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Unterseekabel im Westlichen Indischen Ozean und ihre geopolitische Bedeutung
Ohne Unterseekabel, kein Internet – keine Konnektivität und keine Digitalisierung. Beides ist entscheidend für Afrikas Wachstum. Die Unterseekabel in der Region spielen eine zunehmend wichtige Rolle für die Entwicklung und internationale Verbindungen des Kontinents. Der Schutz dieser Infrastruktur ist daher von größter Bedeutung für Afrikas digitale Transformation und seine Verbindung mit der Welt.
Zusammen mit den benachbarten Inselstaaten gehören die ostafrikanischen Küstenstaaten zur Region des Westlichen Indischen Ozeans (WIO), die am westlichen Rand des indopazifischen Raums liegt. In dieser Region befinden sich Meeresgebiete mit Energieressourcen und maritimer Infrastruktur, die für die Entwicklung immer wichtiger werden, aber auch eine sichere Bewirtschaftung und Schutz erfordern. Die Energiesicherheit hat für afrikanische Regierungen oberste Priorität, unabhängig davon, ob sie an der Küste oder im Landesinneren liegen. Gleichzeitig ist die Sicherung der unterseeischen Konnektivitätsinfrastruktur ein wachsender Sektor, der sowohl für Regierungen als auch für verschiedene internationale Organisationen von entscheidender Bedeutung ist. In der WIO gibt es zahlreiche Unterseekabel, die durch die Küsten fast aller afrikanischen Länder der Region verlaufen oder mit ihnen verbunden sind. Bis 2026 werden voraussichtlich 26 der 72 in Afrika verlegten Unterseekabel im WIO verlegt sein. Die zunehmende globale Abhängigkeit von Unterseekabelnetzen unterstreicht die Bedeutung der Sicherung der maritimen Infrastruktur zur Unterstützung von Konnektivität und Datenübertragung, wobei Afrika eine zentrale Rolle bei diesen Bemühungen spielt.
Gemeinsam mit dem Forschungsinstitut SIGLA der Stellenbosch Universität Südafrika hat die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit daher eine Studie konzipiert, die eben diese Infrastruktur und ihre Abhängigkeiten untersucht. Die Analyse von Prof. Francois Vreÿ, Mark Blaine und Andre de Wet legt ihren Fokus auf die Unterseekabel im Westlichen Indischen Ozean (WIO), ihre Relevanz für Afrikas Entwicklung und die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen. Sie zielt darauf ab, die Infrastruktur in der Region vor der Ostküste Afrikas zu kartieren und zu diskutieren. Geografisch ist der Bericht auf die ostafrikanischen Länder von Südafrika bis Eritrea und die kleinen afrikanischen Inselstaaten in der WIO beschränkt. Konzeptionell werden Energie- und Datenkabelinfrastrukturen behandelt, der Schwerpunkt liegt jedoch auf Unterwasser-Datenkabelnetzen.
Es werden drei große Themen behandelt. Erstens wird ein Hintergrund und ein Überblick über die Unterseekabel gegeben. Zweitens werden Unterseekabelnetze und länderspezifische Besonderheiten der afrikanischen Anrainerstaaten der WIO erörtert. Drittens werden Regulierungsmaßnahmen vorgestellt, wobei der Schwerpunkt auf den ausgewählten ostafrikanischen Ländern und Regionen als Plattformen für die Schutzkooperation liegt.
Die geopolitische Bedeutung von Unterseekabeln und ihrem Schutz
Nebst Vulnerabilitäten durch Einflüsse auf die physische Umgebung der Unterseekabel schafft die zunehmende Verbreitung von Informationstechnologie Möglichkeiten für ausländische Einflüsse. Kabelnetzwerke werden zu einem umkämpften Feld, das potenziell für geopolitische Manipulation genutzt werden kann. Ein Beispiel ist Chinas technologische Diplomatie mit einem Fokus auf Überwachung. China als Hauptfinanzierer birgt Risiken für die Verwundbarkeiten afrikanischer Länder bei ihrer Suche nach Konnektivität und Digitalisierung als Entwicklungsmotor, insbesondere, wenn Manipulation militarisiert wird. Die Absicherung und Kooperation beim Ausbau dieser Netzwerke sind essenziell, um sowohl afrikanische als auch globale Interessen zu schützen und zu fördern. Die Kabel im WIO bedienen nicht nur afrikanische, sondern auch bedeutende Interessen in Europa, Asien und anderswo.
Sicherheitsmaßnahmen für Unterseekabelnetze befinden sich noch in der Entwicklung und haben erhebliche wirtschaftliche und sicherheitstechnische Auswirkungen auf politische Entscheidungsträger, Führungskräfte, Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt. Idealerweise sollten die Regierungen die Sicherheit kritischer Unterwasserinfrastrukturen in ihre Politik, Sicherheitsstrategien und Programme einbeziehen. Angesichts der wachsenden Bedeutung der WIO als Energie- und Unterseekabel-Drehscheibe ist ein koordinierter Ansatz erforderlich, um den Schutzbedarf zu verstehen, Partnerschaften zwischen verschiedenen Interessengruppen aufzubauen und die Region vor potenziellen Bedrohungen zu schützen.
Trotz der Bemühungen, die Anfälligkeit von Unterseekabelsystemen zu minimieren, bleiben Risiken durch menschliche Unfälle, Naturereignisse und externe Faktoren wie Stromausfälle bestehen, selbst in Friedenszeiten. Als Reaktion darauf sollten die afrikanischen Länder mit Partnern zusammenarbeiten, um durch Regulierungsvereinbarungen und Partnerschaften zu Diskussionen über den Schutz beizutragen und einen Konsens zwischen Regierungen, dem Privatsektor und gleichgesinnten Organisationen auf regionaler und globaler Ebene herzustellen.
Die afrikanischen Anrainerstaaten des WIO müssen in dieser Hinsicht ihre Rolle spielen. Zu diesem Zweck wird in den Empfehlungen dieses Berichts auf die Rolle der afrikanischen Länder hingewiesen, auf die Bedeutung des Verständnisses ihrer Rolle im Hinblick auf den Schutz und auf die Art und Weise, in der der Schutz des Unterseekabelnetzes von Partnerschaften abhängt.
Zuständigkeiten – nur eines der Schwierigkeiten
Datenkabel befinden sich oft außerhalb von Hoheitsgebieten einzelner Staaten, oder sind nur streckenweise einem bestimmten Hoheitsgebiet zugeordnet. Dadurch scheint es an staatlichen Kapazitäten und Willen zu mangeln, um Sicherheitsfragen im Zusammenhang mit Unterseekabeln und Pipelines zu lösen. Da sich die Kabel größtenteils in privatem Besitz befinden, haben die Eigentümer ein größeres Interesse an der Sicherheit der Kabel, vor allem aufgrund ihres besseren Zugangs und damit Wissens, ihrer Fähigkeiten, ihres Verständnisses und ihrer Erfahrung, aber auch aus finanziellen Erwägungen. Die Abgrenzung zwischen den Verantwortlichkeiten des Staates und des privaten Sektors sollte daher klar artikuliert und geregelt werden.
Unterwasserdatenkabel, die den WIO vor der Küste Afrikas durchqueren, befinden sich in einer maritimen Region, die ein globales Kabelnetzwerk unterstützt und die Merkmale, Besitzverhältnisse und Schwachstellen dieser Ozeanregion widerspiegelt. Da Datenkabelnetze im WIO die Konnektivität zwischen Europa, Afrika und Asien ermöglichen, unterstreicht der Status der Region die Bedeutung von Schutzvereinbarungen, die afrikanische Regierungen und regionale Gremien einbeziehen sollten, falls Europa und Asien Schutzvereinbarungen verhandeln. Die Einbeziehung unterstützt nicht nur die Aussichten, afrikanische Gemeinschaften noch weiter ins digitale Zeitalter zu katapultieren, sondern kennzeichnet auch afrikanische Staaten als gleichwertige Partner, um sichere Netzwerke in ihren Hoheitsgewässern und sogar im weiteren WIO zu garantieren.
Lesen Sie mehr über Kooperationsmöglichkeiten, public-private partnerships, die geografischen Eigenheiten des WIO und die „Unterwasserinformationsautobahnen“ nach Afrika, Asien und Europa in unserer Analyse zu Unterseekabeln im Westlichen indischen Ozean!
Über die Studie wurde exklusiv am 23. Januar 2024 bei Table Security berichtet.