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#FEMALEFORWARDINTERNATIONAL
Wir präsentieren: Ravda Nur Cuma aus der Türkei

The importance of dreaming big
Ravda Nur Cuma
© Friedrich Naumann Foundation for Freedom

Die Menschenrechtsaktivistin glaubt daran, dass jeder Flüchtling eine Chance und einen Zugang zur Bildung verdient

Ravda Nur Cuma träumte schon immer davon, Ärztin zu werden. Als Kind stellte sie sich vor, dass sie Operationen durchführen würde, die Leben retten. Doch dann kam der Syrienkrieg und änderte den Werdegang ihrer Zukunft komplett.

Heute möchte diese 23 Jahre alte syrische Frau Ärztin des Friedens werden. Sie leitet ihre eigene Stiftung und hilft Familien in Flüchtlingslagern, ihren Töchtern mine bessere Zukunft über die Bildung zu ermöglichen. Bis heute hat die RavdaNur Stiftung mehr als 40.000 Kinder in der Schutzzone Euphrat und 3000 in Gaziantep unterstützt, damit sie zurück zur Schule können.

Ravda Nur Cuma quote
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Während ihres Studiums der Internationalen Beziehungen an der Hasan Kalyoncu Universität begann Ravda ihre Arbeit als Hilfskoordinatorin für Nordostsyrien mit dem Internationalen Blauen Halbmond in Syrien. Dies ist eine NGO, welches das Gebiet unter türkischer Kontrolle mit Trinkwasser und einfacher Gesundheitspflege versorgt.

Für ihre Arbeit und Hingabe wurde sie 2020 mit dem “Peacebuilder” Preis der in Washington DC befindlichen HasNa Organisation ausgezeichnet.

Trotz ihrer jungen Jahre ist Ravda eine unermüdliche Verfechterin der Menschen- und Flüchtlingsrechte und hat sich für diese Themen schon im Hauptsitz der Vereinten Nationen in New York und im Europäischen Parlament stark gemacht. Menschen zu helfen ist der Hauptantrieb für ihre humanitäre Arbeit und ihr Privatleben.

Ravda Nur Cuma quote
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Der Kampf gegen die Falle von Frühehen

Ravda Nur Cuma wuchs als Mittelkind einer Familie mit neun Kindern in İdlib auf. Ihr Vater war Geschäftsmann. Ihre Mutter war Hausfrau. Die Bildung war Toppriorität in ihrer Familie und blieb es weiterhin, obwohl sie Ende 2011, als der Syrienkrieg ihre Stadt erreichte, fliehen mussten.

Ravda war 13 Jahre alt, als sie ihr zweites Leben in einem Zeltlager nahe der türkischen Grenze beginnen musste. Sie nahm sich den Ratschlag ihres Vater’s zu Herzen, während ihrer Zeit hier Türkisch zu lernen. Es würde ihr nützen, sagte er, auch wenn sie wieder nach Syrien zurückkehren sollten. Dies war seine Art, seine Kinder von den Strapazen des Flüchtlingslebens abzulenken.

Ravda Nur Cuma quote
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Ravda zeigte echtes Talent und wurde binnen zwei Monaten die Beste in ihrer Türkischklasse. Kurz darauf wurde die Familie in ein Containerlager nahe der Stadt Kilis verwiesen, wo sie bessere Lebensbedingungen vorfanden und die Kinder zur Schule gehen konnten.

Auf der Sekundarschule allerdings bemerkte Ravda, dass ihre Klassengefährtinnen nicht mehr zum Unterricht kamen. Sie wurden entweder verheiratet oder auf die Arbeit geschickt.

“Aufgrund der finanziellen Lage und einer ungewissen Zukunft dachten viele syrische Familien, sie müssten ihre Töchter in jungem Alter verheiraten, um ihre Sicherheit zu gewährleisten”, erklärt Ravda. “Ich wollte kein solches Leben. Der Gedanke, mit 14 Jahren zu heiraten und Kinder auf die Welt zu bringen, obwohl ich selbst noch Kind war, zerstörte meine Träume. Mein Vater sagte mir aber immer: “Keine Sorge, ich werde mein Bestes geben für Deine Bildung. Obwohl wir jetzt Flüchtlinge sind, ich werde mein Bestes geben.”

Anstelle sich gezwungen zu fühlen, dem Weg der anderen Mädchen zu folgen, entschied sich Ravda mit diesen Familien zu sprechen, und sie von der Wichtigkeit der Bildung zu überzeugen. Einige schlugen ihr die Tür ins Gesicht, andere jedoch konnte sie davon überzeugen, dass die Schule ein sicherer Ort für ihre Töchter ist.

Und im Jahre 2016 liess Ravda ihre Stiftung eintragen, um weiterhin ihrer Arbeit für die Bildung von Flüchtlingsmädchen nachzugehen.

Ravda Nur Cuma quote
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Ein Vorbild für junge Mädchen

Ebenso erhielt Ravda ein Stipendium für die Hasan Kalyoncu Universität und begann nebenher auch zu arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Mit ihrem ersten Gehalt mietete sie eine Wohnung in Hatay (türkische Provinz an der syrischen Grenze), um ihre Eltern aus dem Lager zu holen und ihre Schwestern bei sich aufzunehmen, damit sie in die Schule konnten.

Was ihre eigene Zukunft angeht, hofft Ravda, dass sie eines Tages bei der Wiederherstellung Syriens und seiner Gesellschaft mitwirken kann. Nach ihrem Abschluss in Internationalen Beziehungen würde sie gerne einen Masterstudiengang zur Politik des Mittleren Ostens belegen. 

Die Menschenrechtsaktivistin glaubt, dass es sehr wichtig für Flüchtlinge ist, sich selbst zu repräsentieren, indem sie öffentlich hinterfragen, warum der Krieg passierte, ihre Meinung zu sagen und selber Lösungen finden.

“Ich hatte schon immer grosse Ziele. Ich sagte meinem Vater immer, dass ich eine starke Frau sein und etwas verändern möchte. Ich muss so weitermachen. Ich kann nicht aufhören, denn ich bekomme viele Mitteilungen von Mädchen, die möchten, dass ich weiterhin ihre Geschichten erzähle - laut und deutlich”, sagt Ravda.

Obwohl Ravda in der Türkei ein gutes Leben führt und mit ihrer Arbeit viel bewegt, erfährt sie immer noch sehr viel Diskriminierung und sogar Hass als Flüchtling, die in einem fremden Land lebt. Was ihr in solchen Momenten hilft, ist es Kinder aus den Flüchtlingslagern zu treffen. Sie lächeln immer und sind voller Hoffnung trotz der Not. 

Ravda Nur Cuma quote
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

“Wann immer ich in meinem Leben schwierige Zeiten durchlebe, erinnere ich mich an die Winterzeit im Flüchtlingslager, wenn mir kalt war. Doch jetzt unterstütze ich meine Familie, ich kümmere mich um meine Schwestern, damit sie zur Schule gehen können und ein gutes Leben führen. Ich versuche ein gutes Vorbild für jedes Mädchen zu sein”, fügt sie hinzu.

Ihr Ziel ist es, weiterhin eine grosse Anzahl an Mädchen und Kindern bei ihrer Bildung zu unterstützen. Ebenso möchte sie sich weiterhin stark machen für Flüchtlingsrechte, welche eigentlich Menschenrechte sind.

“-Wir wurden nicht als Flüchtlinge geboren, und der Krieg in unserem Land ist nicht unsere Schuld. Ich möchte, dass man uns als Menschen sieht und nicht als irgendeine Zahl. Jeder Flüchtling braucht eine Chance im Leben”, fasst Ravda zusammen.

Ravda Nur Cuma quote
© Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

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Documentary Fim

Discover more about Ravda Nur Cuma from the documentary film “Life flourishes again...Hope has the power to transcend all disasters” by Coşkun Aral. 

A product of the “European Cities Network on Migration” project was the documentary directed by the famous producer Coşkun Aral. Four immigrants from four countries (Turkey, Greece, Spain and Germany) share their journeys starting from the first day when they left their homes,  the difficulties they have experienced, the opportunities they have seen, their transformations and their aspirations.  The project was organised by the European Liberal Forum with the support of the Turkish Office of Friedrich Naumann Foundation for Freedom.

Life Flourishes Again

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