Arno-Esch-Preis

Der Verband Liberaler Akademiker verleiht den Arno-Esch-Preis an die Liberal Democratic League of Ukraine

Die Laudatio bei der Preisverleihung am Pfingstsonntag im Arno-Esch-Hörsaal der Universität Rostock hielt der Juryvorsitzende Ewald Grothe. Wir dokumentieren nachfolgend einige Auszüge:

Arno Esch hätte die Preisträgerin dieses Jahres 2022 ganz sicher gefallen.

In diesem Jahr, 71 Jahre nach seiner und der Hinrichtung von fünf seiner Kommilitonen im sowjetischen Lubjanka-Gefängnis in Moskau, dem heutigen Sitz des russischen Inlandsgeheimdienstes, wird die Liberal Democratic League of Ukraine mit dem Arno-Esch-Preis ausgezeichnet. Die strukturellen Ähnlichkeiten zwischen der aktuellen und der damaligen Situation liegen auf der Hand: Erneut geht es um Opposition gegen ein sowjetisches, heute russisches Regime, es geht um den Kampf für Menschenrechte und Demokratie. Um einen Kampf, der durch ein totalitär-autokratisches Regime verhindert, ja gewaltsam unterbunden werden soll. Nicht nur, aber auch deshalb hat sich die Jury für die Preisvergabe an die Liberal Democratic League entschieden.

Mit guten Gründen verleiht der Verband Liberaler Akademiker den Preis an eine studentische Organisation, welche die Initiative ergriffen hat, mit Zivilcourage und einer gehörigen Portion Mut, für ihre Ziele einzutreten, und notfalls auch bereit ist, dabei das eigene Leben zu riskieren.

Schutz der Menschenrechte und Freiheiten

Was macht und wofür steht aber nun die Liberal Democratic League of Ukraine? Sie wurde im Mai 2015 von Studierenden mehrerer Universitäten in Kiew gegründet, wo sich auch ihr Hauptsitz befindet. Der Großteil der Mitglieder der Organisation besteht aus Studierenden ukrainischer und europäischer Universitäten. Ihre Aktivitäten konzentrieren sich auf Kiew, Lemberg, Dnipro und Odessa. Darüber hinaus ist die Organisation über ihre Mitglieder in mehreren anderen europäischen Ländern präsent. Im Juni 2017 wurde die Organisation Vollmitglied von IFLRY (International Federation of Liberal Youth), wo LDLU seit 2018 auch im Vorstand vertreten ist. Im September 2018 wurde die Organisation Vollmitglied der European Liberal Youth (LYMEC).

Der Hauptzweck der NGO LDLU ist der Schutz der unveräußerlichen Menschenrechte und Freiheiten sowie ihrer sozialen, wirtschaftlichen, kreativen, kulturellen und sonstigen Interessen. Zu den grundlegenden Zielen der Organisation gehören die Verbreitung der Ideen der liberalen Demokratie, der Kampf für eine liberalere Ukraine, die Popularisierung der ukrainischen Kultur in der Ukraine und im Ausland, die Einbeziehung junger Menschen in gesellschaftspolitische Aktivitäten und die Teilnahme an Wahlen.

Es ist nachvollziehbar, dass dieser Einsatz und diese Aktivitäten sich seit dem Beginn des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 schwierig, wenn nicht in Teilen sogar unmöglich geworden sind. Deshalb hat unsere Preisverleihung zweierlei Aufgaben.

Symbol für Solidarität

Der Arno-Esch-Preis an die LDLU soll zum einen Symbol sein. Symbol für unsere Solidarität und für unsere volle Sympathie mit dem Kampf des ukrainischen Volkes um Unabhängigkeit, Selbstständigkeit, Demokratie und Menschenrechte. Diesen Kampf wollen wir hiermit unterstützen, symbolisch durch den Preis, der zugleich mehr ist als nur ein Zeichen. Der Preis steht eben auch für unsere Werte: Freiheit, Rechtsstaatlichkeit, Menschlichkeit gegen Tyrannei, Autokratie, Staatsterrorismus, Unmenschlichkeit und Barbarei.

Der Arno-Esch-Preis soll aber zugleich auch ein Signal sein. Ein Signal dafür, dass uns diese Werte auch etwas wert sind, dass wir sie verteidigen, in der Ukraine und weltweit. Er soll ein Signal sein, dass wir diese Werte auch in Zukunft vertreten wollen und in der Gegenwart für sie eintreten. Das Signal in die Zukunft kann nur lauten, dass wir den Freiheitskampf der Ukraine unterstützen: Ideell und materiell, und das in voller Solidarität mit dem Volk der Ukraine und zugleich im vollen Bewusstsein dessen, dass es auch um unsere ureigensten Werte geht: Die Bedrohung der liberalen Demokratie in der Ukraine setzt auch Liberalismus und Demokratie weltweit unter Druck. Dem stellen wir uns entgegen.

Arno Esch, so hat es Peter Menke-Glückert, der frühere Präses des VLA, einmal ausgedrückt, war ein humanitärer Kosmopolit, er trat für eine zukunftsoffene liberale Demokratie und für Menschenrechte, den Primat der Persönlichkeit vor dem Kollektiv und den Respekt der Menschenwürde und der Freiheitschancen des Individuums ein.

Die Jury des Arno-Esch-Preises hat sich für dieses Signal und dieses Symbol entschieden. Wir vergeben in voller Überzeugung darüber, dass die Werte von Arno Esch auch die Werte unserer eigenen liberalen Demokratie, nämlich Freiheit, Menschenwürde und Humanität sind, den Preis der Arno-Esch-Stiftung an die Liberal Democratic League of Ukraine, die sich für diese Werte in der Ukraine engagiert. Wir sind sicher, dass wir damit richtig liegen, ganz im Sinne unserer Werte und ganz im Sinne des Lebenswerks von Arno Esch.