Geschichte des Liberalismus
Plädoyer für Pluralität und liberale Erinnerungskultur – das neue Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung
Heftige Kontroversen begleiten die Frage nach den historischen Chancen und Widersprüchen in der Entwicklung der liberalen Demokratie in Deutschland. Die historischen Debatten über die Zäsuren und Weichenstellungen vom Kaiserreich bis heute dienen nicht selten zur politischen Standortbestimmung. Ausgehend vom 150. Jahrestag der Reichsgründung 1871 widmete deshalb das Archiv des Liberalismus – in Kooperation mit der Forschungsstelle Weimarer Republik an der Universität Jena – diesen Kontroversen ein Kolloquium, dessen Beiträge den Schwerpunkt des aktuellen Jahrbuchs bilden.
„Auf dem Weg zur liberalen Demokratie?“
Unter der leitenden Frage „Auf dem Weg zur liberalen Demokratie?“ nehmen die sechzehn Beiträge die Probleme der Nationsbildung und die politischen Ordnungsvorstellungen der Liberalen vom Kaiserreich bis zu heutigen Europakonzepten unter die Lupe. Welche Gestaltungsräume boten sich den liberalen Parteien mit ihrer Fortschrittsorientierung? Welche Dynamik entfalteten Modernisierung und Globalisierung? Wo lagen aber auch die Grenzen liberaler Leitbilder? Entwicklungslinien und Optionen werden in drei Abschnitten von der Zeit des Kaiserreichs über die Zwischenkriegszeit bis in die Bundesrepublik verfolgt. Insgesamt ein Plädoyer für mehr analytische Genauigkeit und erinnerungskulturelle Pluralität in der Auseinandersetzung mit der langfristigen Entwicklung unserer Demokratie.
Weitere Beiträge dieses Jahrgangs befassen sich mit der bedeutenden Rolle Hans-Dietrich Genschers im internationalen Prozess der deutschen Einigung 1989/90 sowie dem Deutschlandpolitiker und langjährigen Vorsitzenden der FDP-Bundestagsfraktion Wolfgang Mischnick. Den Band rundet eine Würdigung der Pionierarbeit von Walter Scheel als erstem Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit ab.
Über das Jahrbuch
Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung 34 (2022), herausgegeben von Eckart Conze, Dominik Geppert, Ewald Grothe, Wolther von Kieseritzky, Anne C. Nagel, Joachim Scholtyseck und Elke Seefried.