stimme zu haben. .“

Das heißt, dass man allen Menschen ermöglicht, sich in politische Prozesse einzubringen – also nicht nur Objekt, sondern auch Subjekt des Prozesses zu sein. Denn Demokratie ist keine Einbahnstraße, so Katrin Bannach. „Ohne demokratische Bürgerinnen und Bürger gibt es keine Demokratie.“ Weiterhin bedeutet dies, dass politische Teilhabe nicht nur ein Aspekt der Demokratie ist, sondern einer ihrer wichtigsten Pfeiler. Nicht umsonst bedeutet Demokratie „Herrschaft des Staatsvolkes.“ Politische Teilhabe hebt die Notwendigkeit hervor, dass Bürgerinnen und Bürger die Erkenntnisse und Folgen ihrer Entscheidungen verstehen müssen, um sicherzustellen, dass ihnen ihr Recht auf Teilhabe vermittelt wird. Dies möglichst schon bevor sie ihre Volljährigkeit erreichen.

Daher betont Dr. Dusadeeisariyakul, dass junge Bürger unter 18 Jahren Demokratie lernen müssen, vor allem in Ländern wie Thailand, in denen Demokratie und politische Teilhabe unter den Jugendlichen nur als ein vages Konzept verstanden wird.

Die Bedeutung von demokratischem Verständnis bei Jugendlichen

Die Forderung, dass Jugendliche Demokratie lernen müssen, ist mit der Tatsache verbunden, dass Demokratie in vielen Ländern allein durch konventionelle Mittel, wie Lehrbücher, gelehrt wird. Diese sind jedoch ineffektiv und verhindern, dass Jugendliche Demokratie durch interaktive und lebhafte Methoden erfahren.

Ein praktisch anwendbares Modell, mit dem man politische Teilhabe simulieren kann, erlaubt den Jugendlichen, sich eine eigene politische Meinung zu bilden. Katrin Bannach weist daraufhin, dass solche Methoden den Einsatz kritischen Denkens bei Jugendlichen fördern müssen. So werde sichergestellt, dass sie die Welt aus verschiedenen Perspektiven wahrnehmen. Nur so können sie lernen, ihre derzeitige Situation als aktive politische Akteure zu verändern. Sowohl Katrin Bannach als auch Dr. Dusadeeisariyakul sind der Überzeugung, dass solche praktische Modelle im Schulunterricht eingesetzt werden müssen.

Ein Beispiel hierfür ist das Brettspiel „Sim Democracy“ aus Thailand.

Brettspiele sind im Trend

Dr. Dusadeeisariyakul hat sich zusammen mit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit und Ruttikorn Vuttikorn, der Erfinderin des Spiels, bei einer Vielzahl von Schülerinnen und Schülern einen Eindruck über deren Wissen zu Demokratie und Freiheit verschafft. Dr. Dusadeeisariyakul sagt dazu: „Wir erkannten, dass ihre Kenntnisse sehr begrenzt sind. Dabei waren sie unsicher, wie die Begriffe, die zu Demokratie und Freiheit gehören, überhaupt zusammenhängen. Deshalb haben wir das Brettspiel entwickelt. Wir wollten ein interaktives Lernmittel erschaffen, welches in Schulen und von unseren Partnerorganisationen verwendet wird.“

Dr. Dusadeeisariyakul, Ruttikorn Vuttikorn und die Stiftung für die Freiheit wollten ein Brettspiel gestalten, welches den Schülerinnen und Schülern die Verknüpfung zwischen Demokratie, Freiheit, Wahlen und Politik aufzeigt. So sollte ihnen ein Gefühl dafür vermittelt werden, was es bedeutet, in einer demokratischen Gesellschaft zu leben. Katrin Bannach fügt hinzu, dass dies der effektivste Weg ist, sicherzustellen, dass Bildung Spaß macht und Gruppenarbeit sowie die daraus folgenden Denkprozesse gefördert werden.   

Im Spiel „Sim Democracy“ wird ein demokratisch regiertes Land simuliert, in dem die Spieler verschiedene Bereiche wie Bildung, Gesundheit, Sicherheit und Umwelt darstellen, erklärt Dr. Dusadeeisariyakul. Jedes Spiel besteht aus vier Teams und beginnt mit einem kurzen Wahlkampf. Das gewählte Team stellt die Regierung, wobei die anderen Teams als Bürger fungieren. Die Spieler lernen, wie Regierungsaufgaben und Entscheidungsprozesse aussehen, dass Bürger ihre Regierung beobachten müssen und wie die Probleme des Landes während des Spiels gelöst werden. Sie fügt hinzu, dass der wichtigste Aspekt des Spiels ist, dass alle Spieler am Ende die Leistungen der Regierung bewerten müssen. „Dadurch können die Spieler sehen, wie sich eine gute Demokratie von einer schlechten Demokratie unterscheidet. Und die Erfolge sind erkennbar.“

 

„Ohne demokratische Bürgerinnen und Bürger gibt es keine Demokratie“

Das Spiel eignet sich für viele Altersstufen.

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

„Sim Democracy“ – Erfolge und Zukunft

Die Erfolge des Spiels zeigen sich in den politischen Diskussionen mit den Schülerinnen und Schülern. Sie wussten dann, wie wichtig Transparenz innerhalb der Demokratie ist und hatten ausgeprägte politische Meinungen. Für die Schülerin Titapa, die das Spiel 2014 in Thailand spielte, bedeutete es noch mehr: „Ich habe gelernt, wie man ein Land regiert, weil ich die Rolle der Regierung eingenommen habe, und ich lernte über Gerechtigkeit und Gleichheit. Ich lernte auch wie man Probleme löst.“

Eine funktionierende liberale Demokratie hängt aber von vielen Faktoren ab, die nicht alle in einem Spiel abgebildet werden können, so  Katrin Bannach.  Deshalb entwickelt die Stiftung weitere Spiele, die sich auf Menschenrechte, Medienkompetenz und Frieden konzentrieren. Die Anfragen der Partner nach neuen Spielen ist vor allem dem Erfolg von „Sim Democracy“ zu verdanken . „Wir haben Sim Democracy schon nach Myanmar, Bhutan, Indien, Südkorea, Malaysia, Indonesien, Südafrika, Osteuropa exportiert.“

Für Katrin Bannach und Dr. Dusadeeisariyakul ist dies der Beweis, dass trotz aller Herausforderungen, die Grundwerte der Demokratie immer noch eine große Anziehungskraft auf junge Menschen in der ganzen Welt ausstrahlen und die politische Bildungsarbeit für die liberale und demokratische Kernwerte der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit weiter relevant bleibt.

Katrin Bannach leitet die Arbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung in Myanmar und Thailand.

Dr. Primarapaat Dusadeeisariyakul ist Programmleiterin Thailand, der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.