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Gaidar Preis
"Die Selbstständigkeit des Menschen ist das Unterpfand seiner Größe"

Die russische liberale Gaidar Stiftung ehrt Professor Paqué für seinen Einsatz für die Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen
Gaidar Naumann Preis
© Friedrich-Naumann-Stiftung / Gaidar Stiftung 

Seit 2011 zeichnet die liberale russische Gaidar-Stiftung mit dem Yegor-Gaidar Preis besondere Verdienste in den vier Kategorien Volkswirtschaft, Geschichtswissenschaften, der Förderung der russischen Zivilgesellschaft sowie den humanitären Beziehungen zwischen Russland und der Welt aus. Bei der diesjährigen Preisverleihung am vergangenen Freitag in Moskau wurde Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, für seinen Einsatz für die Entwicklung der deutsch-russischen Beziehungen ausgezeichnet.

In seiner Laudatio wies der Vorsitzende der Gaidar Stiftung, Boris Mints, darauf hin, dass Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué seit Begründung des Gaidar-Naumann-Forums 2013 – und in Zeiten von Sanktionen, Misstrauen und sinkender Kooperationsbereitschaft – mit der Russlandarbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit ein wichtiges Zeichen gesetzt und den Austausch auf zivilgesellschaftlicher Ebene vorangetrieben und weiterentwickelt hat.  

Seit Gründung des jährlichen Gaidar-Naumann-Forums und im Rahmen der gemeinsamen Arbeit der beiden Stiftungen hatte sich Prof. Paqué persönlich in verschiedenen Diskussionsformaten von Berlin bis Sibirien eingebracht und als wirtschaftswissenschaftlicher Redakteur an der deutschen Ausgabe Yegor Gaidars Werk  „Untergang eines Imperiums“ mitgewirkt. Als Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung fördert er immer wieder die Einbeziehung russischer Teilnehmer in der Stiftungsarbeit. Mithilfe der Friedrich-Naumann-Stiftung konnten Übersetzungen der scharfen Analyse Yegor Gaidars vom Untergang der Sowjetunion aus ökonomischen Gründen und „imperialer Überdehnung“ auf Deutsch, Bulgarisch und Türkisch erscheinen. 

In seiner Dankesrede berief sich Prof. Paqué auf die gemeinsame liberale Wertebasis der beiden Stiftungen. Er hob die Schärfe und analytische Tiefe des liberalen Reformers Yegor Gaidar hervor und zitierte den russischen Dichter Alexander Puschkin mit dem liberalen Credo: „Die Selbstständigkeit des Menschen ist das Unterpfand seiner Größe“. Er forderte Freiheit und individuelle Verantwortung auf der internationalen Bühne ein und verlieh seiner Hoffnung einer baldigen Freilassung des mit ihm ausgezeichneten russischen Historikers und Menschenrechtlers Juri Dmitrijew Ausdruck. Prof. Dr. Karl-Heinz Paqué betonte, er nehme den Preis entgegen, die Auszeichnung müsse aber vor allem „für die Arbeit eines Teams gemeint sein. Insbesondere derjenigen, die aus unseren beiden Stiftungen bereits am nächsten Gaidar-Naumann-Forum am kommenden Freitag arbeiten“. 

In der Kategorie „Einsatz für die Zivilgesellschaft“ wurden vier unabhängige Aktivisten und Historiker ausgezeichnet, die die Geschichte des Waldstücks Sandarmoch in Karelien aufgeklärt hatten. Während dem Großen Terror unter Stalin waren in dem Waldstück über 10.000 Menschen umgebracht worden. Zu den Preisträgern gehörten auch der sich in Haft befindende Juri Dmitrijew, der auch für den diesjährigen Boris-Nemtsov-Preis nominiert war und Irina Fliege von der Menschenrechtsorganisation und Stiftungspartner Memorial in St. Petersburg.

In der Kategorie Geschichtswissenschaft wurde der Historiker Oleg Chlewnjuk ausgezeichnet, der besonders für seine Veröffentlichungen zum Stalinismus in der Sowjetunion bekannt ist. In der Kategorie Der Ökonom Abel Aganbegjan wurde in der Kategorie Volkwirtschaft ausgezeichnet. Er hatte bereits unter Gorbatschow die Einleitung von Glasnost und Perestroika begleitet und war somit zum „Vater“ vieler russischer Reformer wurde.

 

Julius von Freytag-Loringhoven ist Büroleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung in Moskau.

 

Podcast: Europa und Russland - Zwischen Verständigung und Sanktionen

Passend zur Verleihung des Yegor-Gaidar Preis fand während der Hederslebener Kulturtage ein Politischer Frühschoppen mit Karl-Heinz Paqué statt. Seine Gäste Marieluise Beck, Rüdiger Von Fritsch, Alexander Graf Lambsdorff und Horst Möller diskutierten mit ihm über das aktuelle Verhältnis zwischen Europa und Russland.

Moderation: Julius Von Freytag-Loringhoven, Anett Witte

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