Krieg in Europa
Russland & China: Weniger Kohle, keine Kreditkarten
Gleich zwei Nachrichten über die chinesisch-russischen Wirtschaftsbeziehungen verdeutlichen erneut die Effektivität des geschlossenen Vorgehens der G7. Das Sanktionsregime der Vereinigten Staaten und der EU hat russische Banken inklusive der Zentralbank weitgehend von westlichen Finanzmärkten ausgeschlossen. Das stellt chinesische Finanzinstitute, die auch international aktiv sind, vor enorme Schwierigkeiten. Bei jeglichen Geschäftsbeziehungen mit Russland müssen diese nun abwägen, welche Konsequenzen das für ihre Aktivitäten in der EU, den USA und Japan hat. Im Ergebnis haben einige chinesischen Händler Probleme, an die Finanzierung für Geschäfte mit Russland zu kommen. Das führt nun zu einem drastischen Rückgang der Kohleimporte von Russland nach China. Laut dem Spiegel sind infolge des Krieges die Importe um mehr als 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat zurückgegangen.
Chinas Abhängigkeit vom Westen
Mit ähnlichen Problemen hat auch der einzige chinesische Kreditkartenanbieter UnionPay zu kämpfen. Da sich als Reaktion auf den Ukraine-Krieg die westlichen Kartenanbieter Visa, Mastercard und American Express aus Russland zurückgezogen haben, wollten russische Finanzinstitute das mit einer Kooperation mit UnionPay kompensieren. Noch vor Kurzem war in der Financial Times zu lesen, dass eine größere Nutzung chinesischer Kreditkarten ein großer Gewinn für China als Finanzstandort wären und damit auch die Dominanz westlicher Zahlungsdienstleister herausfordern würde. Häufig unterschätzen diese Prognosen aber die hohe Abhängigkeit der chinesischen Wirtschaft von der westlichen Finanzinfrastruktur. Tatsächlich hat UnionPay am Mittwoch verlauten lassen, nicht mit Russlands größter Bank Sberbank zu kooperieren und hat alle weiteren Gespräche mit russischen Banken über die Ausgabe von Kreditkarten suspendiert. Gleichzeitig häufen sich Berichte über UnionPay Kreditkartenbesitzer aus Russland, die Probleme haben, mit der Karte im Ausland zu bezahlen. Anders als befürchtet scheinen chinesische Finanzakteure die Sanktionen zumindest in Teilen umzusetzen.
Effektive Sanktionen
Diese Unterstützung aus China für das westliche Sanktionsregime kommt allerdings nicht freiwillig. Peking hat mehr als deutlich gemacht, dass das Regime um Xi Jinping weder den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russland noch die Kriegsverbrechen verurteilen wird. Grenzenlos ist die Freundschaft beider Regime dabei nicht. Dafür ist das chinesische Finanzsystem zu fragil und die Abhängigkeit von der westlichen Finanzinfrastruktur zu groß. Die Entschiedenheit, mit der die G7 Russland sanktioniert haben, hat nicht nur Putin überrascht, sondern auch China deutlich gemacht, welche Konsequenzen es hat, wenn man sich mit der freien Welt anlegt. Die Volksrepublik China ist Russland daher bisher nur in geringem Ausmaß und vor allem mit rhetorischer Unterstützung zur Hilfe gekommen. Und deshalb sollten sich demokratische Regierungen nicht von Ängsten über chinesische Reaktionen leiten lassen. Je entschlossener das Auftreten des Westens gegenüber autokratischer Aggression ist, desto effektiver kann eine weitere Eskalation des Systemkonflikts verhindert werden. Aktuell ist es mehr als unwahrscheinlich, dass weitere Staaten Moskaus Beispiel folgen werden. Das ist ein Ergebnis der Sanktionen.