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Marokko statt Mallorca?

Marokkos Tourismussektor profitiert von zunehmenden Problemen in den "klassischen" Urlaubsländern, kämpft jedoch mit eigenen Herausforderungen
Rabat

Rabat – Hauptstadt und eine der vier Königsstädte Marokkos. Das Mausoleum von Mohammed V. und Hassan II.

© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Zuletzt hatten in Spanien Anwohner gegen ausländische Touristen protestiert. Die rund 68 Mio. vor allem europäischen Gäste empfinden einige Iberer als Belastung. Manchen Orten wie der Insel Mallorca droht der Kollaps. Auch in anderen südeuropäischen Ländern kommt es zu friedlichen Demonstrationen, aber auch zu gewaltsamen Protestaktionen und tätlichen Angriffen auf Touristen. Doch was sind nun die Alternativen für Ferien mit kurzem Flug?

Bedeutete das Mittelmeer für Mitteleuropäer einst Sonne, Strand und Sightseeing ohne Jetlag, so gilt dies heute offenbar nur noch bedingt: Nach Revolutionen, Regimewechseln und Bürgerkriegen scheuen Urlauber die Arabische Welt. Gezielt griffen dort Terroristen oftmals touristische Ziele an, um Regime finanziell zu schwächen. An dieser Front haben sie oft Siege davongetragen. Nach Anschlägen in Tunesien kommen immer weniger Urlauber nach Karthago und Kairouan. Kulturbegeisterte werden für lange Zeit nicht mehr nach Syrien reisen können. Der ägyptische Tourismus wird bald selbst zu einem archäologischen Relikt. Auch vor den Stränden am Roten Meer scheuen Sonnenhungrige mittlerweile zurück. Die Badeorte in Israel und Jordanien sind vor allem auf einheimische Touristen ausgerichtet, und das Tote Meer eignet sich wenig für Kinder. Algerien und Libyen waren ohnehin immer nur etwas für Liebhaber und Abenteurer. Und der kleine Libanon ist immer noch eher mit dem Image von Bürgerkrieg und Extremismus behaftet, nicht mit dem von Entspannung und Erholung.

Außerhalb Arabiens sieht es nur wenig besser aus, vor allem seitdem in der Türkei Journalisten, Urlauber und Geschäftsleute von Geiselhaft bedroht sind. Und nun noch nicht einmal südeuropäische Länder wie Griechenland und Spanien? Da meldet Marokko eine Steigerung des Tourismus von 8 Prozent im ersten Halbjahr 2017. Mittlerweile hat das Königreich die gesamte afrikanische Konkurrenz überflügelt und beherbergt mehr Gäste als der bisherige Spitzenreiter Südafrika. Das Königreich ist insbesondere auch bei Deutschen beliebt. Mehr als eine halbe Million machten sich im vergangenen Jahr nach Marokko auf – Tendenz steigend.

Vision 2020 außer Sicht

Dieser Erfolgsmeldung ging 2016 allerdings ein leichter Einbruch voraus. Denn auch das islamische Königreich spürt die Zurückhaltung von Urlaubern und Investoren und verfehlt die eigenen ehrgeizigen Ziele. Bis 2020 wollte man sich auf 20 Millionen Touristen pro Jahr gesteigert haben. So sieht es die nationale Tourismusstrategie „Vision 2020“ von 2010 vor. Von diesen Zahlen ist man noch weit entfernt. Derzeit kommen 10,33 Millionen (2016) in den Maghreb al-Aqsa, den äußersten Westen der islamischen Welt. Die Zielmarke von einer Million Erwerbstätigen im Tourismussektor ist bei derzeit rund 515.000 außer Sicht geraten.

Woran es liegt, scheint keiner so richtig zu wissen. Anfang Oktober legte der Tourismusminister Mohamed Sajid vor der Exekutive Rechenschaft ab. Es zeigt sich eine große Diskrepanz zwischen den einstigen Vorhaben und den tatsächlich realisierten Projekten. Gerade einmal 44 sollen es von den rund eintausend geplanten bis zur Umsetzung geschafft haben. Von den avisierten 15,6 Milliarden Euro für Investitionen wurden 4,1 Milliarden abgerufen. Folglich wurden in den Staatshaushalt nur 5 Milliarden Dirham eingestellt – statt der 32 Milliarden, die es hätten sein sollen. Der soziale und wirtschaftliche Entwicklungsfonds rückte nur 800 Millionen von den 5 Milliarden im Planungspapier heraus. Aber auch die Privatwirtschaft verfehlte die Vorstellungen. In den letzten sechs Jahren waren es 40 Milliarden Dirham und hätten doch 140 Milliarden sein sollen. Zudem sind mehrere ausländische Investoren aus großen Bauvorhaben wieder abgesprungen, und obschon die ausländischen Direktinvestitionen nach Marokko stiegen, gingen sie im Tourismussektor zurück.

Nach Beat-Generation und Jet-Set kamen die Massen

Dabei hatte alles einst so vielversprechend ausgesehen. Nach der Unabhängigkeit konnten die Marokkaner an das französische Tourismus-Erbe mit 200 Hotels anknüpfen. 1965 wurde das Tourismusministerium geschaffen, das die Entwicklung seitdem vorantreibt. Zu diesem Zeitpunkt kamen 370.000 Reisende in das Königreich, das eine Kapazität von 14.708 Betten aufwies.

Dann versprachen vor allem die Bücher der Beat-Generation Exotik und Hasch zu günstigen Preisen. Der Jet-Set begann 1969 mit Yves Saint-Laurent, Jean-Paul Gaultier und anderen vor allem Marrakesch für sich zu entdecken. Heute trifft man sich immer noch dort und nun auch vermehrt in Tanger, das an seinen Flair unter internationaler Verwaltung (1923–1956) anknüpfen will. Die Mode, ein Riad in Marrakesch (typisches Hofhaus in der Altstadt) zu besitzen, wie zum Beispiel die Hermès-Erben, nimmt ab und die Immobilienpreise der Medina fallen. Schließlich kann man in der Wüstenoase keine Yacht vorführen.

Im Jahr 2001 hatte sich Marokko für 2010 die Zielmarke von zehn Millionen Touristen vorgenommen und mit 9,3 Mio. knapp erreicht – bei einem Ausgangsniveau von 4,3 Millionen. Mehr als eine Verdopplung – trotz der Anschläge vom 11. September und der Finanzkrise von 2008. 2004 wurde das Open-Skies-Abkommen übernommen, Billigfluganbieter bedienen seither das Land. Warum sollte sie nun für 2020 scheitern? Die Bettenkapazität war damals von 70.000 auf 230.000 in 2010 gesteigert worden. Dann wurde das Bettenmachen mühsam: 242.624 waren es Ende 2016.

Wettbewerbsfähigkeit teils gut

Obschon der internationale Tourismus also seit Jahren kontinuierlich ansteigt – außer einem kurzzeitigen Einbruch im Jahr 2011 –, konnte das Königreich Marokko nicht immer im gleichen Maße davon profitieren. Dabei befindet sich der Tourismus-Sektor im internationalen Vergleich in keinem so schlechten Zustand. Laut dem Reise- und Tourismus-Wettbewerbsindex 2017 des Weltwirtschaftsforums nimmt Marokko Platz 65 von 136 Ländern ein – vor allen übrigen Ländern der Region MENA und als drittes afrikanisches Land hinter Südafrika (Platz 53) und Mauritius (55).

Aber es hat sich gegenüber 2015 um drei Plätze verschlechtert. Da der Index sich aus 14 Komponenten zusammensetzt, lohnt ein Blick auf die Komponenten, in denen Marokko besonders schlecht abschneidet. Diese sind:

  • Internationale Offenheit (Rang 91)
  • Ökologische Nachhaltigkeit (Rang 107)
  • Personal und Arbeitsmarkt (Rang 117)

Die „Internationale Offenheit“ setzt sich wiederum aus Visaanforderungen, bilateralen Luftfahrtabkommen und Anzahl der regionalen Handelsabkommen zusammen. Dabei zieht vor allem der Mangel an Luftfahrtabkommen das Land in der Wertung herunter. Visa bekommen Deutsche beispielsweise kostenfrei bei Einreise für drei Monate.

Im Bereich der ökologischen Nachhaltigkeit ist vor allem die Wasserknappheit problematisch. Bereits jetzt hat vor allem der Süden des Landes ein Wasserproblem. In diesem Monat kam es zu Protesten der betroffenen Bevölkerung, besonders in der Region Drâa-Tafilalet südlich des Atlas. Die „Durst-Demos“ weisen auf einen künftig noch größeren Mangel hin. Das World Resources Institute hat berechnet, dass Marokko im Jahr 2040 das Wasser ausgehen könnte. Bereits ab 2020 könnte die Verfügbarkeit von Wasser ein kritisches Niveau erreichen. Marokkaner verbrauchen ca. 70 Liter Wasser am Tag. Der statistisch umgelegte Aufwand von 850 Litern pro Tag und Tourist in der Hochsaison ist in diesem Zusammenhang eine Herausforderung, wenn das Land seine Touristenzahl weiterhin verdoppeln will.

Trotz Arbeitslosigkeit ein Personalproblem

Die Achillesferse des marokkanischen Tourismus ist jedoch der Personal- und Arbeitsmarkt. Der TTC-Report bemängelt unter anderem den geringen Anteil an Frauen unter den Arbeitnehmern, Einstellungs- und Kündigungsverfahren, Anstellung ausländischer Fachkräfte, Bezahlung und Produktivität. Zudem sind Aus- und Weiterbildung ein großes Problem. Dies verwundert angesichts der großen Arbeitslosigkeit, vor allem unter jungen Menschen.

„Das ist hauptsächlich ein Ausbildungsproblem“, gibt Abdou Bazizi, Geschäftsführer der landesweiten Tourismusagentur Fram Orange Tours zu. „Wir haben spät mit der Ausbildung angefangen. Das erste Institut zur Ausbildung im Tourismussektor entstand in den 1980ern. Das gilt insbesondere auch für die Reiseagenturen.“ Denn ansonsten gäbe es auch weiterhin nur Hotellerie-Schulen. Zudem hätten auch die Agenturen keine Weiterbildungspolitik für ihre Angestellten. Ein weiteres Problem sei die Sprachausbildung. Bazizi forderte demnach spezialisierte Schulen, die in Fremdsprachen und in Animation ausbilden.

Dabei machen die 15 Ausbildungszentren in Marokkos Hotel- und Gastronomiegewerbe bei den Auswahlkriterien von Lehrlingen bereits Zugeständnisse: „Wir wollen mehr jungen Menschen eine Chance bieten.“ sagt Noureddine Kayat, Direktor der Hotelausbildungsstätte in Agadir, das jährlich ca. einhundert Absolventen in den Arbeitsmarkt entlässt. Die Ausbilder beklagen vor allem das Fremdsprachenniveau, das die Auszubildenden von der Sekundärschule mitbringen – selbst mit Hinblick auf das Französische.

Kayat zufolge ist aber auch die Ausbildung der Ausbilder ist ein Problem. Eine Ruhestandswelle kündigt sich an, ohne dass in ausreichendem Maße Nachwuchs ausgebildet worden wäre. Zudem ist auch die Weiterbildung der derzeitig Unterrichtenden nicht im ausreichenden Maße gegeben, in inhaltlicher wie in technischer Hinsicht. „Warum nicht Ausbilder aus Deutschland holen?“, schlägt der Hotellehrer vor.

Nach zwei Jahren Ausbildung finden seine Absolventen trotzdem nur schwer eine Arbeit im Tourismussektor. Nicht wenige weichen auf andere Servicebereiche aus. „Alles hängt vom Sektor ab“, meint Kayat. Hotels, Restaurants und Agenturen stellen nur schweren Herzens ein. Neben der Konjunkturentwicklung hängt dies explizit auch mit der marokkanischen Arbeitsgesetzgebung zusammen. Diese wurde vom französischen Gesetz abgekupfert, das einen starken Arbeitnehmerschutz vorsieht und Angestellte nur schwer kündbar macht.

Stattdessen beschäftigen viele Betriebe Unausgebildete schwarz oder über steuerbefreite Kurzanmeldungen und in beiden Fällen ohne Sozialversicherung. Die Bezahlung ist schlecht, je nach Art der Arbeit bekommt ein Kellner 250 bis 300 Euro im Monat. Angesichts der Arbeitslosigkeit, Gesetzeslücken und geringer staatlicher Kontrollen können sie es sich erlauben. In Weiterbildung wollen sie dann auch nicht investieren – mit dem Ergebnis, dass der Tourist sich vielfach – wenn auch nicht immer – schlecht ausgebildeten und unmotiviertem Personal gegenübersieht. Eine nachhaltige Änderung ist nicht in Sicht.

Marokko gilt als sicher und tolerant

Im Allgemeinen gilt Marokko als sehr sicheres Reiseland. Vorbehalte bezüglich potentiell islamistischem Terrorismus im Land sind jedoch nicht gerechtfertigt. Seit dem Terroranschlag in Casablanca von 2003 hat ein Umdenken zur aktiven Bekämpfung von Extremisten geführt. Seitdem verfolgt das Land rigoros islamistische Terroristen. Die Anti-Terrorgesetzgebung wurde zwei Mal verschärft. Ein Attentat 2011 in Marrakesch, bei dem 17 Menschen ums Leben kamen, kann zum Glück seitdem als Ausnahme bezeichnet werden. Gerade letzte Woche hob die Polizei eine Terroristen-Zelle aus. Zudem sind die Sicherheitsdienste gut informiert – bisweilen unter Inkaufnahme der Freiheitsrechte seiner Bürger – und arbeiten mit anderen Nachrichtendiensten zusammen. Beispielsweise hatte Marokko den BND über den Fall Amri lange vor dem Anschlag auf dem Weihnachtsmarkt in Berlin informiert.

Und obschon homosexuelle Aktivitäten ebenso wie Sexualverkehr mit einem nicht legitimen Partner, also ohne Trauschein, weiterhin verboten und somit strafbar sind, sieht man in Marokko bei ausländischen Touristen im Regelfall darüber hinweg. Voraussetzung ist allerdings, dass dies nicht allzu offenkundig geschieht, sondern im Geheimen. Ansonsten kann auch hier Gefängnis drohen.

Reiseprofi Bazizi sieht keine besonderen Gefahren in Marokko, aber empfiehlt den gesunden Menschenverstand zu nutzen: „Bei Nahrung und Unterkunft sollte man sich gut überlegen, wo man isst und nächtigt, insbesondere außerhalb der großen Städte.“ Und er rät Urlaubern, Verträge mit Regelungen zu unterschreiben. „Gerade im Internet wird manchmal nur der Preis dargestellt, ohne dass die zu erbringende Leistung daraus ersichtlich ist.“ Im Übrigen seien Deutsche laut Baziz einem besonderen Risiko ausgesetzt: „Zuviel Sonne am Strand. Da müssen sie aufpassen!“ warnt er mit einem Lächeln.

Zu wenig MICE

Im Bereich von Ausstellungen, Konferenzen und Geschäftstreffen, kurz MICE, hat Marokko mit der COP22 in Marrakesch sein Potenzial gezeigt: internationaler Flughafen mit Nähe zur Stadt (2,1 Mio. Ankünfte), ein Ausstellungsgelände von sieben Hektar, drei Kongresszentren mit je 1.145 bis 2.000 Plätzen und eine Bettenkapazität von ca. 80.000 (2016). Die Bandbreite an globalen Events reicht hier von der Ausstellung der Geschäftsluftfahrt über das Weltforum der Flüssiggasindustrie bis zum Technofestival Oasis. So hoffen die Marokkaner, dass die COP22 im Nachgang zum Zugpferd würde, um weitere Geschäftsleute anzukarren. Denn vom weltweiten Konferenzkuchen mit 9.000 Veranstaltungen schneidet sich das Land bislang nur 5 Prozent ab. Zwar verfügt Marokko insgesamt über vier Kongresszentren, 54 Amphitheater, 287 Meeting-Räume in Hotels und 239 Konferenzsäle, doch reicht das nicht immer, vor allem, wenn es um die Kapazität in einer einzigen Stadt geht. Zudem offenbaren sich weitere Schwächen: zu wenig internationale Flugverbindungen (obwohl 90 Prozent der internationalen Geschäftsreisenden per Flugzeug kommen), teils überteuerte Preise und vor allem Organisationsmängel. So kommen dann vor allem französische (37 Prozent) und spanische (11 Prozent) Geschäftsleute nach Marokko; Amerikaner (5 Prozent) und Deutsche (3 Prozent) zieht es weniger an.

Diversifizierung bringt Chancen und Chinesen

Derzeit setzt Marokko auf die Diversifizierung sowohl der Herkunftsländer der Touristen wie auch des Angebotes vor Ort. Und in der Tat hängt die Zunahme im Tourismussektor mit der Diversifizierung zusammen. Vor allem die Visafreiheit für Chinesen trägt dazu bei, die König Mohammed VI. bei seinem Pekingbesuch im Juni 2016 einräumte. Von Januar bis Mai 2017 kamen 784 Prozent mehr Reisende aus dem Reich der Mitte im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum, meldete das Observatoire Marocain du Tourisme. Von Anfang des Jahres bis Ende Juni waren es 50.000. Hingegen kamen im gesamten Jahr 2015 nur 10.000. Marokko lädt bewusst offizielle Delegationen, Reiseagenturen und Fernsehsender ein, um das Königreich den Asiaten vertrauter zu machen. Allerdings ist das Land selbst noch nicht darauf vorbereitet: es fehlt an chinesischen Hinweisschildern und Personal mit Mandarin-Kenntnissen.

Auch um andere ausländische Gäste bemüht sich das Land. Neben Japanern, Südkoreanern und Filipinos kommen auch Inder. US-Amerikaner und Brasilianer haben ebenso einen Besuch auf ihrer Bucket-list. Die Deutschen stehen nach Franzosen, Spaniern, Belgiern, Niederländern und Briten mittlerweile an sechster Stelle. Knapp 550.000 kamen im vergangenen Jahr und jährlich werden es mehr.

Insbesondere der innerafrikanische Tourismus birgt Potenzial für Marokko. Bislang kommen zwei von zehn Touristen in Nordafrika aus Subsahara-Afrika, während es in Subsahara-Afrika selbst zwei von drei sind. Auch dies könnte sich mit der Afrika-Strategie von König Mohammed VI. ändern.

Nicht nur die Herkunftsländer werden immer zahlreicher, auch die Touristikarten, mit denen Marokko aufwartet, werden immer bunter. Neben dem klassischen Strandurlaub oder der Bildungsreise sind immer mehr auch andere Trends in Marokko zu verzeichnen. Bergwandern im Atlas, Classic-Ralleys, Fallschirmspringen, Trikes und Quads etc.

Zusammenfassung

Insgesamt verspricht die Entwicklung des Tourismus viel Potential für Marokkos Wirtschaft und Erwerbstätige. Um sich den Zielen der Vision 2020 doch wieder anzunähern, reicht es aber nicht, nur Touristen aus anderen Ländern anzulocken. Insbesondere hinsichtlich Arbeitsgesetzgebung und Ausbildung im Bereich Tourismus muss Marokko dringend seine Hausaufgaben machen. Sonst wird es den Bedarf weder in qualitativer noch in quantitativer Hinsicht decken können. Bislang sieht es aber eher danach aus, dass man sich nur um Investitionen im Infrastrukturbereich bemüht, das Humankapital jedoch weiterhin vernachlässigt.

Trotz der bereits 2010 getroffenen Zielvorgabe von 20 Mio. Touristen ist diese in ihrer Sinnhaftigkeit zu überdenken. Denn Marokko verfügt nicht über die Wasserressourcen –gleichbleibenden Verbrauch vorausgesetzt –, um diese zu beherbergen. Erste, kleine „Durst-Demos“ geben bereits den Warnhinweis. Sollte sich der Wassermangel ausbreiten, könnten sich die Proteste zumindest in Teilregionen ausweiten und verstetigen – und damit verlöre Marokko seinen größten Vorteil gegenüber den nordafrikanischen Konkurrenten: seine Stabilität.

Olaf Kellerhoff ist Projektleiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit in Marokko.