Nachruf
Von Bayern in die Börde: Ein Nachruf auf Johann Hauser
Sein Leben hatte Symbolkraft für die deutsche Einheit. Und zwar nicht nur politisch, sondern auch persönlich. Er war Landwirt aus Straubing in Niederbayern. Seine Frau Rosa stammte aus der benachbarten Oberpfalz. Beide verband der bäuerliche Hintergrund in einer der damals ländlichsten Regionen Deutschlands. Beide brachten dieses Erbe in die Magdeburger Börde mit, als sie 1992 in Atzendorf einen großen Hof begründeten, der überaus erfolgreich wirtschaftete. Der Hof von "Bauer Hauser", wie er sich nennt, hat seit 2006 einen neuen Inhaber und Leiter, den Sohn Sebastian Hauser, der die überaus hochwertigen Produkte der Börde - allen voran deren weithin gerühmte Kartoffeln - deutschlandweit vermarktet.
Eine großartige Erfolgsgeschichte! Ein bäuerlicher Familienbetrieb, wie man sich ihn wünscht. Aber auch eine deutsch-deutsche Geschichte gesellschaftlicher Verantwortung auf der Grundlage ländlicher Selbstständigkeit. Johann Hauser trat 1982 in die FDP ein, motiviert durch sein großes bayerisches Vorbild Dr. Josef Ertl, von 1969 bis 1983 liberaler Bundeslandwirtschaftsminister. Später in Sachsen-Anhalt stürzte sich Johann Hauser in die regionale Politik: als Mitglied im Gemeinderat Atzendorf und im Kreistag des Salzlandkreises, von 2002 bis 2011 und wieder von 2021 bis zu seinem Tod Mitglied im Landtag Sachsen-Anhalts - stets in der jeweiligen FDP-Fraktion.
Johann Hauser stand wie kaum ein zweiter für das freie Bauerntum, in Ost und West. Diskussionen über innerdeutsche Befindlichkeiten waren ihm völlig fremd und zuwider. Kein Wunder, kam doch seine bayrische Lebensart in der Börde glänzend an, was ihm im Übrigen durchweg Wahlergebnisse bescherte, die weit über dem Durchschnitt seiner Partei lagen. Er und seine Frau standen geradezu symbolhaft für die verantwortungsvolle landwirtschaftliche Unternehmerschaft, und da spielten Ost und West keine Rolle.
Wenn Johann Hauser mit leidenschaftlicher Sprachkraft am Rednerpult stand, zog er den Saal - oder das Plenum des Landtags - in seinen Bann. Da redete jemand, der es ernst meinte: in einfachen und klaren Worten, mit tief bayrischem Zungenschlag, fernab der gewundenen intellektuellen Girlanden, die hierzulande so oft die Sprache der Politik unverständlich machen. Und wenn dann noch bei Parteiveranstaltungen mit Bundesprominenz im Salzlandkreis eine niederbayrische Blaskapelle den Rahmen setzte, war alles stimmig: für die Landwirte aus der Region, für die Menschen in Ost und West sowie für all jene, die ein Herz für freiheitliche Verantwortung haben. Es waren großartige Momente, die ihn und alle beglückten.
Johann Hauser war ein tief emotionaler Mensch. Er genoss mit Freude und Humor das Gefühl, zu einer wichtigen Sache einen wesentlichen Beitrag zu leisten. Ob speziell zur deutschen Einheit oder allgemein zum Zusammenhalt der Gesellschaft, das war ihm egal. Sein Vergnügen, ein erfolgreiches Projekt mit dem rustikalen Charme des Landwirts angestoßen zu haben, machten ihn glücklich - egal ob es um die Stimmung bei einer Parteiveranstaltung, um die Beschlüsse des Plenums im Landtag oder am Wahlabend um den Erfolg seiner Freien Demokraten ging. Das waren die Momente, die er, der Temperamentvolle, bemerkenswert still genoss - zusammen mit seiner Frau Rosa, die ihn im Hintergrund stets klug unterstützte.
Es gab aber natürlich auch andere politische Momente: bittere Niederlagen oder düstere Aussichten in schwierigster Zeit. Zwar gab er nie auf, aber die deprimierte Gemütslage war ihm dann anzumerken. Manchmal zog er sich in der Folge zurück, was manche fälschlich als Resignation deuteten. Seine Frau Rosa half ihm weiterzumachen. Auch in dieser Hinsicht war er ein echter Bayer - mit jener tief gefühlsgeleiteten Mentalität, die in den Filmen seines berühmten Landsmanns und Regisseurs Werner Herzog künstlerisch so eindrucksvoll nachgezeichnet wird: das Schwanken zwischen jauchzender Euphorie und tiefer Niedergeschlagenheit.
Johann Hauser hat sich verabschiedet. Eine wunderbare Persönlichkeit ist von uns gegangen. Wir werden ihn vermissen. Er wird der Gesellschaft und uns Liberalen fehlen. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie.
Professor Karl-Heinz Paqué (66) ist Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. Von 2002 bis 2006 war er Finanzminister von Sachsen-Anhalt, von 2002 bis 2008 FDP-Fraktionskollege von Johann Hauser im dortigen Landtag. Von 2006 bis 2008 war er im Landtag FDP-Fraktionsvorsitzender und Johann Hauser sein Stellvertreter.