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Hiroshima
79 Jahre Hiroshima und Nagasaki

Hiroshima
Luftbild der zerstörten japanischen Industriestadt Hiroshima nach dem Abwurf der Atombombe. © picture-alliance / dpa | AFP

Im August 1945 wurden innerhalb von drei Tagen die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki durch die Atombomben „Little Boy“ und „Fat Man“ zerstört. Diese Bomben verletzten und töteten hunderttausende Zivilisten, vernichteten Städte und deren Umgebung durch Explosion, Druckwelle, Feuer, Strahlung und tödlichen radioaktiven Niederschlag. Die Langzeitfolgen belasten die Bevölkerung und die Umwelt bis heute. Drei Generationen später ist die Sorge vor dem Vergessen angesichts der aktuellen sicherheitspolitischen Entwicklungen in der Welt weiterhin begründet. Die Nukleardrohungen Russlands im Verlauf des Kriegs gegen die Ukraine, insbesondere gegenüber dem Westen, sind in ihrer Intensität besorgniserregend, jedoch nicht direkt vergleichbar mit den Abwürfen von Hiroshima und Nagasaki. Solche spezifischen Atombomben gibt es in dieser Form heute nicht mehr. Dennoch bleibt die Urangst vor nuklearer Vernichtung präsent. In Deutschland und im Westen müssen wir uns auf die nukleare Abrüstung konzentrieren, ohne uns von Drohungen einschüchtern zu lassen. Es wäre ein sicherheitspolitisch fataler Fehler, sich durch solche Drohgebärden lähmen zu lassen.

Nukleare Abrüstung voranbringen

Aufgrund ihrer verheerenden Auswirkungen wurden Atomwaffen seit 1945 nie wieder als Kriegsmittel eingesetzt. Doch sie bleiben ein Machtinstrument, und nukleare Abschreckung ist nach wie vor ein fester Bestandteil der Sicherheitsstrategien der USA, der NATO (einschließlich der EU und Deutschland), Russlands und Chinas. Auch Länder wie Indien, Pakistan, Israel und Nordkorea setzen auf die Abschreckungskraft von Nuklearwaffen. Diese Staaten streben vor allem nach Machtsicherung. In diesem Kontext ist es wichtig, dass Deutschland und die NATO ihren Beitrag zur nuklearen Abschreckung glaubwürdig leisten.

Nichtsdestotrotz sollte jede Form der Abschreckung stets von Bemühungen zur einvernehmlichen nuklearen Abrüstung begleitet werden. Die Gefahr von Unfällen, beispielsweise durch die Modernisierung von Waffensystemen, und das Risiko eines versehentlichen oder nicht genehmigten Abschusses sind zu groß. Trotz zahlreicher bi- und multilateraler Abkommen bestehen große Lücken bei der Umsetzung, insbesondere in Bezug auf die gegenseitige Überprüfung der Einhaltung von Abrüstungsvereinbarungen und bei technologischen Modernisierungen.

Klarheit schaffen, Erinnerung aufrechterhalten

Anfang 2023 hat Russland seine Teilnahme am New-START-Vertrag (Strategic Arms Reduction Treaty) suspendiert, was die Notwendigkeit neuer Verhandlungen deutlich macht. Es ist unerlässlich, neue Vereinbarungen auszuhandeln, die nicht nur russische und US-amerikanische Nuklearwaffen betreffen. Internationale Abkommen wie der Atomwaffensperrvertrag (NPT) müssen weiterentwickelt werden, um alle Atommächte einzubeziehen. Angesichts der tiefen Interessenskonflikte innerhalb der internationalen Gemeinschaft müssen gleichgesinnte Staaten eng zusammenarbeiten. Initiativen wie die Stockholm Initiative oder die Internationale Partnerschaft für Verifikation Nuklearer Abrüstung müssen gestärkt und in die Überprüfungskonferenzen des NPT stärker eingebunden werden.

Als aufstrebender Sicherheitsakteur muss die EU eine klare Strategie definieren und sich deutlich positionieren. Das Thema Atomwaffen und ihre Handhabung – Einsatz, Entwicklung, Vernichtung – ist komplex: Diskussionen über Abschreckung und Abrüstung, die Vielzahl von Abkommen, neue Waffentechnologien und die Ungewissheit über die Atomwaffenbestrebungen anderer Staaten (z.B. Iran) tragen zur Verwirrung bei.

Der Kern des Themas bleibt jedoch klar: Die katastrophalen Folgen eines tatsächlichen Atomwaffeneinsatzes übersteigen die menschliche Vorstellungskraft. Deswegen erinnern wir.