EN

Wirtschaft und Krise
Energiekrise in Südafrika

Stromleitungen, die vom staatlichen Stromversorger Eskom zum nationalen Netz führen, in Johannesburg, Südafrika

Stromleitungen, die vom staatlichen Stromversorger Eskom zum nationalen Netz führen, in Johannesburg, Südafrika

© picture alliance / EPA | KIM LUDBROOK

Die Welt und insbesondere der Westen mögen mit historisch hohen Energiepreisen und deren Folgen konfrontiert sein – im Vergleich zu Südafrika sind die Probleme in den meisten Ländern jedoch (noch) marginal. Das industrialisierte Land des afrikanischen Kontinents leidet seit Jahren unter einer enormen selbst verschuldeten Energiekrise. Die Folgen sind gravierend: Regelmäßig schaltet der staatliche Stromkonzern Eskom den Strom ab, um die völlig veraltete Infrastruktur nicht zu überlasten und einen Kollaps des Netzes zu verhindern. Bis zu elf Stunden am Tag dauern die euphemistisch „Load-Shedding“ getauften Blackouts an. Die Schäden für Wirtschaft und Gesellschaft sind kaum noch zu beziffern. Bereits Ende der Neunzigerjahre warnten Vertreter des monopolistischen staatlichen Stromkonzerns Eskom, dass massive Investitionen in die Energieinfrastruktur nötig seien. Was folgte, waren Jahrzehnte der Korruption, Misswirtschaft und Sabotage, der Inkompetenz und Ineffizienz – und die Präsidentschaft Jacob Zumas, während derer der Konzern um mehrere Milliarden Dollar gebracht wurde. Die Schulden des Stromkonzerns belaufen sich heute auf astronomische 22 Milliarden Dollar.

Südafrikas Energieversorgung ist fast ausschließlich von Kohle abhängig. Obwohl das Land mit Quellen für erneuerbare Energien wie Sonne und Windkraft gesegnet ist, gelingt der Umstieg nur langsam. Minister, Gewerkschaften und populistische Parteien kämpfen leidenschaftlich für den Erhalt von Kohle als wichtigstem Energieträger im Glauben damit Zehntausende Arbeitsplätze zu sichern – und um den Korruptionsfluss am Laufen zu halten. Dass die andauernde Energiekrise laufend Arbeitsplätze vernichtet und eine Reform von Eskom, die Zerschlagung seines Monopols und der Umstieg auf alternative Energiequellen seit Jahren überfällig ist, wird geflissentlich ignoriert.

Südafrika hat das Potenzial, langfristig zu einem der wichtigsten Energielieferanten für Europa zu werden. Nicht umsonst investieren westliche Industrienationen Milliarden in den Aufbau einer Infrastruktur für die Erzeugung von grünem Wasserstoff vor Ort. Doch trotz aller Versprechungen der aktuellen Regierung bleibt es abzuwarten, ob diese Pläne aufgehen werden. Denn zunächst müsste in Südafrika eine rationale und progressive Politik an den Tag gelegt werden.