Fest der Freiheit
Der Mann auf dem Balkon
Hans-Dietrich Genschers Auftritt auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag am 30. September 1989 gehört zu den prägenden Momenten der deutschen und europäischen Geschichte. Inmitten chaotischer Umstände verkündete er die erlösende Botschaft: Tausende DDR-Bürger durften in den Westen ausreisen. Anlässlich des 35. Jahrestags dieser historischen Szene veranstaltete die Botschaft ein "Fest der Freiheit", bei dem Zeitzeugen und politische Akteure an die dramatischen Ereignisse erinnerten. Genschers Worte und die Freiheitsbewegungen in ganz Osteuropa ebneten den Weg für den Mauerfall und die Deutsche Einheit.
Der Auftritt Hans-Dietrich Genschers auf dem Balkon der Botschaft der Bundesrepublik Deutschland in Prag am 30. September 1989 gehört ohne jeden Zweifel zu den ikonographischen Momenten der deutschen und europäischen Geschichte. Rein dramaturgisch mag die Szene ein Debakel gewesen sein: keine professionelle Beleuchtung, unverständliche Zwischenrufe aus dem Off, der Redner nicht in der Lage, seine Botschaft zu Ende zu bringen. Geschichte aber folgt ihrer eigenen Logik und Dynamik. Der Geist der Freiheit weht, wo, wann und wie er will. Er entfaltet seinen Zauber und sorgt für Gänsehaut-Momente auch ohne Leitfaden, Lehrbuch und Regieanweisung.
Aus Anlass des 35. Jahrestags des historischen Genscher-Statements auf dem Balkon ("Wir sind zu Ihnen gekommen, um Ihnen zu sagen, dass heute Ihre Ausreise...) hat die mittlerweile längst gesamtdeutsche Botschaft am 30. September einen Tag der offenen Tür veranstaltet, mit einem Titel, den sich die Friedrich Naumann Stiftung für die Freiheit nicht schöner hätte ausdenken könnenn: „Fest der Freiheit". Wie viele andere deutsche Einrichtungen in Prag auch war FNF mit einem Info-Tisch und einer Programmeinlage beteiligt.
Das Programm umfasst auch Begegnungen und Gespräche mit Menschen, die die DDR im Herbst 1989 zu Tausenden verlassen und Zuflucht in der bundesdeutschen Botschaft in Prag gesucht hatten, dem imposanten Palais Lobkowicz am Fuße des weltbekannten Hradschins. Hier kampierten sie unter schwierigen Umständen, bis Ihnen Genscher am Abend des 30. September mitteilen konnte, dass nach langen diplomatischen Verhandlungen ihre Ausreise in die Bundesrepublik akzeptiert worden war.
Der Auftritt des FDP-Manns auf dem Balkon war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur Entmachtung der kommunistischen Regimes in der DDR und den anderen Ostblockstaaten. In den Folgemonaten gewannen die Demonstrationen in Leipzig, Ost-Berlin, Prag und zahlreichen anderen Städten hinter dem Eisernen Vorhang zunehmend an Dynamik. Am 9. November fiel die Berliner Mauer, am 17. November kam es in Prag zur Samtenen Revolution und am 3. Oktober des Folgejahres zur Deutschen Einheit.