Klima
Städte im Hitze-Check: Hot town, summer in the city
Der urbane Hitzeinseleffekt
Hitze, Dürre, Starkregen: Die Auswirkungen des Klimawandels sind längst auch in Deutschland spürbar. Zwar gab es hierzulande auch in den vergangenen Jahrzehnten Hitzeperioden, doch ihre Dauer und Häufigkeit nimmt aufgrund klimatischer Veränderungen zu. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und das GKV-Bündnis für Gesundheit Baden-Württemberg, werden heute im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz Daten und Lösungsansätze präsentiert, die sich mit dem Thema der extremen Hitze in Städten befassen.
Der urbane Hitzeinseleffekt
Aber warum wird es in den Städten überhaupt so heiß? Der sogenannte Hitzeinseleffekt sorgt dafür, dass sich Städte bei langanhaltenden Hitzeperioden besonders stark aufheizen (siehe Abbildung). Für diesen Effekt gibt es zahlreiche Ursachen. Städte haben einen hohen Anteil versiegelter Flächen und bieten damit wenig kühlende Verdunstungsmöglichkeiten für Wasser. Viele der verwendeten Materialien wie Beton, Asphalt oder Metall erhitzen sich besonders stark. Zudem treibt der städtische Verkehr und die Industrie die Hitzeentwicklung weiter an. An manchen Tagen – und insbesondere in den Nächten – kann der Unterschied der gemessenen Lufttemperatur zwischen Stadt und Umland bis zu 10 Grad Celsius betragen. Und damit nicht genug: Der gefühlte Temperaturunterschied kann sogar noch deutlich höher liegen.
Ein Großteil der Menschen in Deutschland empfindet Hitze als extrem unangenehm. Laut einer repräsentativen Umfrage geht es hierzulande fast jedem Zweiten während einer Hitzewelle schlechter als an einem „normalen“ Sommertag. Zu den häufigsten Beschwerden gehören Schlafprobleme, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen und Schwindel. Doch für viele Menschen ist Hitze nicht einfach nur unangenehm. Für Ältere, Kleinkinder und für Menschen mit Vorerkrankungen kann Hitze auch eine echte Gefahr sein. Im Jahr 2018 soll es bei den über 65-Jährigen mehr als 20.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Hitze gegeben haben. Zum Vergleich: Die Anzahl der Verkehrstoten im Straßenverkehr lag im selben Jahr bei 3.275. Hinzu kommt, dass sich die Schadstoffbelastung der Luft besonders in heißen Phasen bemerkbar macht. Das liegt unter anderem daran, dass Hitzewellen häufig von einem hohen atmosphärischen Druck begleitet werden. Dadurch „steht“ die Luft in den Städten und die Schadstoffbelastung steigt. Daher kommt es besonders in Hitzephasen zu einer Zunahme an Atembeschwerden und anderen gesundheitlichen Einschränkungen, die nicht zuletzt auf die Belastung der Atemluft zurückzuführen ist.
Die Ergebnisse einer Studie der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Für die Städte in Deutschland ergibt sich aus diesen Zusammenhängen ein wichtiger Handlungsauftrag: Sie müssen ihre Bewohnerinnen und Bewohner so gut wie möglich vor extremer Hitze und anderen Auswirkungen des Klimawandels schützen. Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit hat bereits im vergangenen Jahr eine Studie des Beratungsunternehmens adelphi veröffentlicht, die aufzeigt, wie Kommunen mit diesen Herausforderungen am besten umgehen können. Darin werden verschiedene Ansätze zum Krisenmanagement einerseits, aber auch zur grundsätzlichen Resilienzförderung andererseits aus aller Welt aufgegriffen und analysiert. Die Autorinnen und Autoren der Studie zeigen beispielsweise die Vorteile von tiny forests in Amman, die Auswirkungen grüner Korridore in Medellin sowie die positiven Effekte einer innovativen Parkgestaltung wie in Bangkok.
Im Rahmen der Studie wird deutlich, dass all diese Maßnahmen auch erhebliche Opportunitätskosten aufweisen. Gerade in wachsenden Städten besteht eine hohe Konkurrenz hinsichtlich der Nutzung knapper Flächen. Wenn Wohnraum knapp und teuer ist, fällt es nicht leicht, Kaltluftschneisen unbebaut zu lassen. Genauso stehen Flächen für den zunehmenden Auto-, ÖPNV- und Fahrradverkehr in Konkurrenz zur Entsiegelung, die für den Umgang mit Starkregen und Trockenheit wichtig ist. Daher wird es ganz zentral auf innovative Ansätze – wie multifunktionale Flächennutzungen – ankommen, damit ökonomische, ökologische und soziale Ziele gleichermaßen berücksichtigt werden können und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands nicht von Wetterextremen beeinflusst wird.
Die effizientesten Maßnahmen sollten im Fokus stehen
Kernziel der Studie ist es, Kommunen und regionalen Entscheidungsträgern eine Sammlung von Best-Practice-Beispielen aus aller Welt zur Verfügung zu stellen. Auf dieser Basis können sie versuchen, die bestmögliche Krisenprävention angesichts steigender Wahrscheinlichkeiten von extremer Hitze, Überschwemmungen, Dürren und anderen Wetterextremen zu finden und vorausschauend umzusetzen. Ein wichtiger Schritt! Denn neben der Emissionsvermeidung sind auch Anpassungsmaßnahmen dringend erforderlich, um mit den Veränderungen umzugehen. Mangelnde Investitionen in Krisenresilienz in den letzten Jahrzehnten kommen der Gesellschaft immer häufiger teuer zu stehen. Umso wichtiger ist es, dass in Zukunft solche Maßnahmen durchgeführt werden, die die größtmögliche Wirkung und das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis aufweisen.