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Welthandel
Protektionismus als Weckruf: Mexiko als Europas Tor nach Amerika

Noch vor seiner Amtseinführung forderte Donald Trump 25 % Zölle für Nachbarn wie Mexiko, falls sie Migration und illegale Handelsströme nicht eindämmen. Diese Drohung erschütterte die globale Wirtschaft.

Noch vor seiner Amtseinführung forderte Donald Trump 25 % Zölle für Nachbarn wie Mexiko, falls sie Migration und illegale Handelsströme nicht eindämmen.

© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Evan Vucci

Noch vor seiner bevorstehenden Amtseinführung schlug der designierte US-Präsident Donald Trump pauschale Zölle in Höhe von 25 % für seine Grenznachbarn vor, sofern diese nicht die Migration und die illegalen Handelsströme eindämmen - ein Schritt, der wie eine Schockwelle durch die globale Wirtschaft zog. Während die Neuverhandlung des Handelsabkommens zwischen den USA, Mexiko und Kanada (USMCA) einer der Eckpfeiler der ersten Trump-Präsidentschaft war, könnten die neuen Drohungen die nordamerikanischen Handelsbeziehungen insgesamt gefährden.

Der designierte Präsident Donald Trump hat die Debatten über die Zukunft des Welthandels neu entfacht. Trumps Vorschlag, pauschale Zölle in Höhe von 25 % auf Waren aus Kanada und Mexiko und in Höhe von über 100 % auf Waren aus den BRICS-Ländern zu erheben, droht, etablierte Lieferketten zu stören, die Kosten für  Verbraucher in die Höhe zu treiben und geopolitische Spannungen zu verschärfen.

Friendshoring: Globale Handelsdynamiken neu denken

Das Abkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Mexiko und Kanada (USMCA) hat die Entwicklung Mexikos zu einem wichtigen Lieferanten von Industrie-, Automobil- und Elektronikgütern für die USA beschleunigt. Diese Entwicklung wurde durch die Entkopplung der Handelsbeziehungen zwischen den USA und China noch verstärkt, wobei Mexiko im Jahr 2023 China als führender Lieferant von Waren für den amerikanischen Markt sogar überholt hat. Trumps protektionistische Agenda unterstreicht einen Trend weg vom Freihandel und Globalisierung unter Führung der USA, doch sollten der Rest der Welt dies als neue Chance begreifen, die globalen Handelsstrukturen neu zu denken.

Dabei wird immer wieder der Ausdruck “Friendshoring” aufgegriffen, welcher die Verlagerung von Lieferketten in Länder mit gemeinsamen Werten, politischer Stabilität und institutioneller Verlässlichkeit betont. In diesem Zusammenhang könnte sich Mexiko als zentraler Partner für Europa erweisen, denn das Land bietet einzigartige Möglichkeiten, die Handelsdynamik inmitten der globalen geopolitischen Herausforderungen mitzugestalten. Ein kürzlich veröffentlichtes Policy Paper der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit befasst sich mit dem Potenzial dieser Partnerschaft, insbesondere vor dem Hintergrund der Entkopplung des Handels zwischen den USA und China und der wachsenden Rolle Mexikos in den nordamerikanischen Lieferketten.

Das Strategiepapier „Friendshoring mit der USMCA-Region: Opportunities for the Relationship between Europe and Mexico“ (Chancen für die Beziehungen zwischen Europa und Mexiko) beschreibt, wie Mexikos geografische und handelspolitische Vorteile in Verbindung mit seiner Einbindung in mehrere Handelsabkommen das Land zu einem Dreh- und Angelpunkt beim Aufbau resilienter Lieferketten machen. Die Analyse unterstreicht, dass Mexiko bereits beträchtliche Fortschritte dabei gemacht hat, China als Hauptlieferant der Vereinigten Staaten von Waren in kritischen Sektoren wie Automobilkomponenten, medizinischer Ausrüstung und Elektronik abzulösen. Im Bereich der Automobilherstellung beispielsweise hat Mexiko zwischen 2018 und 2024 seinen Anteil an US-Importen von Transportmitteln von 29 Prozent auf 34 Prozent erhöht. Diese Verschiebung unterstreicht den strategischen Wert Mexikos für europäische Unternehmen, die ihre Abhängigkeit von Asien verringern und gleichzeitig Zugang zum nordamerikanischen Markt erhalten wollen.

Im Gegensatz zum traditionellen Offshoring, bei dem Kosteneffizienz durch Auslagerung in Niedriglohnländer im Vordergrund steht, wird beim Friendshoring versucht, Handelsbeziehungen mit Ländern aufzubauen, die gemeinsame wirtschaftliche und politische Grundsätze teilen. Dies ist besonders wichtig für die Beziehungen zwischen Mexiko und der EU, da es helfen kann, die Risiken globaler Krisen und Unsicherheiten zu reduzieren. Mexiko ist durch seine enge wirtschaftliche Verflechtung mit den USA und Kanada im Rahmen des USMCA sowie durch sein solides Handelsabkommen mit der EU ein idealer Partner, um globale Handelsnetze neu zu gestalten. Europa kann von Mexikos geografischer Nähe zu den USA und seiner wachsenden industriellen Stärke profitieren. Dadurch könnte Europa nicht nur seine Position in Nordamerika stärken, sondern auch seine Lieferketten stabiler und vielfältiger machen.

Die Zukunft des Nearshoring und des Handels zwischen der EU und Mexiko

Der für eine funktionierende Wirtschaft zuständige Vizepräsident der Europäischen Kommission und EU-Kommissar für Handel, Valdis Dombrovskis, der Hohe Vertreter der Europäischen Union für Außen- und Sicherheitspolitik, Josep Borrell, und die EU-Kommissarin für internationale Partnerschaften, Jutta Urpilainen, sprechen auf einer Pressekonferenz zur Vorstellung einer neuen Agenda für die Partnerschaft der EU mit Lateinamerika und der Karibik

Seit der russischen Invasion in der Ukraine im Jahr 2022 hat der strategische Wert Lateinamerikas und der Karibik für die EU zugenommen. Insbesondere Mexiko bietet eine historische Chance: Eine bessere Handelsbeziehung zwischen Mexiko und der EU würde die Zusammenarbeit in den Bereichen Klimawandel, Menschenrechten und Korruptionsbekämpfung stärken.

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Das Policy Paper weist auch auf Herausforderungen hin. Während Mexiko in Sektoren wie dem Automobilbau von der Entkopplung zwischen den USA und China profitiert hat, muss es die Chancen in Branchen wie Elektronik, Pharmazeutik und grünen Technologien noch voll ausschöpfen. Europäisches Fachwissen und Investitionen in diesen Bereichen könnten diese Lücke schließen und die Fähigkeit Mexikos verbessern, als robuste Alternative zu asiatischen Lieferketten zu dienen. Durch die Angleichung der Produktionsprozesse an die regionalen Inhalts- und Arbeitsstandards des USMCA könnten sich europäische Unternehmen nahtlos in den nordamerikanischen Markt integrieren und gleichzeitig strenge Nachhaltigkeitsanforderungen erfüllen. Durch einen weiteren Ausbau der Handelsbeziehungen, wie beispielsweise durch einen Rat für strategische Zusammenarbeit könnte die Entwicklung qualifizierter Arbeitskräfte und Investitionen in kleine und mittlere Unternehmen vorangetrieben werden. Dadurch wird deutlich, dass es ein großes Potenzial für gegenseitige Vorteile gibt.

Trumps Zollvorschläge verdeutlichen die Fragilität des globalen Handelssystems, aber sie unterstreichen auch die Dringlichkeit, wertorientierte Handelsallianzen anzustreben. Das 2020 modernisierte globale Abkommen zwischen der EU und Mexiko muss daher rasch ratifiziert werden. Es bietet einen liberalisierten Handel für 99 % aller zwischen der EU und Mexiko gehandelten Waren und kann Teil einer überzeugenden Strategie zur Abfederung potentieller Lieferkettenprobleme und dem Verlust von Absatzmärkten sein.

20 Jan.
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Brücken bauen statt Mauern errichten

Die globale Handelslandschaft steht an einem Scheideweg. Trumps protektionistische Agenda könnte traditionelle Handelsbündnisse destabilisieren, bietet aber auch die Chance, Partnerschaften zu überdenken und neu zu gestalten. Mexiko und Europa können eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung eines Handelsmodells übernehmen, das gemeinsame Werte, wirtschaftliche Sicherheit und gegenseitigen Wohlstand in den Vordergrund stellt.

Die Zukunft des Handels liegt nicht in der Isolation, sondern im Aufbau von Brücken. Mexikos einzigartige Position als Tor zu Nordamerika und Europas Innovationskraft können die Dynamik des Welthandels neu definieren. Die Förderung von belastbaren und strategischen Beziehungen wird die Entwicklung des Handels bestimmen – und ist vielleicht sogar die Basis globaler wirtschaftlicher Stabilität.

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Florian von Hennet
Florian von Hennet
Leiter Kommunikation, Pressesprecher
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