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Treffen Sie Edita Tahiri aus dem Kosovo
Die Geschichte der Kosovo-Leaderin Edita Tahiri – vom Kampf um die Unabhängigkeit über die Friedensverhandlungen in Kriegszeiten bis heute.
Nur sehr wenige Frauen auf der Welt können ihre Lebensreise als eine der unterdrückten Menschen in ihrem Land beginnen, zur Stimme ihrer neugeborenen Nation für die Welt werden, ihr helfen, ihre Freiheit zu verdienen, und dann nicht nur leben diese Geschichte zu erzählen, sondern auch eine erfolgreiche politische Karriere beschreiten. Edita Tahiri aus dem Kosovo ist ein solches seltenes Beispiel, und sie hat viele Geschichten zu erzählen.
Tahiri, geboren im 1956, ist eine der Leader des Kosovo und war Chefdiplomatin während des Kampfes um die Unabhängigkeit und die Anerkennung des jüngsten Staates Europas. Während der harten Zeiten des Unabhängigkeitskampfes war sie zehn Jahre lang Außenministerin, stellvertretende Premierministerin, Ministerin für Dialog, Ministerin für öffentliche Verwaltung und Abgeordnete in fünf verschiedenen Nationalversammlungen im Kosovo. Sieben Jahre lang (2011-2017) war sie Chefunterhändlerin des Normalisierungsdialogs mit Serbien und unterzeichnete am 17. Februar 2008 die Unabhängigkeitserklärung der Republik und damit praktisch den Weg für die Unabhängigkeit des Kosovo und die internationale Anerkennung ebnete.
Tahiri ist Absolventin der Harvard University, hält einen MA in Public Administration der John F. Kennedy School for Government und hat einen Doktortitel in Politikwissenschaft der Universität Prishtina in Kooperation mit der Johns Hopkins University SAIS in Washington DC. Zuvor erwarb sie einen Bachelor-Abschluss in Telekommunikation in Prishtina, Kosovo und einen Master in Essex, Großbritannien.
In den ersten Tagen der Unabhängigkeitsbewegung wurde sie von den Besten und Begabtesten des Kosovo zur Außenministerin dieses noch nichtexistierenden Staates ernannt. „Damals war es sehr wichtig Leute zu haben, die Patrioten, gut ausgebildet und nicht nostalgisch für kommunistische Zeiten waren. Die Leader unserer Bewegung waren alle Nationalisten, wir waren die Elite des Kosovo“, erinnert sie sich. Dass sie eine Frau war, war damals zweitrangig. „Wenn die Nation in Gefahr ist, gibt es keinen Platz für Gender“, lacht sie.
Dem Leadership des Kosovo fehlte es an Zugang zu den Vertretern der internationalen Gemeinschaft. Edita Tahiri erinnert sich: „Eine Chefdiplomatin, der der Zugang zu internationalen Institutionen und wichtigen Ländern verweigert wird, erfordert viel Kreativität, um voranzukommen“. Doch die Tragödie ihres Volkes, der Albaner und ihres Landes motivierte sie, niemals aufzugeben und jede Gelegenheit zu suchen, sich mit Diplomaten und Ministern zu treffen, um internationale Unterstützung für die Unabhängigkeit zu gewinnen und sicherzustellen, dass ihr Volk nie wieder einen Völkermord erleidet. „Ich erinnere mich, dass sie mich anfangs nicht einmal in ihren Büros empfangen haben, sondern auf den Fluren oder in den Cafés bei internationalen Konferenzen. Cafeterias wurden für mich zu Lobbys“, sagt sie. Sie definiert diese diplomatische Reise als „von den Korridoren der Diplomatie zum Weißen Haus“.
Mit dem Ende der Besetzung des Kosovo durch Serbien und der Rückkehr zum normalen Leben hat sich diese selbsternannte „Realistin im internationalen Bereich“ dem Liberalismus und inneren Reformen zugewandt. „Als der Krieg endete und wir unsere Freiheit erlangten, begann ich zu glauben, dass diese neue Freiheit jetzt allen dienen sollte. Diese Idee führte mich zu den Idealen des Liberalismus und ich glaube bis heute, dass Chancengleichheit und die Vorherrschaft des Rechts die Grundlage jedes demokratischen Staates sind und dass die Regierung dazu da ist, den Menschen zu dienen“, sagt Tahiri.
Diese Diplomatin und Leaderin sieht die Zukunft ihres Landes positiv trotz der vielen Hürden, mit denen sie bisher konfrontiert war. „Vor uns liegen viele Herausforderungen, vor allem – wirtschaftliche Fortschritte zu erzielen und Beschäftigungsmöglichkeiten zu eröffnen, damit unsere Jugend ihre Träume im Kosovo und nicht außerhalb verwirklichen kann. Die Auswanderung unserer jungen Generation ist der Fluch unserer Gesellschaft und des gesamten Balkans. Letztendlich hängt die Gegenwart und Zukunft unserer Nation von der Energie unserer Jugend ab“, sagt Tahiri und fügt hinzu, dass die Erhaltung der jüngeren Bürger neben der euro-atlantischen Integration das strategische Ziel des Kosovo sein sollte.
Vor allem aber glaubt sie, dass der Balkan das Kapitel über seine Kriege und Feindseligkeiten endlich abschließen und als Nächstes die friedlichen Beziehungen beginnen muss. „Wir sollten diese Last nicht der nächsten Generation überlassen“, schließt Tahiri.