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Veteranentag
„Human Factor“ Soldat – von Kameradschaft und Sinnhaftigkeit, Trauma und Gesellschaft

Mehr Wertschaetzung fuer Soldaten: Bundestag beschliesst jaehrlichen Veteranentag

Mehr Wertschätzung für Soldaten: Bundestag beschließt jährlichen Veteranentag.

© picture alliance / SvenSimon | Frank Hoermann/SVEN SIMON

Soldaten sind auch nur Menschen. Und dennoch ist der Beruf als Soldat oder Soldatin kein Job wie jeder andere. Soldatinnen und Soldaten tragen nicht nur mehr Verantwortung als viele andere Menschen in Deutschland, sondern ertragen auch immense Belastungen. Neben der jüngsten Aussprache im Bundestag zum Thema Wehrerfassung, Musterung und Wehrdienst geht es bei der Modernisierung der Truppe auch um gesellschaftliche Anerkennung und Attraktivität des Soldatenberufs. Dieses Wochenende wird theoretisch erstmalig der nationale Veteranentag begangen. Beschlossen wurde er vor zwei Monaten im Bundestag. Ziel ist es, den Soldatenberuf gesellschaftlich zu würdigen. Explizit als Gedenk- und nicht als Feiertag gestaltet, sollte der auserkorene 15. Juni also auf einen Werktag fallen, werden die Feierlichkeiten auf das Wochenende davor oder danach verschoben. Dieses Wochenende ist die Premiere, die wohl klein ausfallen wird, weil zu wenig Zeit für Vorbereitungen zur Verfügung stand. Erst im nächsten Jahr soll groß gefeiert werden, so vernimmt man es aus dem Bundestag. Gerade im Kontext der heutigen Sicherheitspolitik verdient der Beruf mehr öffentliche Aufmerksamkeit.

Was es bedeutet, Soldat zu sein

Für andere da sein müssen, die sich auf einen verlassen, den größeren gesellschaftlichen Rahmen erkennen, Ehrgeiz und Teamgeist entwickeln. Der Grundwehrdienst als eine Zeit, in der er „zum ersten Mal in s[m]einem Leben Verantwortung übernommen hatte und übernehmen musste“ – so beschreibt André Hassan Khan in seiner autobiographischen Erzählung Heute fühlt sich alles an wie Krieg seinen Einstieg bei der Bundeswehr. Erst in der Logistik, anschließend bei der Luftwaffe, arbeitete er sich hoch bis er zu den ersten Pionieren im Bereich ferngelenkte Luftfahrzeuge wurde. Als ein neues Zeitalter der Bundeswehr beschreibt er das 2009 beginnende Zeitalter der unbewaffneten und ferngelenkten Luftfahrzeuge, eingeführt mit der israelischen Heron 1. Im Übrigen begleitet durch eine Dekaden-dauernde politische Debatte zum Thema Bewaffnung von Drohnen im Bundestag, aber das nur am Rande.

Intensiv, anstrengend, spannend – immer etwas neues Lernen, nicht nur an eigenen Fähigkeiten, auch, und das ist nun einmal das Einzigartige an Auslandseinsätzen, kulturell – so beschreibt Hassan Khan seinen Einsatz als Pionier in der Bundeswehr. Bis zu einem traumatischen Ereignis, der Beobachtung eines Massakers. Psychische und physische Belastungen sind die Folge, soziale Zurückgezogenheit und Isolation, Unruhe und Depression. Zeichen einer posttraumatischen Belastungsstörung, die zu erkennen und zu behandeln wahnsinnige Überwindung kosten.

Verantwortung tragen und Belastungen aushalten

André Hassan Khan erzählt nicht nur über seinen individuellen Werdegang, seine Erfahrungen und sein Trauma, sondern vor allem über den Umgang mit Grenzerfahrungen und psychischen Belastungen, die mit dem Soldatenberuf einhergehen. Soldat oder Soldatin zu sein ist nun mal kein Job wie jeder andere. Wenige Berufe sind wohl so mit Verantwortung und Herausforderungen verbunden wie der des Soldaten, das schreibt die Bundeswehr über sich selbst: „Als Mitglied der Bundeswehr trägt man nicht nur Verantwortung für die eigene Sicherheit, sondern auch für die Sicherheit des Landes und seiner Bürgerinnen und Bürger.“

Dass der Bundestag den nationalen Veteranentag beschlossen hat, ist ein guter Anfang. Noch besser, dass mit dem Beschluss auch die einheitliche Verbesserung der Nachsorge von im Dienst, besonders im Auslandseinsatz, erlittenen Schädigungen angegangen werden soll. Inklusive Fürsorge, Rehabilitationsmaßnahmen, Therapieangebote und Betreuungskonzepte sowie der Schaffung von Ansprechstellen für Geschädigte und deren Angehörige, Weiterverwendung und Entschädigung.

Für die Zukunft der Bundeswehr und in der Debatte um Gesamtverteidigung und die Bedrohungslage in Europa muss genau daran gearbeitet werden. Ohne Soldatinnen und Soldaten keine Sicherheit, und ohne Sicherheit schlechte Chancen für unsere freiheitliche liberale Demokratie.