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Indonesischer Staatspräsident besucht Hannover-Messe
Wirtschaft und Energiewende im Fokus

Joko Widodo

Der indonesische Präsident Joko Widodo besucht im April Deutschland.

© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Uncredited

Jana Dietrich, Praktikantin im Büro der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, hat für freiheit.org mit Almut Besold gesprochen, die seit 2018 die Arbeit der Stiftung in Indonesien leitet.

Frau Besold, wie wird der Besuch Jokowis ablaufen?
Im April 2023 wird der indonesische Präsident Joko Widodo die Hannover-Messe in Deutschland besuchen - die größte und wichtigste Industrie- und Technologiemesse der Welt. Schon 2020 war Indonesien offizielles Gastland der Hannover-Messe, aufgrund der Pandemie fiel diese jedoch aus. 2021 fand die Messe wieder statt, doch kam es wegen der noch andauernden Pandemiesituation nur zu einem virtuellen Treffen Joko Widodos mit der damaligen Kanzlerin Angela Merkel. 2023 ist Indonesien nun erneut das offizielle Gastland der Hannover-Messe und Jokowi kommt im dritten Anlauf zum lange ersehnten persönlichen Besuch nach Deutschland. Am 16. April wird er eine Rede zur Eröffnungsfeier der Messe halten und Kanzler Olaf Scholz am Messemontag beim traditionellen Kanzlerrundgang begleiten.

Was ist die Hannover-Messe?
Seit ihrer Gründung im Jahr 1947 ist die Hannover-Messe eine Plattform für internationale Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen und Technologien. Sie ist die größte industrielle Technologiemesse der Welt und findet jedes Jahr in Hannover statt. Im Laufe der Jahre hat die Messe an Größe und Umfang zugenommen und zählt heute über 6.000 Aussteller aus der ganzen Welt. Sie hat sich zudem zu einer Plattform für Regierungs- und Wirtschaftsvertreter aus der ganzen Welt entwickelt, um Themen von internationaler Bedeutung zu diskutieren. Dieses Jahr wird die Hannover-Messe vom 17. bis 21. April stattfinden.

Was bedeutet der Besuch Jokowis für beide Länder?
Vor allem für die indonesische Regierung ist der Besuch von Joko Widodo auf der Hannover-Messe ein wichtiges Symbol für die starken Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien. Widodos Anwesenheit auf der Veranstaltung gilt als Zeichen einer starken Partnerschaft zwischen den beiden Ländern und unterstreicht die zunehmende Bedeutung Indonesiens in der Weltwirtschaft. Vor allem in den letzten Jahren sind die beiden Länder zu engen Partnern geworden, wobei Deutschland Indonesien wertvolle wirtschaftliche und technische Hilfe leistet. Deutschland ist darüber hinaus ein wichtiger Partner bei der Entwicklung des indonesischen Energiesektors und unterstützt Indonesien dabei, erneuerbare Energiequellen verstärkt zu nutzen.
Der Besuch Widodos bietet den beiden Ländern nun die Möglichkeit, ihre Partnerschaft weiter auszubauen. Darüber hinaus ist die Teilnahme Indonesiens an der Messe eine gute Gelegenheit, technische Fortschritte und Innovationen des Landes zu präsentieren. Indonesiens Wirtschaft befindet sich nach der Pandemie mit einem Wachstum von fünf Prozent auf Erholungskurs, was vor allem auf die hohen Rohstoffpreise von Palmöl, Nickel, Kohle und Kautschuk zurückzuführen ist. Diese erzielen auf internationalen Märkten mitunter Rekordpreise. Ziel Indonesiens ist es jetzt, die arbeitsintensive Fertigung im Land zu erhöhen, Exporte zu steigern sowie neue Investoren zu gewinnen. Erst kürzlich gab es in Indonesien eine Liberalisierung des Investitions- und Arbeitsrechts, um flexibler und somit auch attraktiver für internationale Investitionen zu sein. Indonesien ist mit über 150 Unternehmen sowie 41 Ministerien/Behörden auf der Messe vertreten und bietet so vielen ausländischen Unternehmen an, mit ihnen in Kontakt zu treten.

Wie waren die deutsch-indonesischen Beziehungen in der Vergangenheit?
Bereits seit 1952 bestehen bilateral-diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Indonesien, die seitdem vor allem in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Bildung und Kultur erweitert wurden.
Der Besuch von Joko Widodo auf der Hannover-Messe ist daher nur ein Besuch von vielen gegenseitigen Besuchen der Staatschefs beider Länder. Der erste indonesische Präsident, der nach Deutschland kam, war Suharto im Jahr 1973. Seitdem kam jeder indonesische Präsident während seiner Amtszeit mindestens einmal nach Deutschland, Susilo Bambang Yudhoyono war sogar viermal zu Besuch. Aber auch viele deutsche Politiker, wie beispielsweise der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff oder die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kamen nach Indonesien. 2012 verabschiedete Merkel bei ihrem Besuch in Jakarta zusammen mit dem ehemaligen Präsidenten Yudhoyono die Jakarta-Erklärung und legte damit den Grundstein für eine langfristige Zusammenarbeit beider Länder. 2022 besuchte Präsident Steinmeier Indonesien und unterstrich damit die Wichtigkeit des Landes, aber auch der Region für Deutschland.

Wie könnten die deutsch-indonesischen Beziehungen in Zukunft aussehen?
Im Februar 2024 stehen Präsidentschaftswahlen in Indonesien an, bei denen Präsident Joko Widodo nicht mehr antreten wird. Da er sich bereits in seiner zweiten Amtszeit befindet, darf er gemäß der indonesischen Verfassung kein drittes Mal kandidieren. Es ist aber davon auszugehen, dass auch in Zukunft eine enge deutsch-indonesische Zusammenarbeit erfolgen wird. 2022 entschied sich Indonesien dafür, bis 2030 einen Anteil von 34 Prozent an erneuerbaren Energien zu erreichen und die Emissionen des Energiesektors bis 2050 auf null zu senken. Warum handelt Indonesien jetzt? Es ist zum einen wirtschaftlich sinnvoll (BIP-Steigerung, Schaffung von Arbeitsplätzen), zum anderen kann Indonesien damit konkrete Ressourcen an sich ziehen. Im Rahmen der sog. Just Energy Transition Partnership (JETP) bekommt Indonesien in den nächsten Jahren 20 Mrd. US-Dollar von einer Gruppe von Industrienationen inklusive Deutschland. Indonesien muss in den nächsten Monaten wichtige Entscheidungen treffen, wie genau es seinen Dekarbonisierungskurs gestalten will. Je eher Indonesien ehrgeizigere Klimaschutzmaßnahmen ergreift, desto mehr wird es auch die Probleme der Armut und der unzureichenden Infrastruktur angehen können.

Almut Besold leitet seit 2018 die Projektarbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Indonesien und Malaysia. Jana Dietrich studierte 2022 im Rahmen eines Auslandssemesters an der Gadjah-Mada-Universität in Jogjakarta und ist derzeit Praktikantin im Stiftungsbüro in Jakarta.