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Liberale Stichtage
15.11.2009 - Liberale Stichtage: Martin Bangemann wird 75

Auffälliges Kennzeichen in der politischen Vita von Martin Bangemann ist der mehrfache Wechsel zwischen Bundes- und Europapolitik: Aus Sachsen-Anhalt stammend und an der Nordseeküste aufgewachsen, wurde zunächst Baden-Württemberg zu seiner politische Heimat.

Der promovierte Jurist wurde nach einem jugend- und studentenpolitischen Engagement 1963 Mitglied der dortigen FDP und stieg als Sprecher eines links-liberalen Kurses rasch im Landesverband auf, den er ab 1974 für vier Jahre leitete.

Seit 1972 Mitglied des Bundestages wurde er ebenfalls 1974 nach Karl-Hermann Flach (vgl. Liberaler Stichtag ) zum zweiten Generalsekretär der FDP gewählt. Diese Funktion übte er aber nur knapp ein Jahr aus, da er einen anderen koalitionspolitischen Kurs verfolgen wollte als die Parteispitze.

Inzwischen delegiertes Mitglied im Europa-Parlament war er 1979 bei der ersten europäischen Direktwahl FDP-Spitzenkandidat und übernahm dort den liberalen Fraktionsvorsitz. Großes Aufsehen erregte seine „Bewältigung“ der FDP-Niederlage bei der Europawahl 1984: Bangemann wurde Bundeswirtschaftsminister und übernahm ein gutes halbes Jahr später den Parteivorsitz von Hans-Dietrich Genscher.

Obwohl er als solcher Ende 1987 der FDP ein Plus von über 2 Prozentpunkten bei der Bundestagswahl verschaffte, gab er kurz darauf wieder der europäischen Bühne den Vorzug: Anfang 1989 wurde er zum EG-Kommissar für Binnenmarkt ernannt, einige Jahre später wechselte er an die Spitze des Ressort für Industrieförderung.

Dabei erwarb es sich sowohl um die Integration der neuen Bundesländer in die EU als um die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes bleibende Verdienste. Mit dem Rücktritt der gesamten EU-Kommission unter Jacques Santer schied auch Martin Bangemann 1999 aus EU-Diensten und der Politik insgesamt aus. Für die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit wirkte er jahrzehntelang im Kuratorium, von 1990 bis 1996 als dessen Vorsitzender.


Liberale Stichtage - mit dieser Serie erinnert das in unregelmäßigen Abständen an Ereignisse und Personen aus der Geschichte des deutschen Liberalismus.