EN

Klimaschutz
"Öko logisch" denken beim Klimawandel

Gegen Gesinnungsdebatten und Panik beim Klimaschutz
Fridays for Future
© picture alliance/Andreas Arnold/dpa

Klimawandel ist nichts Neues. Der Treibhauseffekt hat menschliches Leben auf der Erde überhaupt erst möglich gemacht. Neu ist, dass der Mensch mit Beginn der Industrialisierung den Klimawandel mit verursacht. Daran gibt es keine Zweifel.

Dissens gibt es aber über die Konsequenzen und die Grundfrage des Umgangs mit Ungewissheit und dem Alarmismus der Umwelt-Debatte. Sie wird leider allzu oft von manchen Teilnehmern eher mit Agitationsinteresse unter moralischer Aufladung geführt. Sie entwickelt sich neben intensiver Forschung und engagierter wissenschaftlicher Arbeit und der Suche nach Erkenntnis bisweilen auch zu einer Anmaßung von Wissen und schadet dem berufsethischen Tugenden der Wissenschaft.

Panik ist kein Rezept

Es gibt Bewegungen, die Einschränkungen der Freiheit der Bürger im Interesse der Bekämpfung des Klimawandels begründen und ihre Politik mit einer Kaskade von Verboten präsentieren. Aber nicht eine große Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft durch einen umfassend ermächtigten Lenkungsstaat mit besserwisserischen und gouvernantenhaften Zügen ist die Antwort auf neue Herausforderungen, sondern evolutionärer Strukturwandel durch wirtschaftlichen wie geistig-kulturellen Wettbewerb. Nur dieser mobilisiert die nötige Innovationskraft einer Gesellschaft.

In Deutschland ist es immer 5 vor 12. Die Zukunft sollte aber nicht zu einer Kategorie der Angst gemacht werden. Je mehr Angst desto weniger Differenziertheit. Es droht keine Apokalypse. Panik ist kein Rezept. Wir müssen uns nicht ausschließlich mit Bedrohungsszenarien und deren unvermeidlicher Unvermeidbarkeit abfinden und uns von Chaosproblemen beraten lassen, denen es im Übrigen wie den Zeugen Jehovas geht, die den Weltuntergang schon mehrmals verschieben mussten, weil er partout nicht eintreten wollte.

Es ist notwendig zu arbeiten und sich anzustrengen

Wer Erlösung sucht, muss beten. Wer Lösungen sucht, muss arbeiten. Unser Kopf sollte der Navigator bleiben. Der Klimawandel muss uns nicht Lebensraum nehmen, der demografische Wandel muss uns nicht behäbig machen. Unsere Innovationsfähigkeit muss nicht sinken. Wir müssen nicht Standards durch Rohstoffknappheit verlieren. Megatrends wie Klimawandel, Rohstoffknappheit und Demografie können auch Energie-Effizienz, ressourcensparende Produktionsprozesse, neue Mobilitätskonzepte und technologische Substitutionen hervorrufen (Roland Berger).

Seit der Vertreibung aus dem Paradies, ist es notwendig zu arbeiten und sich anzustrengen. Ökonomie, Technik, Handel, Wettbewerb haben seit Jahrhunderten Wohlstand mit sich gebracht und die Arbeit erleichtert. Wer die sexuelle Befreiung der Gesellschaft vorangetrieben hat, wer sich für fremde Kulturen, für Ethnien und Religionen einsetzt, wer die Abtreibung liberalisiert hat, wer gleichgeschlechtlichen Partnerschaften die Ehe ermöglicht, der muss wissen, dass "Freiheit sich nicht teilen lässt, dass sich eine emanzipatorische Modernisierung nicht halbieren lasst" (Kersting).

Was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet

Es wird nicht werden mit einem kulturell-gesellschaftlichen Bereich der Emanzipation, der gegen die Realitäten der Ökonomie und der Technik ins Feld geführt wird. Diese Art "Schmalspurmodernität" ist unaufrichtig. Sie ist auch nicht nachhaltig. Nachhaltigkeit ist mehr als eine Tasse Tee ohne Zucker, ein Salat ohne Dressing. Technologische Innovationsbereitschaft, solide Finanz- und Wirtschaftspolitik, faire Regeln für den Wettbewerb, auch sie gehören zu solider nachhaltiger enkeltauglicher Politik. Im Werkzeugkasten umweltpolitischer Meinungsbesitzer findest sich dazu nichts.

Es gibt Nachhaltigkeitsbefürworter, die sich bedenkenlos an finanziellen Ressourcen, die für die eigene Lebensgestaltung der nachfolgenden Generationen unverzichtbar sind, vergreifen. Sie verfrühstücken die Setzkartoffeln wie Brasilien den Regenwald. Wirkliche Nachhaltigkeit bedeutet, dass der nachfolgenden Generation eine Art "Kapitalstock" übergeben werden muss, in den natürlich die Qualität der Umwelt einfließen muss, aber eben auch das erreichte Niveau des technologischen, ökonomischen und sozialen Wissens.

Ein Standard in der öffentlichen Infrastruktur. Ein möglichst niedriger Stand der Staatsschulden. Ebenso wie ein akzeptables Niveau der Besteuerung, das zukünftigen Generationen erlaubt, ihr Leben, dessen Gestaltung sie nicht unwesentlich durch gegenwärtige politische Entscheidungen erben, noch ausreichend Raum für ihre eigenen Entscheidungen gibt.

Es fehlt in diesem Zusammenhang an einer Debattenkultur, weg von manchen hysterischen Gesinnungsdebatten hin zu Zukunftsfragen ohne Gebrauch von Totschlagargumenten, um Menschen mit Wirkungszusammenhängen vertraut zu machen. Es wird höchste Zeit, "Öko logisch" zu denken. Dazu wäre es äußerst hilfreich, wenn Greta ihren Altersgruppen gelegentlich mitteilen würde, dass deren Handygedaddel so viel CO2 in die Luft verbringt, wie nahezu der gesamte Luftverkehr.

 

Dieser Artikel erschien am 30.01.2020 im Focus und ist auch hier zu finden. 

Wissenschaftler aus mehreren Ländern schlagen gemeinsam Alarm: Die Weltmeere waren 2019 so warm wie noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen - mit katastrophalen Folgen. Aber es gibt Auswege. Klimaschutz fordert Gesellschaft, Wirtschaft und jeden Einzelnen heraus. Unter „Mach Öko wieder logisch“ zeigen wir Antworten für potenzielle Lösungswege zum Schutz unserer Erde.