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Erdbeben in Myanmar und Thailand
Verheerendes Erdbeben fordert über 1.600 Tote und erschüttert die Region

Ein Erdbeben der Stärke 7,7 erschütterte Myanmar und Thailand, über 1.600 Menschen starben.

Ein Erdbeben der Stärke 7,7 erschütterte Myanmar und Thailand, über 1.600 Menschen starben.

© Hnin Wint Naing, Regionalbüro Südost- und Ostasien

Am 28. März um 12:51 Uhr Ortszeit erschütterte ein starkes Erdbeben der Stärke 7,7 Myanmar. Die Naturkatastrophe verursachte weitreichende Verwüstungen, mehr als 1600 Menschen starben. Das Beben, das 21 Kilometer nordöstlich von Mandalay seinen Ursprung hatte, war in der gesamten Region zu spüren und betraf auch die Nachbarländer Thailand, China und Indien.

In Myanmar wurden bisher mindestens 1.600 Tote und mehr als 3.400 Verletzte bestätigt. Die Behörden warnen, dass die Zahl der Todesopfer im Zuge der andauernden Rettungsmaßnahmen noch steigen könnte. Zu den am stärksten betroffenen Gebieten gehören Mandalay, Sagaing und Nay Pyi Taw. Aus Angst vor weiteren Nachbeben und Gebäudeeinstürzen haben Tausende auf offenen Feldern übernachtet.

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Die Auswirkungen gingen über die Grenzen Myanmars hinaus, und auch aus Thailand wurden erhebliche Zerstörungen gemeldet. Das Erdbeben löste den Einsturz eines 30-stöckigen, im Bau befindlichen Gebäudes nördlich von Bangkok aus, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen. Die thailändische Hauptstadt wurde nach dem Vorfall zum Katastrophengebiet erklärt. Nach Angaben der Stadtverwaltung von Bangkok sind mindestens 18 Menschen gestorben, 33 wurden verletzt und 78 werden noch vermisst. Die Stadtverwaltung spricht von mehr als 9.500 gemeldeten Gebäudeschäden.

Der thailändische Verkehrsminister Suriya Jungrungreangkit drückte bei einem Besuch der eingestürzten Baustelle sein Beileid aus. „Ich bedaure diesen Vorfall zutiefst“, erklärte er, während die Rettungskräfte die Suche nach Überlebenden, die unter den Trümmern begraben waren, fortsetzten.

Myanmar
© Mg Thi

Ausnahmezustand und internationale Hilfe

Die Militärjunta von Myanmar hat den Ausnahmezustand ausgerufen und die Bewohner vor der anhaltenden Gefahr von Nachbeben gewarnt. In einem seltenen Schritt hat die Junta auch um internationale Hilfe gebeten.

Russland, China und Indien reagierten schnell und schickten Hilfs- und Such- und Rettungsteams, gefolgt von Singapur, Malaysia, Vietnam und Thailand. Trotz der seit Freitag andauernden Rettungsbemühungen ist die Hilfe in vielen der am stärksten betroffenen Gebiete aufgrund der beschädigten Transport- und Kommunikationsinfrastruktur noch nicht angekommen.

Die Flughäfen von Mandalay und Nay Pyi Taw wurden beschädigt, und auch Autobahnen und Brücken wurden zerstört. Die Telekommunikationsinfrastruktur wurde schwer getroffen, insbesondere in Sagaing, wo Telefon- und Internetdienste teilweise ausgefallen sind, was die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen erschwert.

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Verzweifelte Hilferufe

Sagaing, eine Region, die bereits unter Konflikten und Widerstandsbewegungen gegen die Militärjunta leidet, ist am stärksten betroffen. Ein Anwohner bat um Hilfe:

„Bitte helfen Sie Sagaing. Wir haben keine Hilfe erhalten und es sind keine Such- und Rettungsteams eingetroffen, um nach Überlebenden zu suchen. Der Geruch verwesender Leichen aus den eingestürzten Gebäuden ist überwältigend. Es scheint, als sei niemand mehr am Leben.“

In Mandalay wird angenommen, dass Hunderte muslimische Gläubige ums Leben kamen. Sie wurden während des Ramadan-Gebets von dem Erdbeben überrascht. Nach Angaben der Regierung der Nationalen Einheit (NUG) wurden landesweit über 50 Moscheen beschädigt.

In Nay Pyi Taw stürzte die Notaufnahme eines Krankenhauses ein, wobei Patienten verletzt wurden. Auch Regierungsgebäude wurden beschädigt. Die Botschaften Chinas und Singapurs haben in den sozialen Medien über ihre laufenden Rettungsmaßnahmen in Nay Pyi Taw berichtet.

Zunehmende Ängste angesichts von Nachbeben und Versorgungsengpässen

Am Sonntag um 13:00 Uhr Ortszeit erschütterte ein Nachbeben der Stärke 5,1 die betroffenen Gebiete und schürte die Ängste der Bewohner und Rettungskräfte. Zivile Organisationen berichten, dass es in Sagaing und Mandalay nun an Nahrungsmitteln, sauberem Wasser, medizinischer Versorgung und Unterkünften mangelt.

Die örtlichen Friedhöfe haben Schwierigkeiten, die steigende Zahl der Leichen zu bewältigen, was die humanitäre Krise weiter verschärft.

Bürgerkrieg verschlimmert Erdbebenkatastrophe

Myanmar befindet sich weiterhin im Bürgerkrieg, was die Hilfsmaßnahmen zusätzlich erschwert. Der Premierminister von Singapur hat nach einem Sondertreffen der ASEAN-Staaten einen sofortigen Waffenstillstand gefordert, um die effektive Bereitstellung von Hilfsgütern zu ermöglichen.

Während die Regierung der Nationalen Einheit (NUG) einer vorübergehenden Einstellung der Kämpfe zugestimmt hat, setzt die Militärjunta ihre Luftangriffe im nördlichen Shan-Staat fort, bei denen mindestens sieben Menschen getötet wurden. Die Vereinten Nationen verurteilten die Angriffe als „völlig empörend und inakzeptabel“.

Bedenken hinsichtlich der Verteilung von Hilfsgütern

Demokratie- und Menschenrechtsaktivisten warnen davor, die Militärjunta durch internationale Hilfe zu legitimieren. Sie argumentieren, dass bei vergangenen Katastrophen, wie dem Zyklon “Nargis”, die Hilfe aufgrund von Regierungsbehinderung nicht bei den Bedürftigsten ankam.

Als Reaktion darauf suchen westliche Länder nach alternativen Methoden, um den betroffenen Gemeinden direkt Hilfe zukommen zu lassen. Die Europäische Union hat 2,5 Millionen Euro an Soforthilfe zugesagt, während die Vereinigten Staaten bis zu 2 Millionen Dollar über in Myanmar ansässige humanitäre Organisationen gespendet haben.

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Trotz internationaler Unterstützung bleibt es aufgrund der beschädigten Infrastruktur und der politischen Instabilität eine große Herausforderung, die Überlebenden zu erreichen. Während sich die Krise ausweitet, leidet die Bevölkerung Myanmars weiterhin unter der Kombination aus Naturkatastrophe, Konflikt und einer ungewissen Zukunft.

Hilfe für die Menschen nach dem Erdbeben in Südostasien

Wenn Sie für die Menschen in Südostasien spenden wollen, finden Sie hier Hilfsorganisationen und Bankverbindungen.

Bei Medienanfragen kontaktieren Sie bitte:

Florian von Hennet
Florian von Hennet
Leiter Kommunikation, Pressesprecher
Telefon: +49 30 288778-52
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