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Der Kampf einer Leaderin für die Freiheit

Treffen Sie Edita Tahiri aus dem Kosovo
Edita Tahiri
© Friedrich Naumann Foundation for Freedom

Die Geschichte der Kosovo-Leaderin Edita Tahiri – vom Kampf um die Unabhängigkeit über die Friedensverhandlungen in Kriegszeiten bis heute.

Nur sehr wenige Frauen auf der Welt können ihre Lebensreise als eine der unterdrückten Menschen in ihrem Land beginnen, zur Stimme ihrer neugeborenen Nation für die Welt werden, ihr helfen, ihre Freiheit zu verdienen, und dann nicht nur leben, diese Geschichte zu erzählen, sondern auch eine erfolgreiche politische Karriere beschreiten. Edita Tahiri aus dem Kosovo ist ein solches seltenes Beispiel, und sie hat viele Geschichten zu erzählen.

Diese Geschichten reichen von der Gründung einer Bewegung für die Unabhängigkeit von der serbischen Besatzung, der Demokratischen Liga des Kosovo, bis hin zu ihrer unermüdlichen politischen und diplomatischen Arbeit für die Befreiung und internationale Anerkennung des jüngsten Staates Europas. Doch sie alle summieren zu einem, dass sie als ihre bedeutendste Lebensleistung bezeichnet: „Ich bin stolz, dass wir dem Kosovo die Freiheit und Unabhängigkeit gebracht haben, und dafür gesorgt haben, dass Albaner nie wieder einen Völkermord erleiden.“

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Eine Kosovo-Patriotin wird geboren

Tahiri wurde im Jahre 1956 in eine, wie sie beschreibt, sehr patriotische albanische Familie geboren. Ihr Vater war gebürtiger Kosovare, ihre Mutter aus Albanien, und sie heirateten während des Zweiten Weltkriegs im Kosovo, als die Grenzen zwischen diesen beiden Ländern praktisch kaum existierten. Ihr Vater sehnte sich nach der Wiedervereinigung des Kosovo mit Albanien und war nicht nur ein prinzipieller Patriot, sondern erlitt als Untergrundpolitiker Haft und Folter durch den repressiven jugoslawischen Nachkriegsapparat unter der Führung von Innenminister Aleksandar Rankovic . "Ich habe die Unterdrückung der Albaner durch die Augen meines Vaters und die Spaltung der Albaner durch die Augen meiner Mutter gesehen - das hat meine Persönlichkeit und meine Verbundenheit mit dem Schicksal meiner Nation geprägt", sagt Tahiri.

Sie war keine Politikerin von Natur oder Bildung – tatsächlich hatte sie ihren ersten Abschluss in Telekommunikation und obwohl sie davon träumte, Psychologie zu studieren („Ich wollte das Leiden meines Vaters verstehen“), konnte sie die Not ihrer Familie und ihres Volkes nicht ignorieren. Das Schicksal würde jedoch ihre umsichtige Wahl der Ausbildung bald belohnen und sie in eine Richtung drängen, die sie sich davor nicht hätte vorstellen können. Nachdem sie in Prishtina einen Bachelor-Abschluss gemacht hatte, setzte sie ihr Studium mit einen Master-Abschluss in Essex, Großbritannien, fort und wurde eine der ersten Kosovaren, die den Westen erlebten. Dieser Bildungsumweg sollte ihren Weg prägen, kurz nachdem sie sich der Bewegung für die Unabhängigkeit des Kosovo angeschlossen hatte.

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

In den ersten Tagen der Unabhängigkeitsbewegung wurde sie von den Besten und Begabtesten des Kosovo zur Außenministerin dieses noch nichtexistierenden Staates ernannt. Dafür gab es vor allem zwei Gründe, sie sagt: „Ich kam aus einer glaubwürdigen, patriotischen Familie, die für die Rechte der Albaner gekämpft hat, und war bereits im Westen ausgebildet, also nicht nur englischsprachig, sondern auch nach westlicher Kultur und ihres Bildungssystems geprägt.“

„Damals war es sehr wichtig, Leute zu haben, die Patrioten, gut ausgebildet und nicht nostalgisch für kommunistische Zeiten waren. Die Leader unserer Bewegung waren alle Nationalisten, wir waren die Elite des Kosovo“, erinnert sie sich. Dass sie eine Frau war, war damals zweitrangig. „Wenn die Nation in Gefahr ist, gibt es keinen Platz für Gender“, lacht sie.

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Von den Korridoren der Diplomatie zum Weißen Haus

Dann kam der schwierige Teil. 1991 veränderte sich rasant die Weltordnung durch das Ende des Kalten Krieges und des Kommunismus im Sowjetblock. Während des Kalten Krieges hatte das von Serben dominierte Jugoslawien einen „dritten Weg“ zwischen Ost, West und dem globalen Süden verfolgt; eine Politik, die ihm viele Freunde in hohen Positionen machte. Es war keine leichte Aufgabe, die Welt davon zu überzeugen, dass der Kosovo nun die gleiche Unabhängigkeit von Serbien verdient wie die anderen föderalen Einheiten des ehemaligen Jugoslawiens und dass seine Bevölkerung bereits ein Jahrhundert lang für die Freiheit ihres Landes gekämpft hat.

Die Schwierigkeit bestand darin, dass die internationale Gemeinschaft die Situation des Kosovo nicht verstand, während ihr Land wiederum keinen Zugang zur internationalen Gemeinschaft hatte. Edita Tahiri erinnert sich: „Eine Chefdiplomatin, der der Zugang zu internationalen Institutionen und wichtigen Ländern verwehrt wird, erfordert viel Kreativität, um voranzukommen. Als ich als Außenministerin anfing, trafen sich Diplomaten nicht gerne mit mir, weil sie nicht verstanden, was bei der Auflösung Jugoslawiens vor sich ging und weil Serbien viel besser vernetzt war, was zu einer Barriere zwischen mir und den anderen Diplomaten wurde.“

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Doch die Tragödie ihres Volkes, der Albaner, und ihres Landes motivierte sie, niemals aufzugeben und jede Gelegenheit zu suchen, sich mit Diplomaten und Ministern zu treffen. „Ich erinnere mich, dass sie mich anfangs nicht einmal in ihren Büros empfangen haben, sondern auf den Fluren oder in den Cafés bei internationalen Konferenzen. Alternative Räume, Korridore und Cafeterien wurden für mich zu Orten der Lobbyarbeit“, sagt sie. „Ich definiere diese diplomatische Reise als „von den Korridoren der Diplomatie zum Weißen Haus“. Tahiris Beharrlichkeit begann sich auszuzahlen. Washington, das seit Anfang der 1990er Jahre Beobachtungsmissionen in das Land entsandte, nahm die Notlage des Kosovo ernster und ihre Schirmherrschaft half Tahiri, immer mehr Türen zu öffnen, um ihre Sache voranzutreiben.

Diese offenen Türen würden nicht ausreichen, wenn sie kein überzeugendes Argument vorbringen könnte, aber Tahiri hat genau das geschafft. „Ich würde jeden ermutigen, eine solche Rolle zu übernehmen, aber es ist eine schwierige Aufgabe. Es ist möglich die internationale Meinung zu ändern, wenn Ihre Argumente darüber, wofür Sie kämpfen, kohärent und konsistent sind“, sagt sie. Ihr Talent an den Prinzipien festzuhalten, die Kosovo anstrebte, aber auch Raum für Kompromisse zu lassen wo es möglich war, half ihr – und ihrer Nation – an Boden zu gewinnen.

Rambouillet

Ihre jahrelange engagierte Arbeit als Außenministerin führte zur Grundsteinlegung der Friedenskonferenz von 1999, die im französischen Schloss Rambouillet ausgehandelt wurde, wo über das Schicksal ihres neuen Landes entschieden wurde. „In Rambouillet haben wir das Prinzip der Selbstbestimmung des Kosovo trotz des Drucks der serbischen Delegation bewahrt“, erinnert sie sich. „Wir bestanden darauf, dass das Kosovo nach einer Übergangszeit über einen Mechanismus verfügen muss, um über seine eigene politische Zukunft zu entscheiden. Wir würden nur ein Übergangsabkommen akzeptieren, das eine Tür zur Unabhängigkeit offenließ und den Kosovo unter ein Nato-Protektorat stellt“, fügt sie hinzu.

Es war kein einfacher Kampf, sagt Tahiri. Belgrads Verhandlungsführer würden behaupten, der Kosovo sei immer ein integraler Bestandteil der serbischen jugoslawischen Republik gewesen, während die Delegierten des Kosovo antworten würden, dass der Kosovo eine föderale Einheit des ehemaligen Jugoslawiens gewesen sei. „Zu dieser Zeit wussten nur wenige auf der Welt, dass der Kosovo einen Doppelstatus in Jugoslawien hatte, dass es von seiner Position als föderaler Teil Jugoslawiens profitierte und nicht einfach ein Teil Serbiens war. Ich musste das serbische Narrativ mit Argumenten diskreditieren und den Standpunkt des Kosovo darlegen“, sagt sie.

Am Ende war die diplomatische Mission in Rambouillet ein Erfolg. Kosovo erhielt nicht nur die implizite Anerkennung, dass eines Tages ein Unabhängigkeitsreferendum stattfinden könnte, sondern auch eine ausdrückliche internationale Zusage für den Schutz des Kosovo durch eine NATO-Friedenstruppe. Tahiri behauptet, dies sei ihre bei weitem wichtigste diplomatische Leistung gewesen, die nur durch ihre Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung der Republik Kosovo am 17. Februar 2008 an Bedeutung übertroffen wurde.

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©  Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit

Eine Realistin in Kriegszeiten, eine Liberalin in Friedenszeiten

Mit dem Ende der Besetzung des Kosovo durch Serbien und der Rückkehr zum normalen Leben hat sich diese selbsternannte „Realistin im internationalen Bereich“ dem Liberalismus und inneren Reformen zugewandt. Wie, und warum ist das passiert?

"Persönlich denke ich, dass ich während der zehnjährigen Besatzungszeit in vielerlei Hinsicht realistischer war, insbesondere wenn es um die Anerkennung meines Landes ging. Das liegt daran, dass das internationale System bei der Konfliktlösung auf Realismus basiert“, sagt sie. „Als der Krieg endete und wir unsere Freiheit erlangten, begann ich zu glauben, dass diese neue Freiheit nun allen dienen sollte. Diese Idee führte mich zu den Idealen des Liberalismus und ich glaube bis heute, dass die Chancengleichheit und die Vorherrschaft des Rechts die Grundlage jedes demokratischen Staates sind und dass die Regierung dazu da ist, dem Volk zu dienen.        

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Es ist jedoch keine leichte Aufgabe eine liberale Frau in einer relativ konservativen Balkannation zu sein, "Von Anfang an war ein freier Kosovo ein Transformationsprozess, und ich würde jetzt sagen, dass es Zeit braucht, bis eine reale Transformation hin zu echten demokratischen Werten stattfindet", sagt Tahiri. Es gab viele positive und fortschrittliche Entwicklungen, wie die Gewährung gleicher (und in gewisser Hinsicht sogar bevorzugter) Freiheiten für Kosovo-Serben und andere Minderheiten („Freiheit sollte allen dienen, nicht nur den Gewinnern“, bemerkt Tahiri) und die Einführung von Genderquoten zur Förderung der Frauenbeteiligung an der Politik. Einige für die Region traditionell erscheinende Probleme bleiben bestehen, die wichtigsten sind natürlich Korruption und mangelnde Rechenschaftspflicht für Politiker an der Macht.

„Als meine Partei, die LDK, nach dem Krieg zu regieren begann, traten Korruption und Autokratie auf. Das war etwas, was ich nicht ändern konnte“, sagt Tahiri. Für sie sind Autokratie und Korruption in den ersten 20 Jahren seit der Befreiung des Kosovo Teil der Struktur jeder Regierung geblieben – selbst derer, der sie angehörte, und es wurde noch kein Heilmittel gefunden. „Politiker treten in die Politik an, um aus ihren Diensten mehr zu verdienen als sie geben. Dies ist seit der Zeit des [deutschen Soziologen Max] Weber bekannt. "Als ich Minister war, bin ich ethisch geblieben und habe die Korruption bekämpft", sagt Tahiri. "Ich möchte mehr Idealismus in unserer politischen Führung sehen. Ich möchte den Idealismus sehen, den wir hatten, als wir 1989 die Unabhängigkeitsbewegung gründeten und der so voranging, bis wir unsere Unabhängigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung erlangten. In der Nachkriegszeit scheinen wir jedoch den Idealismus aufgegeben zu haben“, beklagte sie.

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Einschlagen einer eigenen Richtung

Tahiri erzählt, wie sie sich nach Kriegsende für demokratische Reformen in der LDK-Bewegung einsetzte, der sie über ein Jahrzehnt angehörte, aber ihre reformistischen Bemühungen auf heftigen Widerstand stießen.

„Als sich die LDK-Unabhängigkeitsbewegung in eine politische Partei verwandelte, hoffte ich, dass die LDK an den Werten und Prinzipien festhält, auf denen sie gegründet wurde“, erinnert sie sich. „Da es sich um eine elitäre Bewegung handelte, dachte ich, sie könnte als Anführerin des Friedenskonsolidierungsprozesses im Kosovo nach dem Konflikt fungieren. Es ist sehr wichtig, eine interne Demokratie in einer politischen Partei zu schaffen, und das fehlte in der LDK. Unser Wertesystem wurde untergraben. Nach dem Krieg sahen Sie, wie anstatt diejenigen, die während des Krieges anführten, höhere Ämter übernahmen, plötzlich Leute mit geringeren Verdiensten an die Spitze kletterten“, fügt Tahiri hinzu. Sie musste weiterziehen und startete im Mai 2004 ihr eigenes reformistisches Projekt, die Kosovo Demokratische Alternative (ADK).

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Von Beginn ihres neuen politischen Projekts an hat sich Tahiri die Gleichberechtigung der Geschlechter zu Herzen genommen. „Ich persönlich habe nie eine Diskriminierung erlebt, obwohl ich die einzige Frau in der Führung der Unabhängigkeitsbewegung war“, sagt sie. „In der Nachkriegszeit kehrten jedoch die traditionellen Barrieren zurück, diese Vorstellung, dass die Macht den Männern gehört, dass Frauen keinen Anspruch auf öffentliche Ämter haben. Frauen sahen sich ins Abseits gedrängt. Ich persönlich nicht, weil ich als Führungskraft bereits eine starke Glaubwürdigkeit hatte. Aber in Bezug auf die Gleichstellung der Geschlechter war die Lage nicht gut“, fügt sie hinzu.

Als sie und die Progressiven um sie herum vereinbarten sich dagegen zu wehren, dass Frauen als Unterlegene behandelt werden, handelten sie. „Wir – Frauen in Politik und Zivilgesellschaft – haben uns unmittelbar nach dem Krieg für die Gleichstellung der Geschlechter eingesetzt. Wir haben nach den ersten Nachkriegswahlen im Jahr 2000 eine Quote von 30 Prozent im Parlament etabliert und sind damit das erste Land auf dem Balkan und ein Vorbild für den Rest“, sagt sie.

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Sie stimmt zwar zu, dass Quoten ein künstliches Instrument sind, stellt jedoch fest, dass sie dazu beigetragen haben, mehr Frauen der Politik auf hoher Ebene auszusetzen und der kosovarischen Gesellschaft zu zeigen, dass das Land ohne sie in Autoritätspositionen nicht hoffen kann, eine echte, funktionierende Demokratie zu entwickeln. „Heute, während wir hier sprechen ist die Lage hinsichtlich der Beteiligung der Frauen in der Regierung besser. Der Präsident ist eine Frau, und das Parlament hat über 30 Prozent Frauenvertretung. Das sind gute Errungenschaften, aber es bleiben Herausforderungen – wir müssen noch nachhaltige geschlechtergerechte Systeme aufbauen“, sagt Tahiri. Ihr Kampf für Geschlechtergleichstellung und geschlechtergerechte Friedensförderung geht auf regionaler Ebene weiter – seit über fünfzehn Jahren ist sie Leiterin der Regional Women’s Lobby in South-East Europe (RWLSEE).

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„Ich möchte eine nachhaltige Gleichstellung der Geschlechter in meinem Land und der Welt sehen; Ich würde sagen, es gibt keine wirklich funktionierende Demokratie ohne die gleichberechtigte Teilhabe von Frauen an Entscheidungsprozessen“, betont sie und fordert, dass Frauen in den Schlüsselbereichen der Politik und Bürgerinitiative, insbesondere in der Friedensförderung, verstärkt werden müssen. „Bei den formellen Friedens- und Entscheidungsprozessen geht die Diskriminierung weiter“, sagt die Diplomatin. Sie sei nach wie vor die einzige Frau auf dem Balkan, die formelle Friedensverhandlungen geführt habe.

Kosovo und die Welt heute

Wohin steuert der Kosovo nach den Tragödien von Krieg und Besatzung heute nach Ansicht der langjährigen Diplomatin? „Für den Kosovo ist unsere Außenpolitik klar und euroatlantisch“, betont Tahiri. „Wir wollen Russland nicht auf dem Balkan sehen, was auch von allen neuen Staaten, die aus dem ehemaligen Jugoslawien hervorgegangen sind, nicht erwünscht wird, außer Serbien, das Russland als trojanisches Pferd nutzt. Unser Ziel ist es, den Balkan und das Kosovo fest mit dem Westen zu verbinden. Alles andere ist keine Option“, fügt sie hinzu.

Gleichzeitig scheut sie auch Kritik an der Rolle des Westens und insbesondere der Europäischen Union bei den Schwierigkeiten, die die Region in den letzten drei Jahrzehnten erfasst haben. „Historisch gesprochen hat die EU nach dem Kalten Krieg keine wichtige Rolle in den Kriegen auf dem Balkan gespielt, obwohl diese in ihrem eigenen Hinterhof stattfanden. Aber auch die UNO versagte. Erst als die USA die Führungsrolle übernahmen, endeten die Kriege und die Konflikte wurden gelöst.“

In jüngerer Zeit hat sich die Rolle der EU verbessert, bleibt aber dualistisch, meint Tahiri. „Nach dem Krieg spielte die EU eine viel wichtigere Rolle, da sie zu einer der vier Säulen des Staatsaufbaus bei der UN-Mission im Kosovo wurde, und ich schätze den Beitrag der EU zu unserer Wirtschaft und unserem Wiederaufbau“, stellt die Diplomatin fest. Gleichzeitig ist sie mit dem geostrategischen Gesamtansatz (oder dessen Abwesenheit) von Brüssel alles andere als zufrieden.

„In geostrategischen Fragen ist das Versagen der EU gravierend – nicht nur gegenüber dem Kosovo, sondern gegenüber dem gesamten Balkan. In den letzten 20 Jahren ist es der EU nicht gelungen, einen strategischen Ansatz gegenüber dem Balkan zu konsolidieren, obwohl alle Balkanländer (außer Serbien) entschlossen waren, dem Westen beizutreten“, behauptet sie und fügt hinzu, dass die EU mehr hätte tun müssen, um die ex-jugoslawischen Nationen schneller zu integrieren, ohne dass nicht-westliche Akteure wie Russland, China und die Türkei Fuß fassen konnten. „Die EU muss einen Weg finden, in ihrer Außenpolitik eine Einheit aufzubauen, wenn sie wirklich zu einem einflussreichen strategischen Akteur werden will“, schließt sie. Sie sagt auch, dass der transatlantische Block seinen Schutz der in letzter Zeit geschwächten westlichen Ausrichtung des Balkans verstärken sollte.

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Hoffnungen für die Zukunft

Edita Tahiri kann auf vieles stolz sein, wenn es um den Fortschritt ihrer Nation zu ihren Lebzeiten geht – von einem unterdrückten und ausgegrenzten Volk im 20. Jahrhundert zu einem freien, unabhängigen Land heute. Welche Zukunft sieht sie jetzt für ihr Land?

„Vor uns liegen viele Herausforderungen, vor allem – wirtschaftliche Fortschritte zu erzielen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen, damit unsere Jugend ihre Träume im Kosovo und nicht außerhalb verwirklichen kann. Die Auswanderung unserer jungen Generation ist der Fluch unserer Gesellschaft. Letzten Endes hängt die Gegenwart und Zukunft unserer Nation von der Energie unserer Jugend ab“, sagt Tahiri und fügt hinzu, dass die Erhaltung der jüngeren Bürger das strategische Ziel des Kosovo sein sollte.

„Unsere strategischen Ziele in der Außenpolitik sind die Integration des Kosovo in die NATO, die EU und die Vereinten Nationen sowie die Verbesserung der Nachbarbeziehungen, einschließlich des Dialogs zwischen Kosovo und Serbien“, sagt die Diplomatin und fügt hinzu, dass letzterer mit einer gegenseitigen Anerkennung der beiden Staaten unter den derzeitigen Grenzen. „Und drittens ist es, das Kapitel der Kriege und Feindseligkeiten endlich abzuschließen und das nächste – der friedlichen Beziehungen – zu beginnen“, schließt Tahiri. "Wir sollten diese Last nicht der nächsten Generation überlassen."

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