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Berufliche Bildung
Wirtschaftsmotor Bildung: Nachhaltiger Erfolgsgarant

Auszubildende in einer Elektrowerkstatt.

Auszubildende in einer Elektrowerkstatt.

© picture alliance / SZ Photo | Jens Schicke

Der Wirtschaftsmotor in Deutschland läuft spürbar unrund. Und, um im Bild zu bleiben, eine umfassende Wartung zur Behebung der Probleme ist dringend angeraten. Die Forderungen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Unternehmen, u.a. zum Bürokratieabbau und zur Stärkung der Infrastruktur, haben alle ihre Berechtigung und sind für die kurz- und mittelfristige Entwicklung des Wachstumspotenzials unabdingbar. Ein entscheidender Punkt für die langfristigen Standortfragen ist aber nicht zuletzt die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Fachkräften – und damit letztlich der Bildung und dem verfügbaren Humankapital. Kaum ein Satz bringt den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Bildung und wirtschaftlichem Erfolg so deutlich zum Ausdruck wie der Benjamin Franklin zugeschriebene:

An investment in knowledge pays the best interest.

Benjamin Franklin

Im Gegensatz zu steuerlichen, bürokratischen oder infrastrukturellen Hemmnissen, die bestenfalls durch Gesetzesänderungen oder bauliche Maßnahmen verändert werden können, ist die Ausbildung von Menschen eine vergleichsweise zeitintensive Investition. Denn Lehrpläne müssen angepasst, Dozenten geschult und schließlich die zu Qualifizierenden ausgebildet werden. Es dauert also eine Weile, bis Verbesserungen spürbar werden. Diese Investitionen zahlen sich aber nachhaltig aus.

Bildungssystem als Pull-Faktor für Fachkräfte

Denn ein gutes Bildungssystem rechnet sich in mehrfacher Hinsicht: Zum einen befähigt es die Menschen zu qualifizierten, erfüllenden Tätigkeiten und ermöglicht so die Erschließung von Innovationspotenzialen -– zum anderen kann es ein echter Pull-Faktor sein, wenn es darum geht, junge Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben. Denn Weiterbildungsmöglichkeiten und entsprechende Perspektiven auch für den potenziellen Nachwuchs sind ein echter Vorteil im internationalen Wettbewerb um Talente. Hier brauchte sich Deutschland in der Vergangenheit nicht zu verstecken.

In diesem Zusammenhang ist es nicht verwunderlich, dass in einer aktuellen ifo-Studie Bildung  als Top-Einflussfaktor für die internationale Wettbewerbsfähigkeit herausgestellt wird. „Ausschlaggebend für die Standortattraktivität der kommenden zehn Jahre wird für über 35% der Expertinnen und Experten Bildung bzw. Humankapital sein“, heißt es in dem Bericht. Auch aus spezifisch deutscher Perspektive wird der vergleichsweise guten (Aus-)Bildung breiter Bevölkerungsschichten höchste Relevanz für die internationale Wettbewerbsfähigkeit beigemessen. Gerade diese Stärke gilt es weiter zu fördern. Junge Menschen zu qualifizieren und zu befähigen ist die wichtigste Aufgabe, um den Standort Deutschland – auch gegen weitere Krisen – zu sichern.

Einflussfaktoren der heutigen Standortattraktivität – Deutschland:

Grafik
© Ifo Experteneinschätzungen zum globalen Standortwettbewerb 2023 (s. 9)

Startchancen-Programm stärkt Aufstiegsversprechen

Gerade mit dem jüngst unterzeichneten Startchancen-Programm ist es gelungen, das Aufstiegsversprechen des Staates in Sachen Bildung zu untermauern und einen wichtigen Impuls für die Zukunftssicherung zu geben. Ab dem 1. August profitieren Schülerinnen und Schüler an bundesweit 2060 Schulen vom größten Bildungsprogramm in der Geschichte der Bundesrepublik.

Gleichzeitig bedarf es weiterer Anstrengungen der Länder. Zumindest ein ernsthafter Bildungsdialog, wie ihn seit Mai dieses Jahres 94 Organisationen unter Federführung der Bertelsmann Stiftung fordern, sollte von den Ländern initiiert werden.

Wenn die durchwachsenen Zukunftsaussichten für den Wirtschaftsstandort positiver gestaltet werden sollen, muss jedenfalls die Bildung im Allgemeinen und die berufliche Bildung im Besonderen eine entsprechende Förderung und Priorisierung erfahren. Die Bundesrepublik kann es sich jedenfalls nicht leisten, dem zentralen Zukunftsdruck des Fachkräftemangels nur halbherzig zu begegnen. Hier ist der Schulterschluss von Kommunen, Ländern und Bund gefragt. So erreichen wir bessere Bildungschancen, klare Entwicklungsperspektiven und innovativere Unternehmen – so geht Aufschwung.