Lebendige Persönlichkeitswerte und moralische Grundlagen
Seit mittlerweile 60 Jahren setzt sich die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit weltweit für eine starke Demokratie und eine liberale Gesellschaft ein. Wir schauen auf die Anfänge zurück.
Ehrwürdiger können die Geburtsumstände einer Stiftung wohl kaum sein: Nicht nur setzte der amtierende Bundespräsident als erster seine Unterschrift unter die Stiftungsurkunde, er stellte für den Gründungsakt auch seinen Amtssitz zur Verfügung.
So vollzog sich die Geburt der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit vor sechzig Jahren in der Bonner Villa Hammerschmidt mit dem Staatsoberhaupt Theodor Heuss als Paten. Nach der Friedrich-Ebert-Stiftung – Gründungsjahr 1925 – ist die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit somit die zweitälteste unter den politischen Stiftungen. Genauer genommen ist sie sogar noch älter als jene, denn der Gründerkreis von einem Dutzend liberaler Honoratioren, der sich an jenem Maitag in Bonn einfand, hatte ein klares Vorbild, an das man anknüpfte.
Es war jene „Staatsbürgerschule“, die Friedrich Naumann 40 Jahre zuvor mit Unterstützung von Robert Bosch ins Leben gerufen hatte. Etliche der neuen Stiftungsgründer verbanden damit persönliche Erfahrungen und Erinnerungen, die nun erneut fruchtbar gemacht werden sollten. Nicht von ungefähr gehörte dem Gründerkreis ein enger Vertrauter des inzwischen verstorbenen Robert Bosch an. Dass die neue Stiftung aber nicht einen „überparteilichen“ Weg einzuschlug, wie die aus der „Staatsbürgerschule“ später hervorgegangene „Deutsche Hochschule für Politik“, dafür sollten der ebenfalls anwesende Bundesvorsitzende der FDP – Reinhold Maier – und deren Bundesschatzmeister – Hans-Wolfgang Rubin – Garanten sein. Das wichtigste Verbindungsglied zwischen Heuss, der FDP-Führung und den liberalen Honoratioren stellte FDP-Bundesgeschäftsführer Werner Stephan dar, der zwar nicht dem Gründerkreis direkt angehörte, aber die organisatorischen und rechtlichen Vorbereitungen geleistet hatte.
Die klare Anknüpfung an die „Staatsbürgerschule“ kam in der von Theodor Heuss angeregten Namensgebung zum Ausdruck: Damit wollte er nicht nur seinem politischen Mentor Naumann ein – weiteres – Denkmal setzen, sondern die neue Stiftung zugleich auf ein liberales Selbstverständnis verpflichten, das sich – wie es in § 2 der Stiftungsurkunde heißt – an den „liberalen, sozialen und nationalen Zielen Friedrich Naumanns“ orientieren sollte mit dem Ziel, „Persönlichkeitswerte lebendig zu erhalten und moralische Grundlagen in der Politik zu festigen“. Der Bundespräsident ließ es sich dann auch nicht nehmen, bei der ersten öffentlichen Veranstaltung der neuen Stiftung über „Friedrich Naumanns Erbe“ zu sprechen, d. h. auch der erste „Referent“ der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit kam direkt aus dem Bundespräsidialamt.