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Bildung
Egal ob Studium oder Ausbildung – Bildung lohnt sich!

Individueller und volkswirtschaftlicher Nutzen
© picture alliance / SZ Photo | Catherina Hess

Neustart in Deutschland: Mit dem Ende der Sommerferien startet an vielen weiterführenden Schulen in Deutschland ein neuer Abschlussjahrgang in das letzte Schuljahr. Die Richtungen nach dem (hoffentlich) erfolgreichen Abschluss des Schuljahres sind unterschiedlich. Zumeist stellt sich jedoch die Frage: Was folgt danach? Besser eine Ausbildung oder, mit entsprechender Zugangsberechtigung, doch ein Studium?

Neben individuellen Talenten, Neigungen und eventuell familiären Prägungen spielt oftmals auch die längerfristige berufliche Perspektive eine Rolle bei der Entscheidungsfindung. Ob nun die Berufsausbildung oder das Studium die größeren Chancen auf wirtschaftlichen Erfolg versprechen, lässt sich nicht immer leicht beantworten. Studien zeigen aber, dass sich (Fort-)Bildung, das Erlangen von qualifizierenden Abschlüssen, immer auszahlt.

Individueller und volkswirtschaftlicher Nutzen

Die Geschichte zum Lebenseinkommen und auch zu den beruflichen Perspektiven ist vordergründig schnell erzählt: Je höher die formale Bildung und die erworbenen Abschlüsse, desto bessere berufliche Perspektiven ergeben sich. Damit einher geht auch eine höhere Vergütung der Tätigkeit. Wer also einen gutbezahlten und attraktiven Job anstrebt, sollte zunächst die entsprechende hohe formale Qualifikation erreichen. Diese Erzählung lässt aber außer Acht, dass bei einem Studium längere Zeit so gut wie kein Einkommen erzielt wird. Zudem muss man oft in Vorleistung gehen, um den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die lange Qualifizierungsphase von Akademikerinnen und Akademikern muss also eingepreist sein.

Nur die Gehälter am Ende des Berufslebens zu vergleichen, oder diesen eine höheres Gewicht einzuräumen, verfälscht die Sicht auf die eigentliche Frage. Umgekehrt könnte sehr wohl argumentiert werden, dass gerade in frühen Lebensjahren ein gewisses Maß an Einkünften zum Aufbau eines Wohlstands beitragen kann.  Renditen durch Anlagemodelle oder ein frühzeitiger Erwerb eines Eigenheims kann in späteren Jahren nicht so leicht kompensiert werden.

Die Studienlage zu dem Themenfeld Lebenseinkommen von beruflicher Ausbildung und einem Hochschulstudium ist nicht allzu breit. Das hängt zum einen mit einer für bestimmte Berufsgruppen (Beamte & Selbstständige) dürftigen Datenlage, aber auch den vielen Unwägbarkeiten während eines Erwerblebens zusammen. Diverse schwer zu berechnende Umstände, die letztlich den individuellen Erfolg oder Misserfolg bedingen, müssen ausgeklammert werden: Gesundheit etwa oder die allgemeine wirtschaftliche Lage. Bedingt durch volkswirtschaftliche Rezession, können bspw. bei betriebsbedingten Kündigungen Erwerbsbiografien gravierend verändern.

Auch der Zeitpunkt der Familiengründung und die Verfügbarkeit von qualifizierter Kinderbetreuung spielt eine messbare Rolle. In den Berechnungen müssen diese Unwägbarkeiten jedoch angeglichen werden. Noch immer bestehende strukturelle Unterschiede im Gehaltgefüge zwischen Frau und Mann sowie zwischen einzelnen Regionen Deutschlands sind hier ebenfalls ausgeklammert. Es stehen also Durchschnittswerte im Vordergrund. Diese vermitteln allerdings eine Idee davon, dass es mit den Wegen zum wirtschaftlichen Erfolg in der Tat nicht ganz so einfach ist, wie gemeinhin angenommen.

Für den deutschen Arbeitsmarkt gibt es vornehmlich zwei Studien, die zur Klärung dieser Fragestellung herangezogen werden können.

Das Institut für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. der Universität Tübingen hat in einer empirischen Analyse von 2019 das Lebenseinkommen von Berufsausbildung und Hochschulstudium im Vergleich untersucht.

Die zweite Studie lieferte das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (Forschungseinrichtung der Bundesagentur für Arbeit) in Form eines Kurzberichts aus dem Jahr 2022 zu den berufsspezifischen Lebensentgelten.

Ein Grundproblem, das sich für rund ein Drittel sowohl der Studierenden als auch Auszubildenden ergibt, ist der Abbruch der jeweiligen Tätigkeit. „Allein aufgrund finanzieller Erwartungen sollte man sich also nicht für ein Studium entscheiden. Auch individuelle Vorlieben, Neigungen und Fähigkeiten sowie nichtmonetäre Aspekte wie Jobcharakteristika oder Vereinbarkeit von Familie und Beruf sollten bei der Berufswahl berücksichtigt werden. Nicht jeder oder jedem liegt ein oft theorielastiges Studium; so brechen mehr als 27 Prozent der Studienanfängerinnen und -anfänger eines Jahrgangs ihr Bachelorstudium ab; sie verlassen das deutsche Hochschulsystem ohne Abschluss […]. Andererseits kommen Ausbildungsabbrüche ähnlich häufig vor: Im Jahr 2020 wurden circa 25 Prozent der Ausbildungsverträge vorzeitig gelöst […].“

Natürlich ist nicht jeder Abbruch mit einer gänzlichen Aufgabe des Abschlussziels verbunden. Trotzdem drohen massive wirtschaftliche Nachteile, wenn nicht eine andere Qualifikation angestrebt wird: Bei Personen mit einer Berufsausbildung oder einem abgeschlossenen Hochschulstudium ist im Vergleich zu Personen ohne Ausbildung mit einem ca. 80 % höheren Lebenseinkommen zu rechnen.

Kummuliertes Lebenseinkommen
© Institut für angewandte Wirtschaftsforschung, Universität Tübingen

Aber auch in den einzelnen Branchen sind deutlich Unterschiede erkennbar: „Bei den Wirtschaftszweigen zeigt sich, dass Meister‐/Technikerabschluss im Verarbeitenden Gewerbe ähnlich gut wie ein Hochschulstudium abschneidet. In den anderen Berufen verdienen Personen mit angefangenem oder abgeschlossenem Hochschulstudium am Ende ihres Erwerbslebens deutlich mehr als die Vergleichsgruppen“, finden die Forscher des Instituts für Angewandte Wirtschaftsforschung e.V. heraus.

Ebenso sei erkennbar, dass Personen mit einem abgeschlossenen Hochschulstudium bis zu einem Alter von etwa Mitte 30 weniger verdienen als Personen mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung. Nimmt man die Opportunitätskosten, also alle Kosten die durch den Verzicht auf den Ausbildungsweg entstanden sind, hinzu, sei erst ab einem Alter von 50 Jahren + mit einem höheren Lebensentgelt als bei dem Weg über die berufliche Ausbildung zu rechnen.   

Um es mit dem Titel der Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung zu sagen: „Ein Studium garantiert nicht immer das höchste Lebensentgelt.“

Perspektivisch bleibt darüber hinaus ungewiss, ob sich mit dem zunehmenden Fachkräftemangel nicht noch einmal das Gehaltsgefüge deutlich verschiebt. Dies würde der individuellen Frage, ob eine Hochschulbildung für einen großen Teil der Bevölkerung wirtschaftlich die bessere Entscheidung ist, erneut befeuern.

Generell gilt es Studium und berufliche Ausbildung in der Schule als gleichberechtigte Wege aufzuzeigen und auch am Gymnasium, das traditionell eher auf ein späteres akademisches Studium vorbereitet, zumindest engmaschige Informationsangebote anzubieten. Wenn die vorhandenen Talente in unserem Land richtig gehoben werden, kann volkswirtschaftlicher und individueller Aufschwung richtig gelingen. Überdies zeigen die Studien, dass sich das Streben nach einer höheren Qualifikation und (Fort-)Bildung am Ende immer auszahlt – für die Gesellschaft, vor allem jedoch für jede und jeden Einzelne/-n. Es braucht also eine stärkere Fokussierung auf die unterschiedlichen Talente der Schülerinnen und Schüler, eine frühzeitige und engmaschige Berufsberatung und die Motivation zur Leistung. (Fort-)Bildung ist die wichtigste Triebfeder für langfristigen wirtschaftlichen Erfolg!