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Die Wahl Donald Trumps trübt das Amerikabild der Deutschen

Die Titelseiten von Zeitungen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump sind an einem Bahnhofskiosk in Köln, Deutschland, zu sehen,

Die Titelseiten von Zeitungen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump sind an einem Bahnhofskiosk in Köln, Deutschland, zu sehen.

© picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Martin Meissner

Für viele Deutsche war der klare Sieg Donald Trumps eine Überraschung und eine Enttäuschung. Die negative Bewertung Trumps war in Deutschland wesentlich stärker ausgeprägt als in anderen europäischen Ländern. Deswegen stellt sich die Frage: Wie bewerten die Deutschen nach der Wahl Trumps die USA als Land und als politischer Partner?  Was erwarten sie von der Trump-Administration?

Dafür hat das Regionalbüro Nordamerika das Umfrage-Institut Dimap beauftragt, im Dezember die Deutschen nach ihren Ansichten zum transatlantischen Verhältnis zu befragen. Die repräsentative Umfrage hat eindeutige Ergebnisse gebracht:  Die USA werden nach der Wahl Trumps von den Deutschen negativer gesehen, die Erwartungen in Bezug auf Trumps Politik sind mehrheitlich ebenfalls negativ.

Der wichtigste Partner Deutschlands verliert an Ansehen

Mit der Frage des Bildes der USA "ganz unabhängig von den Wahlen in den USA" sollten die grundsätzlichen Einschätzungen bewertet werden. Die USA sind inzwischen der wichtigste Wirtschaftspartner Deutschlands. Die USA sind der wichtigste Bündnispartner für die Sicherheit. Letzteres hat für die seit dem kalten Krieg geltende Maxime gesorgt, dass die transatlantische Partnerschaft Staatsraison für Deutschland sein muss. Gute Beziehungen zu den USA sind im nationalen Interesse Deutschlands.  Angesichts dieser Historie ist das Bild der Deutschen von den USA erstaunlich skeptisch bis negativ. Die USA sehen nur noch eine knappe Mehrheit positiv mit 48 % gegenüber 43 % negativ. In Ostdeutschland überwiegen sogar die negativen Haltungen mit 47 %.

Die Älteren sind die kritischste Gruppe. Bei den über 60-Jährigen haben nur noch 42 % ein positives Bild. Anders die 30 bis 49-Jährigen. Dort überwiegt mit 55 % klar die positive Bewertung der USA. Bei den Parteien haben die Anhänger von Union, FDP und auch der AFD ein überwiegend positives Bild mit deutlich über 50 %. Bei den SPD-Anhängern ist es ungefähr ausgeglichen zwischen positiv und negativ, während in die Grünen-Anhänger eine deutlich negative Sicht auf die USA haben, noch negativer als Linke- und BSW-Wähler.

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Skeptische Erwartungen für das transatlantische Verhältnis

57 % der Befragten geben an, dass sie die USA durch den Wahlsieg Trumps negativer beurteilen. Eine Art Trump-Antiamerikanismus macht sich unter den Deutschen breit.  71 % der Befragten erwarten eine Verschlechterung für das deutsch-amerikanische Verhältnis. Lediglich die Anhänger der AfD sind deutlich weniger negativ in Bezug auf Trump: nur 40 % erwarten eine Verschlechterung, 26 % sogar eine Verbesserung.  Generell sind die Anhänger der AfD positiver bei der Bewertung Trumps. Hier kommt eine vermutete politische Nähe zum Ausdruck, wie sie sich mit dem Wahlaufruf von Elon Musk zugunsten der AFD später auch öffentlich zeigte.

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85 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass nach der Wahl Donald Trumps mehr Lasten von Deutschland in der NATO und beim Thema Verteidigung übernommen werden müssen. Das Ergebnis ist auch deswegen so eindeutig, weil Trump in der Vergangenheit diese Forderung bereits mehrfach aufgestellt hat. Allerdings gilt dies auch für seine Vorgänger im Amt seit Barack Obama.

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Bei der Frage nach dem künftigen Engagement der USA zur Unterstützung der Ukraine haben die Befragten eine eindeutige Meinung:  Hier erwarten die Deutschen ganz klar mehrheitlich, dass eine Trump-Administration weniger Unterstützung für die Ukraine gewähren wird.

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Viele Deutsche waren von dem eindeutigen Sieg Trumps und der Republikaner überrascht. Die Deutschen selber waren mit ganz großen Mehrheiten für Kamala Harris als US-Präsidentin. Darum haben wir die Frage gestellt, ob die unterschiedlichen Auffassungen an Darstellungen Trumps in den deutschen Medien gelegen haben könnte. Ein Drittel der Befragten ist der Auffassung, dass in Deutschland verzerrend über Trump berichtet wurde. Auch hier fallen die Anhänger der AfD signifikant auf. Hier sind es 71 %, die die Berichterstattung in Deutschland als verzerrend empfunden haben.

Was wird eine Trump Administration bewirken?

Die Befragten sind mehrheitlich der Auffassung, dass sowohl in der Wirtschaftspolitik als auch beim Thema politische Stärke ein Präsident Trump seinem eigenen Land eher schaden wird.

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Die auch in den Medien geführte Diskussion, ob Trump die Demokratie in den USA insgesamt gefährdet, beantworten die Befragten mit deutlicher Mehrheit:   72 % der Befragten gehen davon aus, dass Trump eine Gefahr für die Demokratie in den USA ist. Nur 20 % sagen, dass er die Demokratie nicht gefährden wird.

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Fazit: In einer Zeit, in der Deutschland und Europa dringend ihren militärischen Schutz verstärken müssen, um Putin-Russland abschrecken zu können, ist die Stimmung der Deutschen gegenüber ihrem wichtigsten Verbündeten zunehmend kritisch. Die Kritik hat eindeutig mit Donald Trump zu tun. Das ist kein neues Phänomen, da beispielsweise auch schon in der Vergangenheit etwa die Politik Ronald Reagans für mehr Rüstung (NATO-Doppelbeschluss) große Proteste in Deutschland ausgelöst hatte. Eine negative USA-Stimmung kann zu einer Belastung werden für die innenpolitische Debatte um die Erhöhung des NATO-Beitrages.

 Um Putin-Russland abzuschrecken und auch um das aggressive Weltmachtstrebens Chinas einzudämmen, darf die westliche Allianz nicht brüchig werden, sondern sie muss enger werden. Da ist die kritische Stimmung in Deutschland gegenüber den USA gefährlich. Auch ein schwieriger Partner wie Trump muss für Deutschland ein wichtiger Partner sein. Gerade in diesen herausfordernden Zeiten kommt es auf den Dialog mit der neuen Administration und den neuen Mehrheiten im US-Kongresses an. Das muss sich jede deutsche Regierung auf die Fahne schreiben, unabhängig davon, wer in Washington oder in Berlin regiert.

Download der gesamten Studie

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Florian von Hennet
Florian von Hennet
Leiter Kommunikation, Pressesprecher
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