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Potsdamer Konferenz
Vor 75 Jahren: Potsdamer Konferenz über die Zukunft Europas

Truman-Villa
Truman-Villa, heutiger Sitz der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit © picture alliance / imageBROKER | Joko

Heute vor 75 Jahren begann die Potsdamer Konferenz. Nach dem Ende der Kampfhandlungen in Europa trafen sich die drei Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs Stalin, Churchill und Truman, um über die Zukunft Deutschlands zu entscheiden. Das heute unter dem Namen "Truman-Villa" bekannte Haus diente dem damaligen US-amerikanischen Präsidenten Harry S. Truman als Quartier. Der amerikanische Historiker Robert S. Mackay hat ein Buch über die wechselvolle Geschichte des "Little White Houses", dem heutigen Hauptsitz der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, veröffentlicht. Hier ein Auszug aus seinem Buch über das Truman-Haus in Potsdam.

Vor dem Essen an diesem Abend stand Präsident Truman draußen in der kühlen Brise an der Rückseite des „Little White Houses“ und lauschte dem von den Hornisten gespielten Lied „Colors“. Am Ende des Konzertes lief der tiefbewegte Präsident die Hintertreppe hinab, den Rasen entlang, um den Hornisten zu gratulieren, und als er die Treppe in das Esszimmer wieder heraufkam, sagte er zu dem Pianisten Eugene List, welcher neben ihm stand: „Wissen sie, das ist nicht einfach zu spielen.“

Am Morgen des 16. Juli war die Stimmung in Babelsberg ähnlich einer Kleinstadt in Trumans Heimat Missouri. Der frühe Morgen war kühl und ruhig und kein Windhauch störte die Blätter der Bäume, die die leicht kurvigen Straßen der Stadt überschatteten. Stalin würde erst gegen Ende des Tages ankommen, Churchill war noch im Bett. Truman war zu seiner üblichen frühen Stunde auf. Der Präsident hatte eine Anzahl von Räumen im zweiten Stock, vom Balkon seiner Räume konnte er über den sich bis zum See erstreckenden Rasen schauen. Der Präsident trug ein weißes Hemd, eine gepunktete Fliege, einen schwarzen Anzug und zweifarbige Sommerschuhe. Alle Teilnehmer der Konferenz würden von seiner lebhaften geschäftlichen Manier beeindruckt sein. Er wirkte, sagte man, wie ein Aufsichtsratsvorsitzender. Der Vorsitzende machte seinen Spaziergang zu den amerikanischen „Nachbarn“ von Babelsberg, frühstückte um acht Uhr und schloss sich danach den Gesprächen mit Byrnes und Leahy an.

Die schläfrige, vorstädtische Erscheinung von Babelsberg war trügerisch: durch Telefonverbindungen stand der Präsident in direkter Verbindung mit Washington, und durch das militärische Kommunikationszentrum in Frankfurt mit dem Rest der Welt. Die Postsäcke, die in dem „Little White House“ ein und aus gingen, brachten Nachrichten von zu Hause, Einzelheiten der Gesetzgebung zur Überprüfung und Unterzeichnung und durchgängig informative Berichte vom staatlichen Außenministerium und dem Militär. Truman lenkte seinen Blick auf die Debatten im Kongress über die Charta der Vereinten Nationen.

Aber das Hauptthema in Erlenkamp – jetzt für einige Monate wieder „Kaiserstrasse 2“ – war der Krieg im Pazifik. Es sollte auch während seines 19 Tage dauernden Aufenthaltes dort das Hauptanliegen Trumans bleiben.

Oberst Charles Donelly von den U.S. Joint Staff Planners, nahm eine Abkürzung vom JCS-Gebäude durch den hinteren Garten zu dem Haus, in dem sich die Offiziersmesse befand. Draußen hinter der Tür an der Rückseite des Hauses erhob sich ein Hügel aus Erde, welcher genauso wie ein frisches Grab aussah. Als die Russen die Babelsberger Gegend für die Konferenz vorbereiteten, erfuhr Donelly, dass sie die Besitzer dieses Hauses wie üblich zwei Stunden vorher informiert hatten. Die Hausfrau fügte sich, verließ das Haus zur rechten Zeit, kam aber dann wieder zurück, um ein paar kostbare Besitztümer oder Andenken mitzunehmen. Als der Soldat der Roten Armee, der das Haus bewachte, sie daran hindern wollte, ins Haus zurück zu gehen, fing sie an zu streiten und der Soldat erschoss sie. Sie wurde an Ort und Stelle begraben.

Churchill, Truman und Stalin bei der Potsdamer Konferenz
Churchill, Truman und Stalin bei der Potsdamer Konferenz © picture alliance / CPA Media Co. Ltd