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Vor 75 Jahren
FDP wird drittstärkste Kraft bei erster Bundestagswahl

Am 14. August 1949 fand die erste Bundestagswahl statt.

Am 14. August 1949 fand die erste Bundestagswahl statt.

© picture alliance / dpa | -

Die erste Bundestagswahl vom 14. August 1949 war ein besonderes Ereignis in der Geschichte der gut zwei Monate zuvor frisch gegründeten Bundesrepublik. Denn die letzten demokratischen Wahlen auf nationaler Ebene in Deutschland lagen bereits 17 Jahre zurück. Es traten zahlreiche Parteien an und mit 78,5 % und rund 25 Millionen Stimmabgaben war die Wahlbeteiligung erstaunlich hoch.

Für die (west-)deutschen Liberalen stand viel auf dem Spiel, denn am Ende der Weimarer Republik waren die liberalen Parteien Deutsche Volkspartei (DVP) und Deutsche Staatspartei (DStP) in der Wählergunst stark abgefallen und deutlich unter fünf Prozent geblieben. Seitdem hatte es massive Verschiebungen in der Wählerschaft gegeben. Zudem steckte die Wahlforschung noch in ihren Anfängen, so dass Vorhersagen über den Wahlausgang schwierig waren. Immerhin gab es durch die vorherigen Landtagswahlen seit 1946 Anhaltspunkte dafür, dass keine Partei in die Nähe der absoluten Mehrheit kommen würde und dass der Liberalismus ein gewisses Revival feiern konnte.

Diese Konstellation hatte den im Dezember 1948 zur Freien Demokratischen Partei (FDP) zusammengeschlossenen westdeutschen Liberalen im Parlamentarischen Rat eine Schlüsselstellung verschafft.

Im Gegensatz zu allen späteren Bundestagswahlen hatten die Wähler 1949 nur eine Stimme. Im ersten Bundestag, der sich am 10. September zur ersten Sitzung zusammenfand, waren bei 402 Abgeordneten sowie acht Berliner Vertretern schließlich zehn Parteien und drei unabhängige Mandatsträger vertreten, darunter die Kommunistische Partei, die Deutsche Zentrumspartei, die Wirtschaftliche Aufbauvereinigung und die Deutsche Partei.

Gegenüber dem Parlamentarischen Rat hatten sich bei der Zusammensetzung des ersten Bundestages die Gewichte zugunsten der Freien Demokraten verschoben: Während im Parlamentarischen Rat die Größe der Fraktionen von CDU und SPD jeweils gut 40 % entsprochen hatte, kamen diese Parteien jetzt nur noch auf einen Stimmenanteil von knapp unter oder über 30 %. Die FDP konnte dagegen ihren Anteil an den Sitzen von rund 7,5 auf 11,9 % und 52 Abgeordnete steigern. Ihre Wahlergebnisse wiesen allerdings eine große regionale Bandbreite auf, die von 7,4 % in Schleswig-Holstein bis über 28 % in Hessen ging.

Hier lag die FDP in fünf nordhessischen Wahlkreisen beim Erststimmenanteil sogar ganz vorne. Vor allem in den ehemaligen Hochburgen des Weimarer Linksliberalismus, in Baden, Württemberg und den Hansestädten Hamburg und Bremen hatte die FDP reüssiert, dagegen waren in den großen Flächenstaaten Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen die Ergebnisse unterdurchschnittlich.

Wahlplakat FDP Bayern „Macht die Mitte stark“

Wahlplakat FDP Bayern „Macht die Mitte stark“.

© ADL, Audiovisuelles Sammlungsgut, P2-69

Insgesamt bildeten die Liberalen damit eindeutig die drittstärkste Kraft und leisteten so einen wichtigen Beitrag dafür, dass der Einfluss der betont „sozialisierungsfreundlichen Kräfte“ verglichen mit dem Parlamentarischen Rat weiter zurückgedrängt wurde. Mit der Bildung einer „kleinen“, „bürgerlichen Koalition“ aus CDU/CSU, FDP und verschiedenen Kleinparteien wurde dem auch Rechnung getragen und die Grundlagen für das folgende „Wirtschaftswunder“ gelegt.