75. Geburtstag
Rolf Berndt – Ein Politik-Manager eigener Art
In der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit firmiert Rolf Berndt zumindest unter älteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis heute immer noch als „der GVM“, was eigentlich grammatikalisch falsch ist, steht die Abkürzung doch für „Geschäftsführendes Vorstandsmitglied“. In ihr schwingt ein großes Maß an Hochachtung mit und das nicht nur, weil Rolf Berndt diese Funktion neunzehn Jahre lang ausgefüllt und damit länger als jeder andere die Hauptgeschäftsführung der Stiftung innegehabt hat.
Diese Hochachtung hat viel mit der Art und Weise zu tun, wie die Geschäftsführung ausgeübt wurde. Die zwei Jahrzehnte zwischen 1995 und 2014 waren alles andere als ruhige Zeiten für die Stiftung. Gewiss war Rolf Berndt bei Dienstantritt „sturmerprobt“, denn niemand anderes als Hans-Dietrich Genscher hatte den Diplom-Volkswirt kurz nach der Bonner Wende 1983 als FDP-Bundesgeschäftsführer installiert. In dieser Funktion sah er sich bald einer weit größeren weltpolitischen Wende gegenüber, die von den Liberalen herbeigesehnt worden war, ihnen aber auch viel abverlangte. Gemeinsam mit dem damaligen FDP-Vorsitzenden Otto Graf Lambsdorff und dem Fraktionsvorsitzenden Wolfgang Mischnick meisterte er 1990 den schwierigen Prozess, die politisch sehr unterschiedlich sozialisierten Liberalen aus West und Ost zusammenzuführen. Dass die FDP im Einigungsprozess die Avantgarde bildete, war nicht zuletzt auch sein Verdienst. Und welche Arbeit damit verbunden war, kann sich heute kaum noch jemand so richtig vorstellen.
Graf Lambsdorff hatte spätestens seitdem eine hohe Meinung von ihm, so dass er seinen Wechsel an die Stiftungsspitze 1995 auch davon abhängig machte, dass Rolf Berndt ihm weiter zur Seite stand. Denn auch in der Stiftung galt es, einen nicht unerheblichen „Wiedervereinigungsprozess“ auf den Weg zu bringen. Der neue „GVM“ gewann durch seinen integrativen Führungsstil schnell die Sympathien der Gremien und Mitarbeiter und konnte so auch die nun leider notwendigen Konsolidierungsmaßnahmen für die Arbeit im In- und Ausland durchsetzen, da der frühere Expansionskurs auf allen Ebenen finanziell nicht mehr haltbar war.
Berndts Meisterstück war sicherlich der weitgehend reibungslose Umzug der Stiftung vom rheinischen Königswinter in die Havelmetropole Potsdam, der ihm als gebürtigen Siegerländer und im Rheinland verwurzelt nicht leichtgefallen ist und dann obendrein durch Brandstifter sehr erschwert wurde. Aber auch in der neuen Stiftungsheimat am Griebnitzsee wurde Rolf Berndt sehr schnell heimisch, betrieb dort sogar Kommunalpolitik und sorgte dafür, dass die Stiftungszentrale im „Truman-Haus“ schnell zu einer bekannten Marke vor Ort wurde. Auch im Ausland wurde seine Arbeit erkannt und ihm beispielsweise von einer südkoreanischen Universität ein Ehrendoktor verliehen.
Das nominelle Pensionierungsalter hatte er eigentlich schon erreicht, als recht unversehens die große liberale Krise von 2013 eintrat. Nochmals waren seine Verhandlungsgeschicke stark gefragt, als es darum ging, die Stiftungsfinanzen auch für eine – vorübergehende, so natürlich die dann eingelöste Hoffnung – außerparlamentarische Phase des organisierten Liberalismus zu sichern. Als dies gelang, war die Ausgangsposition für ein liberales Comeback sehr viel besser und konnte Rolf Berndt beruhigt die Amtsgeschäfte in jüngere Hände übergeben.
Ich habe das alles zunächst aus Hessen, dann als Bundes- und Fraktionsvorsitzender, schließlich als Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit miterlebt. Rolf Berndt war auch immer in meiner Nähe, ich habe ihm viel zu danken.
Die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit verdankt ihm zweifellos viel, nicht nur in organisatorischer, sondern gerade auch in inhaltlicher Hinsicht; in der Ära Lambsdorff-Berndt bzw. Gerhardt-Berndt wurde sie, engagiert unterstützt auch vom Stiftungskuratorium unter seinem Vorsitzenden Jürgen Morlok, wieder zu einem echten Thinktank mit Ausstrahlung weit über das liberale Umfeld hinaus. Seinen Unruhestand genießt Rolf Bernd nun wieder in Rheinnähe, aktiv wie eh und je, u. a. als Vorsitzender der Walter-Scheel-Stiftung und stolzer Besitzer eines restaurierten „Deux Chevaux“.
Kuratorium, Vorstand und Mitarbeiter der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, „seiner“ Stiftung, wünschen ihrem „GVM“, dass dies noch lange so bleiben möge.
Prof. Dr. Jürgen Morlok Dr. Wolfgang Gerhardt
Ehrenvorsitzender des Kuratoriums Ehrenvorsitzender des Vorstandes