Künstliche Intelligenz
Fokus auf die eigenen Stärken - Europas Rolle im globalen KI-Wettlauf
Künstliche Intelligenz (KI) hat nicht nur unsere Wirtschaft und Gesellschaft tiefgreifend verändert, sondern ist auch zu einem geopolitischen Schlüsselthema geworden. Dass beispielsweise die USA Exportkontrollen für kritische Technologien wie Chips und Prozessoren verstärkt einsetzt, zeigt, dass KI mittlerweile nicht mehr nur eine Frage technischer Innovation ist, sondern auch die internationalen Machtverhältnisse prägt.
Die Hauptakteure in diesem Wettlauf sind die USA und China. Beide Länder dominieren die Entwicklung und den Export zentraler KI-Komponenten und stützen sich dabei auf ihre Vorsprünge in den Bereichen Hardware, Datenverfügbarkeit und finanzielle Ressourcen. Aber wo bleibt Europa in diesem Wettstreit?
Eine Analyse zu dieser Frage bietet die Publikation „Europe's Path to Competitiveness in the Global AI Race“ des Global Innovation Hubs der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Sie beleuchtet die Herausforderungen, denen Europa sich stellen muss – zeigt aber auch die Stärken der EU, auf die sie aufbauen kann.
Europas Schwäche im Hardware-Sektor
Ein Blick auf die Wertschöpfungskette von KI (Daten, Rechenkapazitäten, KI-Modelle und -Software) sowie die Verfügbarkeit von Fachkräften und Forschung geben Aufschluss, wo Europa im Bereich der KI stark ist und wo es Nachholbedarf gibt. Eine getrennte Betrachtung dieser Bereiche hilft, die Unterschiede zwischen den USA, China und Europa klarer zu erkennen.
Im Hardware-Sektor – insbesondere bei Hochleistungsrechenzentren und spezialisierten Chips wie GPUs (Grafikprozessoren) – führen die USA und China den Markt an. Europa zeichnet sich hingegen durch ein starkes Forschungsumfeld, eine innovative Start-up-Landschaft und international anerkannte ethische Standards im Umgang mit KI aus. Dennoch zeigt die Abhängigkeit von externen Lieferanten bei Hardware eine Schwäche auf, die nur schwer und kostenintensiv zu beheben ist.
Handlungsempfehlungen für ein starkes Europa in der KI-Wirtschaft
Die Studie argumentiert, dass Europa nicht versuchen sollte, mit den USA und China in der Hardwareproduktion direkt zu konkurrieren, sondern stattdessen auf strategische Partnerschaften und eine bessere Nutzung vorhandener Ressourcen setzen sollte. Investitionen in die Optimierung bestehender Infrastrukturen, wie sie durch das EuroHPC-Projekt (High Performance Computing Joint Undertaking) angestoßen wurden, könnten kurzfristig Abhilfe schaffen und gleichzeitig die Grundlagen für langfristige Unabhängigkeit legen.
Europa sollte bewusster auf seine bestehenden Stärken setzen, um sich strategisch neu zu positionieren und seine Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Durch gezielte Investitionen in zukunftsweisende Technologien wie föderiertes Lernen, kleinere Sprachmodelle und neuartige KI-Architekturen kann Europa unabhängiger werden und Innovation vorantreiben. Eine dezentrale Förderung kleinerer Akteure anstelle nationaler Champions vermeidet dabei Engpässe und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig. Ebenso sind der Ausbau von Open-Source-Projekten und Investitionen in die Ausbildung von Fachkräften entscheidend, um technologische Unabhängigkeit zu sichern und Abhängigkeiten von externen Akteuren zu reduzieren.
Zusammengefasst liegt Europas Stärke klar in seiner Forschung, seinen ethischen Standards und seiner Innovationskultur – Aspekte, die es ermöglichen, in der globalen KI-Wertschöpfungskette eine wichtige Rolle einzunehmen, auch wenn Hardwareabhängigkeiten sich nicht ganz vermeiden lassen.