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Kenianische Fachkräfte für Deutschland

Staatspräsident Kenias, Dr. William Ruto, beim Start eines Pilotprojekts der Friedrich-Naumann-Stiftung für digitale Zusammenarbeit zwischen Europa und Afrika
Kenianische Fachkräfte für Deutschland

FNF

Ein klassisches Win-Win-Szenario: Deutschland und andere europäische Länder haben aufgrund der demographischen Entwicklung zu wenig qualifizierte Arbeitskräfte. Es wird schwer, offene Stellen zu besetzen. Das schwächt das Wirtschaftswachstum und gefährdet unseren Wohlstand. Gleichzeitig ist in Kenia und anderen afrikanischen Staaten eine zahlenmäßig riesige junge Generation von gut ausgebildeten und motivierten jungen Menschen dringend auf der Suche nach qualifizierter, zukunftsträchtiger Arbeit. Viele von ihnen bringen genau die Fähigkeiten mit, die wir brauchen: Kenntnisse in IT, Software und Datenanalyse, aber auch in Kundenbetreuung, Vertrieb und Verwaltungsaufgaben.

Genau hier setzt ein Projekt an, das die Friedrich-Naumann-Stiftung unterstützt und vorantreibt: Digitale Zusammenarbeit soll die Herausforderungen auf der europäischen und auf der afrikanischen Seite lösen. Das Modell von remote work ermöglicht eine Arbeitsteilung ohne physische Migration. Die jüngsten Wahlergebnisse in Ostdeutschland sind ein deutlicher Indikator dafür, dass die Bereitschaft zur Aufnahme und Integration von Ausländern in der deutschen Gesellschaft massiv abgenommen hat – auch wenn die deutsche Wirtschaft die Zuwanderung von Fachkräften dringend bräuchte.

Der Global Partnership Hub der Friedrich-Naumann-Stiftung arbeitet seit mehr als einem Jahr daran, die Idee einer digitalen Arbeitsteilung zwischen Europa und Afrika voranzutreiben. Wie groß ist das Potenzial? Welche Widerstände und Hürden stehen diesem Potenzial im Weg und wie kann man diese Hindernisse überwinden? Das waren die zentralen Fragen, die auf einer Konferenz in Nairobi im Dezember 2023 und einer Anschlussveranstaltung in Berlin im April 2024 diskutiert wurden. Wichtigen Input für die Diskussion lieferte eine Studie (hier auch auf Englisch), für die die Friedrich-Naumann-Stiftung insgesamt 600 Personalfachleute in Deutschland und in Großbritannien befragt hat.

Nun möchte die Friedrich-Naumann-Stiftung nachweisen, dass dieses Konzept auch in der Praxis funktioniert. Die Friedrich-Naumann-Stiftung hat dafür ein Pilotprojekt auf den Weg gebracht, das am Beispiel eines deutschen Bundeslandes – Hamburg – und eines kenianischen Countys – Nakuru – zeigen soll, wie es funktioniert. Praktische Erfahrungen aus diesem Projekt sollen helfen, die Rahmenbedingungen zu verbessern, damit das Modell in weiteren Bundesländern und Countys Schule macht.

Es ist eine große Ehre, dass der Präsident der Republik Kenia, Dr. William Ruto, anlässlich seines Staatsbesuchs in Berlin dabei sein wird, wenn das Memorandum of Understanding für dieses Pilotprojekt am 13. September 2024 unterzeichnet wird. Vier Partner sind beteiligt: Die Regierung der Republik Kenia, vertreten durch das Ministerium für auswärtige Angelegenheit, Qhala Trust, ein gemeinnütziger Think Tank mit Sitz in Nakuru, die Handelskammer Hamburg und die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.

Mit ihren Unterschriften geben sie das Startsignal für eine neue Form der Zusammenarbeit und Arbeitsteilung, von der beide Seiten enorm profitieren können.

 

 

Ein neues Modell für die Globalisierung der Arbeitswelt

Ein neues Modell für die Globalisierung der Arbeitswelt

Die globale Arbeitswelt ist geprägt von zwei gegenläufigen
Trends: Im globalen Süden steigt das Arbeitskräfteangebot,
während der globale Norden mit einem Rückgang der Erwerbsbevölkerung und einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften konfrontiert ist.
Beide Entwicklungen haben demografische Ursachen. Viele Länder des globalen Südens haben unverändert hohe
Geburtenraten. Das daraus resultierende Bevölkerungswachstum in Verbindung mit einem verbesserten Zugang
zu Bildung führt zu einem erheblichen Anstieg der Erwerbsbevölkerung. Trotz vergleichsweise hoher Wachstumsraten
entstehen in den wenigsten Volkswirtschaften des Südens
genügend Arbeitsplätze, um allen jungen Arbeitssuchenden eine Perspektive auf eine wirtschaftlich auskömmliche
und sichere Zukunft zu geben. Typischen Folgen sind soziale Instabilität und ungesteuerte Migration in den vermeintlich vielversprechenden Norden.
Umgekehrt kämpft der globale Norden mit den Herausforderungen niedriger Geburtenraten und einer alternden und
teilweise schrumpfenden Bevölkerung. Die sogenannten
Babyboomer, die Generation, die in den geburtenstarken
Jahrgängen zwischen 1946 und 1964 geboren wurde, geht
nach und nach in den Ruhestand. Um die Arbeitsplätze zu
besetzen, die die Babyboomer freimachen, reicht die Anzahl
der jungen Menschen, die jetzt in den Arbeitsmarkt eintreten,
bei weitem nicht aus. Die Folge ist ein Fachkräftemangel in
vielen Branchen. Für immer mehr Unternehmen wird das Fehlen von qualifizierten Mitarbeitern zur existenziellen Bedrohung. Gesamtwirtschaftlich belastet der Fachkräftemangel
das Wachstum und damit den Wohlstand in den betroffenen
Volkswirtschaften.
Die scheinbar einfache Lösung, Arbeitskräfte aus dem Süden
in den Norden zu holen, um den wachsenden Bedarf nach
Arbeitskräften dort zu decken, ist in der Realität schwierig.
Nach einem Jahrzehnt mit großen Flüchtlingsströmen in den globalen Norden ist die Bereitschaft zur Aufnahme von weiteren Menschen begrenzt. Die Angst vor einer vermeintlichen
Überfremdung treibt die Umfragewerte von populistischen
Parteien der extremen Rechten auf Rekordhöhen.
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A new model for the globalization of the world of employment

A new model for the globalization of the world of employment

Two opposing trends characterize the global world of employment. In the global South, the supply of labor is increasing,
while the global North is confronted with a decline in the working population and a shortage of qualified workers.
Both developments have demographic causes. Many countries in the global South continue to have high birth rates. The
resulting population growth, combined with improved access
to education, is leading to a significant increase in the working
population. Despite comparatively high growth rates, very few
economies in the South are creating enough jobs to provide
all young jobseekers the prospect of an economically viable
and secure future. Typical consequences are social instability
and uncontrolled migration to the supposedly greener pastures in the North.
Conversely, the global North is struggling with the challenges
of low birth rates, ageing and in some cases even shrinking working population. The so-called baby boomers, the generation born between 1946 and 1964, are gradually retiring.
The number of young people now entering the labour market is insufficient to fill the jobs that the baby boomers are
vacating. The result is shortage of supply in skilled workers
in many sectors. For many companies, the lack of qualified
employees is becoming an existential threat. In macroeconomic terms, the shortage of skilled workers negatively impacts
growth and prosperity in the affected economies.
In real terms, the seemingly simple solution of migrating skilled labor from the South to the North to meet the growing
demand is now increasingly becoming a complicated affair.
After a decade of record immigration of refugees to the global
North, the willingness to take in more people has drastically
reduced. The fear of a supposed “over-foreignization” has driven the poll ratings of populist parties on the extreme right to
record highs.
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